Aus Oschersleben berichten Carsten Arndt, Moritz Blume und Daniel Becht
Schumacher trotzt dem riesigen Rummel
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Volle Tribünen, begeisterte Zuschauer und ein Medieninteresse, das mit über 200 Journalisten eine ganz besondere Dimension erreicht. Wovon Nürburg- und Hockenheimring derzeit nur träumen dürfen, ist am Wochenende in der Motorsport Arena in Oschersleben Realität.
Schon am Samstag Morgen bildeten sich meterlange Schlangen an den Kassen, die Parkplätze platzten aus allen Nähten. Und alle waren sie gekommen um vor allem einen zu sehen: Mick Schumacher.
Schumacher überzeugt
Und der Sohn der Formel-1-Legende Michael Schumacher enttäuschte sie nicht.
Nach einer starken Aufholjagd von Platz Startplatz 19 auf Rang Neun stand der 16-Jährige gleich im ersten Rennen auf dem Podium - und erhielt den Pokal für den besten Rookie im Feld. Die obligatorische Champagner-Dusche natürlich inbegriffen.
Nicht wohl gefühlt
Doch während seine Kollegen freudestrahlend auf die Menge blickten, versuchte sich Schumacher junior etwas verschämt an den Rand des Geschehens zu flüchten. Als alle vier Pokalgewinner gemeinsam auf das oberste Podest klettern sollten, blieb der Youngster eine Stufe weiter unten stehen.
Es schien, als hatte er gehofft, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen. Als hätte er gehofft, der siegreiche Marvin Dienst würde nun die Blicke und das Interesse auf sich ziehen.
Doch spätesten beim Rückweg zum Teamzelt, als er sich mit seinem Pokal durch die Schar der Fotografen kämpfte, dürfte ihm wieder deutlich bewusst geworden sein, auf wen sich der Fokus an diesem Wochenende richtet.
"Es hat Vorteile, dass er dabei ist"
Man mag über diesen Hype um einen 16-Jährigen denken, was man will: Fakt ist, dass sowohl die Serie als auch die teilnehmenden Fahrer und Teams enorm von ihm profitieren.
"Es hat natürlich Vorteile für uns, dass er dabei ist", gesteht Sieger Dienst im Gespräch mit SPORT1 und fügt hinzu: "Das Medieninteresse ist durch ihn einfach wahnsinnig groß."
Scheider begeistert
Auch der zweimalige DTM-Champion Timo Scheider, der mit einem eigenen Team an den Start geht, ist sich der Wirkung des prominentesten Konkurrenten bewusst.
"Ich bin total überrascht, was hier los ist. Mick Schumacher, Newey und Co. haben einen riesigen Hype um die Formel 4 ausgelöst. Mehr als 200 akkreditierte Journalisten sind einfach der Wahnsinn", sagte Scheider zu SPORT1: "Ich bin froh, dass die Entwicklung in diese Richtung geht. Die Formel 4 hat eine wirklich gute Zukunft."
Verstappen hofft auf Wiedersehen
Wo Mick Schumachers Zukunft liegen wird ist derweil noch nicht abzusehen. "Vielleicht sehen wir uns ja eines Tages in der Formel 1", hatte Max Verstappen jüngst verkündet.
Der ist seit dieser Saison der jüngste Pilot in der Geschichte der Königsklasse und fuhr früher selbst für das niederländische Team Van Amersfoort Racing.
Tipps von Verstappen
"Er soll sich nicht von den Medien ablenken lassen und einfach das machen, was er am liebsten tut: fahren", gab Verstappen seinem Nachfolger mit auf den Weg.
Und das hat Schumacher am Samstag getan. Und zwar mehr als ordentlich. Sollte er also trotz all des Medienrummels den Wunsch besitzen mit aller Entschlossenheit an seiner Profikarriere zu arbeiten, bietet ihm die Formel 4 sicherlich die besten Voraussetzungen.
Nicht nur der Name
"Du hast eigentlich alles, was du brauchst, um als junger Nachwuchsfahrer auf dich aufmerksam zu machen, um dann möglicherweise im Anschluss den Schritt ganz nach oben in die Königsklasse zu gehen", lobt SPORT1-Experte Patrick Simon das Konzept der neuen Serie.
Mehr Aufmerksamkeit hat Schumacher sicherlich nicht mehr nötig. Rein sportlich hat er am Samstag jedoch bewiesen, dass er nicht nur wegen seines Namens zu den vielversprechendsten Talenten im Motorsport zählt.