Deutschlands Sprint-Queen Verena Sailer hängt die Spikes an den Nagel. Fünf Jahre nach ihrem EM-Gold über 100 m kündigte die 29-Jährige das Ende ihre Karriere an.
Sailer: Hörsaal statt Tartanbahn
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Nach ihrem letzten Auftritt am Sonntag beim ISTAF in Berlin heißt es: Studium statt Leistungssport, Hörsaal statt Tartanbahn.
Die erfolgreichste deutsche Sprinterin der vergangenen Jahre will nach dem Bachelor in Sportmanagement auch den Master in Wirtschaftspsychologie abschließen.
"Ich merke, dass sich die Prioritäten in meinem Leben verschieben und ich mich auf meine Karriere abseits der Laufbahn fokussieren möchte", sagte die Mannheimerin.
"Da Leistungssport auf Weltklasse-Niveau die volle Aufmerksamkeit verlangt, habe ich erkannt, dass ich meinen eigenen Leistungsansprüchen nicht mehr gerecht werden kann."
Sailer mit beeindruckender Medaillensammlung
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) verliert mit dem Rücktritt Sailers seine Vorzeigeläuferin im Frauen-Sprint.
EM-Gold 2010, EM-Gold 2012 und Bronze bei der Heim-WM 2009 in Berlin in der Staffel - dazu zweimal Bronze bei Hallen-Europameisterschaften (2009, 2015).
Vor allem Sailer war es zu verdanken, dass der deutsche Sprint wieder international von sich reden machte. 2013 kratzte sie mit ihrer immer noch bestehenden Bestzeit von 11,02 Sekunden an der magischen Elf-Sekunden-Marke.
"Ich blicke vor allem auch dank meines Teams mit meinem Trainer Valerij Bauer stolz zurück", sagte Sailer, die in diesem Jahr ihren insgesamt achten deutschen Meistertitel gewann.
Bei der WM in Peking war Sailer im Vorlauf ausgeschieden, in der Staffel kam das deutsche Quartett auf Platz fünf.
Auch weil inzwischen eine neue Generation junger Sprinterinnen wie die erst 18 Jahre alte Gina Lückenkemper die Bühne betreten hat.
DLV mit Wehmut
Dennoch war die Wehmut beim DLV nach der Rücktrittsankündigung groß. "Verena Sailer ist eine herausgehobene Persönlichkeit der deutschen Leichtathletik. Unvergessen bleibt für mich ihr fantastischer Lauf beim EM-Finale in Barcelona 2010 zu Gold", sagte Präsident Clemens Prokop.
Und Cheftrainer Idriss Gonschinska ergänzte: "Verena war über viele Jahre das Aushängeschild der deutschen Leichtathletik im Sprint."
Sailer selbst blickt ihrer Zukunft optimistisch und neugierig entgegen. "Ich freue mich auf das, was kommt, werde neue Dinge ausprobieren und meine Erfahrungen aus zwölf Jahren internationaler Leichtathletik einbringen", sagte sie.
Und die Leichtathletik, werde ihr ohnehin "immer am Herzen liegen".