Die WWE kommt vor die Haustür von Tim Wiese.

Heute Abend, 19 Uhr, ÖVB-Arena Bremen - die Stadt in der Wiese wohnt, in der er zu Fußballgröße wurde.

Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach dem Debüt des Fußballers Tim Wiese für den SV Werder wäre Bremen nun die perfekte Bühne für das Debüt von Tim Wiese, dem Wrestler. Eigentlich.

Passieren wird dieses Debüt nämlich nicht. Jedenfalls nicht in der Form, in der ein Teil der Fans es sich vorstellt.

Wrestling-Debüt? Schlicht nicht möglich

Wiese wird vielleicht vor Ort sein, wahrscheinlich aber keinen weiteren Showauftritt wie in Frankfurt 2014 hinlegen - die WWE schweigt sich auf SPORT1-Nachfrage aus, wie immer, wenn es um den Ex-Nationalkeeper geht.

Und Wiese selbst? "Ich kann dazu nichts sagen", teilt er SPORT1 in einer ersten Reaktion vieldeutig mit.

Einen Kampf mit Wiese wird es auf jeden Fall nicht geben - was aber auch schon länger klar war, anders als es aktuelle Medienberichte über ein "geplatztes" oder "abgesagtes" Wrestling-Debüt nahelegen. Das Wiese-WWE-Projekt ist dazu schlicht noch nicht weit genug fortgeschritten.

Bislang hat der 34-Jährige nur eine Probeeinheit im WWE-Leistungszentrum in Florida bestritten, was folgen müsste, wäre ein längeres Training an gleicher Stelle und erste Fights in der hauseigenen Nachwuchsliga NXT - wo gerade auch der sächsische Wrestler Axel Tischer als Alexander Wolfe um seinen Durchbruch kämpft.

Wiese wird das vor dem Ablauf seines Vertrags bei 1899 Hoffenheim am 30. Juni nicht - was er aber bereits im SPORT1-Interview im November so erklärt hat.

Kniffliges Thema Geld

Was danach passieren wird? Offen, der mittlerweile auf rund 120 Kilo hochtrainierte Wiese steht der Zweitkarriere als Showkämpfer unverändert aufgeschlossen gegenüber. Weiterhin jedoch gilt Wieses Ansage: "Es hängt auch von der Kohle ab."

Hier liegt Knackpunkt 1: Beide Seiten müssen noch entscheiden, wie weit sie sich finanziell entgegenkommen - was knifflig ist. Zwar kommen viele Quereinsteiger im Wrestling aus anderen Sportarten, wenige aber sind wie Wiese Millionengehälter gewohnt.

"Ich kann mir vorstellen, dass jemand, der schon so viel Geld verdient hat, nicht bei der WWE landet", sagt der seit Jahrzehnten mit der Szene vertraute Journalist Dave Meltzer vom Wrestling Observer zu SPORT1.

In Wiese könnte die WWE aber durchaus mehr zu investieren bereit sein als das übliche fünfstellige Einsteiger-Jahresgehalt: Seit Jahren fahndet sie nach einem gut vermarktbaren Zugpferd für den deutschen Markt, Wiese könnte es sein.

Wiese voller Respekt für die Aufgabe

Knackpunkt 2 ist allerdings der, dass sich nicht seriös vorhersagen lässt, wie Wiese sich im Ring schlagen wird.

Das Publikum der WWE ist enorm kritisch, die Ansprüche an die Elite-Schaukämpfer sind hoch, der Schweizer WWE-Star Cesaro hat Wiese jüngst mit deutlichen Worten daran erinnert - und auch Wiese selbst zeigte vor zwei Wochen bei SPORT1 großen Respekt vor der Aufgabe: "Es nimmt viel Zeit in Anspruch und du musst viel trainieren dafür."

Das Gewerbe verlangt eine sehr spezielle Mischung aus sportlichem und unterhalterischem Talent - und dem Willen, einen körperlich fordernden und reiseintensiven Alltag mit bis zu 200 Kämpfen pro Jahr auszuhalten.

Dolph Ziggler, heute für die WWE in Bremen aktiv, berichtet SPORT1, dass er im abgelaufenen Jahr 290 Tage für seinen Arbeitgeber unterwegs war: "Das ist ein Grund dafür, dass nicht jeder den Job machen kann, den wir machen."

Ob Wiese es kann? Er müsste es auf den Versuch ankommen lassen.