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Kolumne von Raphael Honigstein zu Jose Mourinho bei Manchester United

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Kolumne von Raphael Honigstein zu Jose Mourinho bei Manchester United

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"Mous Laden könnte in die Luft fliegen"

Nicht nur für SPORT1-Kolumnist Raphael Honigstein erinnert Jose Mourinho bei ManUnited schon fatal an dunkle Tage bei Chelsea. Seine Ansprache schockt die Spieler.
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© SPORT1-Grafik: Paul Haenel/Getty Images

Wer den Schaden hat, braucht für die bösen Tweets nicht zu sorgen. Tom Williams, ein Londoner Kollege von Agence France-Presse, fasste am Sonntag nach der dritten Niederlage von Manchester United in Folge (1:3 bei den Hornets von Watford) markig zusammen, was so mancher dachte.

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"Viel Kritik für Jose Mourinho, obwohl er dem Zeitplan voraus ist", schrieb Williams, "normalerweise dauert es ja zwei Spielzeiten, bis seine Mannschaften so katastrophal spielen".

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Der Portugiese hatte zuletzt beim FC Porto 2002 drei Spiele hintereinander verloren. Erschreckender als diese nackten Zahlen war jedoch der Gesamteindruck von United.

Erinnerungen an Crash bei Chelsea

Nicht nur Williams fühlte sich angesichts Mourinhos äußerst übler Laune, der teilweise chaotischen Verhältnisse auf dem Platz und öffentlichen Schuldzuweisungen an die eigenen Spieler an Chelseas Crash im Vorjahr erinnert.

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Die desaströse dritte Spielzeit bei den Blauen hatte exakt das gängige Klischee des 53-Jährigen als überdrehten Spieler-Verheizer mit geringer Höchsthaltbarkeit bestätigt.

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Am Mittwochabend beendete der englische Rekordmeister zwar die Negativserie mit einem nicht gänzlich überzeugenden 3:1-Sieg im Ligapokal gegen Drittligist Northampton, Mourinho aber wirkte erneut sehr angefressen.

Er wetterte gegen nicht näher benannte "Fußball-Einsteins, die nach einer schlechten Woche 16 Jahre meiner Karriere und die unglaubliche Geschichte von Manchester United Football Club ausradieren wollen. Aber so ist der moderne Fußball, voller Einsteins."

Problemfall Wayne Rooney

Nun ja, man muss das relativ sehen. Eine etwas ruckelige Anfangsphase beim dritten Neustart in ebenso vielen Jahren seit der Demission von Sir Alex Ferguson war im Grunde zu erwarten.

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Mourinho richtet seine Elf nach dem langatmigen Positionsspiel unter Louis van Gaal völlig neu aus und muss nebenbei große Star-Einkäufe wie Zlatan Ibrahimovic und Paul Pogba in ein noch nicht funktionierendes System eingliedern.

Das Problem namens Wayne Rooney wird auch von Woche zu Woche größer. Die Leistungen des englischen Nationalmannschaftskapitäns in den ersten Spielen waren so schwach, dass das Zusehen beinahe weh tat. Nicht einmal gegen das unterklassige Northampton konnte der unendlich schwerfällig wirkende 30-Jährige überzeugen.

Andererseits muss der rapide Stimmungsabfall bei den Red Devils auch ausgewiesenen Nicht-Fußball-Einsteins wie United-Geschäftsführer Ed Woodward Sorgen bereiten. Der Klub ließ Anfang der Woche verbreiten, dass man die Situation "entspannt" betrachte - das zeigte schon, wie ernst die Lage war.

"Mentale Narben" nach van Gaal

Das Propagandabüro im Old Trafford machte darüber hinaus "mentale Narben" in der Mannschaft für den miesen Start verantwortlich. Der fürchterliche van Gaal habe die Spieler mit seinen verqueren Anweisungen nachhaltig verunsichert.

Diese bequeme Schuldzuweisung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Mourinho nach nur drei Monaten im Amt ohne Not bereits die Kabine angesteckt hat.

Der Independent berichtete, dass einige Spieler geschockt über den Umgang des Trainers mit Luke Shaw gewesen seien: Mou hatte den während der Partie angeschlagenen Linksverteidiger persönlich für Watfords zweiten Treffer verantwortlich gemacht und erklärt, der 21-Jährige habe "taktisch und mental" versagt.

Das ging unter die Gürtellinie: Shaw hatte sich nach seinem Beinbruch vor zwölf Monaten mühsam wieder in den Kader gekämpft und mit einem Sportpsychologen zusammengearbeitet.

Mangelnder Rückhalt fürs Team

Schon nach dem 1:2 im Derby gegen Manchester City hatte Mourinho Henrikh Mkhitaryan und Jesse Lingard ("waren der Dimension der Partie nicht gewachsen") in den Senkel gestellt. Ob der Umgangston bei United tatsächlich "garstiger und verletzender als unter Ferguson" ist, wie der Daily Telegraph berichtete, sei mal dahingestellt.

Überrascht über den mangelnden Rückhalt durch den Trainer ist das Team allemal, ließ ein Neuankömmling durchblicken. Mourinho wurde von United geholt, weil er Mannschaften zumindest für ein, zwei Jahre zusammenzuschweißen weiß und seinen Spielern großes Selbstbewusstsein verleiht.

Im Moment sieht es aber eher so aus, als ob der Laden auf Grund des Überdrucks jederzeit in die Luft fliegen könnte. Mourinho umwehe weiterhin "ein starker Hauch von Freudlosigkeit", attestierte die Times.

Den Spaß hatte man sich irgendwie anders vorgestellt.

Raphael Honigstein, geboren 1973 in München, zog 1993 nach London. Dort lebt und arbeitet er als Journalist und Autor. Für SPORT1 berichtet er ab sofort in der wöchentlichen Rubrik "London Calling" über alle Themen rund um den englischen Fußball. Honigstein arbeitet unter anderem für die "Süddeutsche Zeitung", das Fußballmagazin "11 Freunde", die englische Tageszeitung "The Guardian", den Sportsender "ESPN" und ist in England und Deutschland als TV-Experte tätig.