Um die Bedeutung des Sieges von Sebastian Vettel in Sepang zu verstehen, lohnt ein Blick zurück.
Im Eiltempo zum roten Wunder
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Die vergangene Saison beendete Ferrari ohne einen einzigen Sieg und mit 485 Punkten Rückstand auf Weltmeister Mercedes.
Beim letzten Rennen in Abu Dhabi fuhren Fernando Alonso und Kimi Räikkönen im hoffnungslos unterlegenen F14 T knapp eineinhalb Minuten hinter Sieger Lewis Hamilton ins Ziel.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Vettel bereits seinen Wechsel zu Ferrari bekanntgegeben.
Erster Besuch Mitte Januar
Seinen ersten Besuch stattete der viermalige Weltmeister seinem neuen Team Mitte Januar ab. Und von diesem Tag an stürzte er sich mit einem Eifer in seine neue Herausforderung, den er in seinem letzten Jahr bei Red Bull schon verloren zu haben schien.
Schließlich aber galt es, sich einen Kindheitstraum zu erfüllen. Das sprach er nach seinem Triumph beim Malaysia-GP in jedes Mikrofon, das ihm unter die Nase gehalten wurde (Datencenter: Ergebnis Malaysia-GP).
Die 56 Runden in der Hitze von Sepang zeigten, wie ernst ihm dieses Anliegen war. Vettel lieferte eine fehlerfreie Leistung ab und widerlegte damit auch alle Kritiker, die ihn nur im besten Auto für siegfähig hielten.
Vettel holt das Maximum heraus
Sein neues Fahrzeug, das er auf den Namen "Eva" taufte, stand nicht im Verdacht, das schnellste Auto zu sein. Aber Vettel holte das Maximale aus ihm heraus.
Schon am Start ging er volles Risiko und reizte seine Möglichkeiten praktisch bis zum Äußersten aus, als er sich mit harten aber nicht unfairen Bandagen gegen Nico Rosberg behauptete. Das sah auch der Gegner so: "Es war ok. Er hat mir auf den Zentimeter genau Platz gelassen", sagte der Mercedes-Pilot.
Auf dem Weg zu seinem ersten Sieg für Ferrari bewies er aber auch, dass er nicht nur hart, sondern auch sehr gefühlvoll fahren kann. Die Zwei-Stopp-Strategie, mit der sein Team den Rivalen überraschte, geht nur mit einem Fahrer auf, der mit den Reifen perfekt umgehen kann.
Rasante Entwicklung bei Ferrari
Die Triumphfahrt wäre aber nicht möglich gewesen, wenn nicht auch die Scuderia eine Entwicklung hingelegt hätte, die man in diesem Tempo dem altehrwürdigen Rennstall nicht zugetraut hätte.
Viel früher als in der Vorsaison wurde mit der Arbeit am neuen Motor begonnen. "Daher haben wir mehr Leistung gefunden", sagte Technikchef James Allison.
Außerdem werfen jetzt die Investitionen in neue Motorenprüfstände und in die Generalsanierung des eigenen Windkanals erste Renditen ab.
Zuvor musste Ferrari für die Arbeiten an der Aerodynamik erst nach Köln und später zu Sauber nach Hinwil ausweichen.
Jetzt können die Mechaniker wieder vor der eigenen Haustür an den elementaren Einheiten ihrer Formel-1-Renner tüfteln. Und mittendrin: Sebastian Vettel.
Arrivabene lobt Vettel
"Er ist ein sehr präziser Fahrer und gibt den Ingenieuren sehr detailliertes Feedback. Wir wissen, wie Ingenieure Piloten lieben, die wichtige Informationen liefern können", spricht Teamchef Maurizio Arrivabene voll des Lobes über den neuen Ferrari-Piloten.
Damit sorgt er in Maranello auch unter den Angestellten für frischen Wind. "Er hat sehr geholfen, die Leidenschaft und den Geist, die Ferrari immer ausgemacht haben, zurück in das Team zu bringen", sagte Arrivabene.
Auch Vettel selbst ist von der Euphorie, die er selbst entfacht hat, infiziert. So schnell, wie der den ersten Sieg eingefahren hat, will er auch Weltmeister mit Ferrari werden.
"Ich hoffe doch. Deshalb habe ich hier unterschrieben", antwortete er auf die Frage, ob der Titel schon 2015 drin sei.