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SPORT1-Interview mit Timo Scheider über Mick Schumacher und die Formel 4

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SPORT1-Interview mit Timo Scheider über Mick Schumacher und die Formel 4

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"Große Belastung" für Schumacher

Der zweifache DTM-Champion Timo Scheider spricht im Interview mit SPORT1 über die Anfänge seines Formel-4-Teams, den Druck für Mick Schumacher und Frauen im Motorsport.
Timo Scheider gewann 2008 und 2009 den Titel in der DTM
Timo Scheider gewann 2008 und 2009 den Titel in der DTM
© Getty Images
Stefan Junold
Stefan Junold

Neben seiner Fahrer-Tätigkeit in der DTM engagiert sich Timo Scheider stark im Nachwuchsbereich des Motorsports.

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In der neu gegründeten ADAC Formel 4 hat der 36-Jährige sein eigenes Team am Start. Sein Quartett tritt dort auch gegen Mick Schumacher an.

Was Scheider über den medialen Druck für den Sohn von Michael Schumacher denkt, wie er die Entwicklungen seines Teams beurteilt und warum erfolgreiche Frauen dem Motorsport guttun würden, erklärt der zweifache DTM-Champion im Interview mit SPORT1.

SPORT1: Herr Scheider: Mit Ihrem Formel-4-Team bieten Sie jungen Kart-Talenten seit diesem Jahr ein Sprungbrett in den Formel-Sport. Zuvor haben Sie bereits ein Kartteam ins Leben gerufen. Ist die Förderung von Talenten für Sie eine Herzensangelegenheit?

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Mick Schumacher-Formel 4
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+18
Fahrer in der Formel 4

Timo Scheider: "Ich habe durch meine lange Laufbahn im Motorsport festgestellt, wie wichtig es ist, Unterstützung zu bekommen. Bei der Arbeit mit meinem Kartteam wurde relativ schnell klar, wie viel Positives man zurückbekommt, wenn man seine Erfahrung und seine Meinung weitergibt. Nach wenigen Jahren war der Wunsch da, die eigenen Leute aus dem Kartsport in den großen Motorsport zu bringen. Das hat in dieser Saison mit der Formel 4 seinen Start gefunden. Das macht mir große Freude. Aber man muss auch festhalten, dass es eine sehr große Aufgabe war, weil wir mit einem weißen Blatt Papier gestartet sind. Wir hatten noch nicht mal einen 'Schraubenzieher in der Hand' und mussten von Null an alles aufziehen."

SPORT1: Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Fahrer in den bisherigen Rennen?

Scheider: "Gott sei Dank ist eine Steigerung zu sehen. Aber es ist natürlich so, dass man den Jungs mit den begrenzten Testmöglichkeiten Zeit lassen muss. Das Thema Kosten ist auf dem Level ein ganz großes. Somit sind wir ein Team, das bei Tests im Vergleich zu anderen weniger gefahren ist. Seit wir Jason Kremer im Auto haben, hoffe ich, dass wir noch einen Schritt nach vorne machen. Das ist auch ganz klar meine Forderung, weil er jemand mit Erfahrung ist."

SPORT1: Zu Saisonbeginn sagten Sie, Mick Schumacher müsse mit einem finanziell gut ausgerüsteten Team wie Van Amersfoort Racing hohe Ansprüche haben. Wie macht sich in der Arbeit an prinzipiell gleichen Boliden der Unterschied an Ressourcen bemerkbar?

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Scheider: "Die Erfahrungswerte, die die großen Teams haben, sind viel wert. Sie müssen bei bestimmten Problemen nur im Archiv kramen oder auf ihre Erfahrung zurückgreifen und haben schnell eine Lösung parat. Wir müssen uns hingegen unsere Antworten selbst erarbeiten. Die größeren Ressourcen, das Knowhow der Ingenieure etc. sind natürlich ein riesiges Plus. Aus diesem Grund und weil ich nichts unversucht lassen möchte, habe ich einen neuen Ingenieur an Bord geholt, der aus der Formel-3-Euroserie kommt. Von ihm erhoffe ich mir neuen und hochwertigen Input."

SPORT1: Haben Sie den Eindruck, dass der Erwartungsdruck von außen auf Mick Schumacher zu groß ist?

Scheider: "Ich würde mir wünschen, dass er sich gut entwickeln kann und nicht so viel medialen Druck hat. Die Basis und die Voraussetzungen mit dem Team und dem Umfeld sind sehr gut. Von daher glaube ich, dass er ein Kandidat ist, um ganz vorne mitzufahren. Aber dafür muss die Leistung stimmen. Mick Schumacher ist mit Sicherheit ein junger Kerl, der eine Menge Druck und eine große Belastung aushalten muss."

SPORT1: Die bisherigen Rennen in der Formel 4 sind immer wieder von Unfällen und langen Safety-Car-Phasen geprägt. Sind einige Talente den Autos und Strecken einfach nicht gewachsen?

Scheider: "An richtig dumme Aktionen kann ich mich eigentlich nicht erinnern. Klar sind manche Situationen dabei, bei denen man die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Es ist aber momentan mit dem großen Starterfeld deutlich besser als beispielsweise in der deutschen Formel-3-Serie oder in der Euroserie, wo an einigen Wochenenden Überschläge dabei sind."

SPORT1: Sie wurden mal wie folgt zitiert: 'Es hat keine Frau den Beweis erbracht, dass sie auf demselben Level fahren kann wie die Sieger.' In der Formel 4 fahren auch einige Frauen/Mädchen mit. Sie finden sich aber fast immer auf den hinteren Plätzen wieder. Ist Motorsport ein reiner Männersport?

Scheider: "Ich glaube nicht, dass Motorsport ein reiner Männersport ist. Motorsport ist aber einer der härtesten Beweise, um das weibliche und männliche Geschlecht zu vergleichen. Im Motorsport muss man in manchen Situationen die Ellbogen ausfahren, um sich zu beweisen. Ich denke schon, dass es viele Frauen mit viel Gefühl gibt. Aber den grundsätzlichen Beweis, warum es fast keine Frau bisher konstant geschafft, siegfähig zu sein, kann ich nicht liefern. Ich kann nur die Fakten aufzählen und die belegen, dass es in der Vergangenheit so war. Es würde fast allen gut gefallen, wenn in der Meisterschaft eine Frau vorne mitfahren würde. Bis auf die Männern natürlich, die mögen es nicht, wenn eine Frau vor ihnen fährt."