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La Liga, FC Valencia: Wie Spaniens schlafender Riese erwacht ist

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La Liga, FC Valencia: Wie Spaniens schlafender Riese erwacht ist

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Valencias Comeback aus dem Keller

Der FC Valencia erhebt sich nach Jahren in der Bedeutungslosigkeit Spaniens wie ein Phönix aus der Asche. Vor allem, weil Sachverstand Geld schlägt.
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© SPORT1-Grafik: Getty Images/Imago/Heinemann
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von Kerry Hau

Marcelino Garcia Toral will die Weihnachtstage so schnell wie möglich vergessen.

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Der Trainer des FC Valencia war an Heiligabend gerade auf dem Weg in seine Heimat ins nordspanische Asturien, als ein Wildschwein in seinen BMW krachte.

Obwohl sich der Wagen mehrfach überschlug und völlig demoliert im Straßengraben landete, kam der 52-Jährige ohne schlimmere Verletzungen davon.

Er hatte Glück im Unglück. Ebenso wie sein Arbeitgeber. Denn obwohl Marcelino erst seit vergangenen Sommer im Amt ist, hat es Valencia ihm zu verdanken, dass im geschichtsträchtigen Estadio Mestalla nach Jahren der Bedeutungslosigkeit plötzlich wieder attraktiver Fußball gespielt wird.

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Auf einmal besser als Real

"Los Ches", die Fledermäuse, belegen noch vor Meister Real Madrid den dritten Platz in Spanien und stellen mit 36 Toren nach dem Klassenprimus FC Barcelona die zweitbeste Offensive der Liga. In der Copa del Rey haben sie nach einem 1:1 bei UD Las Palmas im Achtelfinal-Hinspiel gute Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale.

"Das Team ist unfassbar gut. Es wird schwer, nicht an die Champions League zu denken", sagte Verteidiger Gabriel Paulista schon im Herbst. Die Sportzeitung Marca attestierte den "Blanquinegros" in ihrem 2017er-Zeugnis eine "brutale Transformation".

Viel Geld war dafür - im Vergleich mit den Investitionen des Klubs im Vorjahr - nicht nötig. 39 Millionen Euro gab Marcelino für neue Spieler aus. 16 davon für einen, der den meisten Deutschen nur als "Elfer-Depp" geläufig ist: Simone Zaza.

Elfer-Depp und PSG-Opfer

Der italienische Angreifer präsentiert sich vor den gegnerischen Gehäusen mittlerweile cooler als bei seinem verschossenen Strafstoß im Viertelfinale der EM 2016. Viel cooler. Mit zehn Saisontreffern hat er einen großen Anteil am Höhenflug. Zum Vergleich: Reals Superstar Cristiano Ronaldo gelangen bislang gerade einmal vier Tore.

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Valencias Offensive ist allerdings keine One-Man-Show. Auch die spanischen Hoffnungsträger Rodrigo (acht Tore) und Santi Mina (sechs Tore) sowie der von Paris Saint-Germain aussortierte Goncalo Guedes (drei) strahlen enorme Torgefahr aus. 

Allen voran Leihspieler Guedes, die Hinrunden-Entdeckung schlechthin, lieben sie im Mestalla. Der portugiesische Shootingstar verkörpert den tempo- und trickreichen Konterfußball der Marcelino-Elf wie kein anderer. 

Da ihn PSG trotz seiner starken Leistungen nicht gebrauchen kann, hat Valencia gute Chancen, den 21-Jährigen alsbald fest unter Vertrag zu nehmen.

Investorenmodell scheitert kläglich

Klub-Präsident Anil Murthy bleibt bei der Personalie aber noch entspannt. Er fällt Entscheidungen - anders als sein Vorgänger Peter Lim - nämlich mit Bedacht.

Lim, ein Milliardär aus Singapur mit nicht allzu großem Fußballverstand, erwarb im Jahr 2014 die Hauptanteile des Klubs und pulverte zig Millionen in satte wie überbezahlte Profis, die dem Mannschaftsgefüge schadeten. 

Unter seiner Herrschaft spielte der ruhmreiche Klub aus der spanischen Hafenstadt, Meister 2002 und 2004, UEFA-Cup-Sieger 2005 und Finalteilnehmer der Champions League 2000 und 2001, zeitweise sogar gegen den Abstieg in die zweite Liga. 

Drei Trainer - darunter Manchester Uniteds Legende Gary Neville und Ex-Italien-Coach Cesare Prandelli - wurden binnen einer Saison verschlissen. Nationalspieler Shkodran Mustafi, einer der wenigen Lichtblicke im Team, ergriff die Gelegenheit und wechselte im August 2016 zum FC Arsenal.

Weniger Geld als Schlüssel zum Erfolg

Die Valencia-Fans gingen auf die Barrikaden und forderten Lims Rücktritt. Doch erst ein Jahr später, nach einer erneuten Krisen-Spielzeit, sah sich der Besitzer zu diesem Schritt gezwungen.

Sein einstiger Assistent Murthy, zuvor lange als Delegierter für die UNESCO tätig, leitet seitdem die sportlichen Geschicke. Mithilfe von Marcelino Garcia Toral. Einem Trainer, der den Mut hat, knallharte Entscheidungen zu treffen. 

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Stars wie Nani, Alvaro Negredo, Eliaquim Mangala oder Enzo Perez mussten vor Saisonbeginn gehen; selbst Torwart Diego Alves, einer der wenigen Leistungsträger, bekam aufgrund seines schwierigen Charakters die Tür gezeigt.

Dafür wurden jüngere, hungrigere Spieler ausgeliehen. Neben PSG-Opfer Guedes kam mit Geoffrey Kondogbia und Jeison Murillo noch ein Defensiv-Duo von Inter Mailand. Weniger Geld war die Lösung, um den schlafenden Riesen zu wecken.

Das jüngste Team Spaniens

"Wir mussten die Dynamik innerhalb des Kaders verändern", weiß Marcelino inzwischen. Zu seinen Trümpfen zählt auch, von der eigenen Jugend Gebrauch zu machen.

Mit Jose Luis Gaya (22), Carlos Soler (21) und Toni Lato (20) gehören drei Eigengewächse seiner erweiterten Stammelf an. Der Kader ist mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren der jüngste der Liga. "Es bereitet mir Freude, mit den Jungs zusammenarbeiten. Sie verdienen eine Chance - vor allem hier", sagt Marcelino.

Valencias Nachwuchsarbeit zählt seit Jahrzehnten zu den besten Spaniens und damit auch Europas. Isco (heute Real Madrid), David Silva (Manchester City), Jordi Alba (FC Barcelona) und Juan Bernat (FC Bayern) sind nur einige der namhaften Kicker, die der Verein ausgebildet hat.

Mit ihnen wäre für Marcelino und seine Truppe in dieser Saison vermutlich mehr als nur die Qualifikation für die Champions League möglich.