Sebastian Vettel schlug ein gellendes Pfeifkonzert entgegen.
Vom Buhmann zum Hoffnungsträger
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Als der Heppenheimer 2013 in Monza ganz oben auf dem Podest stand, ließen zigtausende Ferraristi ihrem Unmut über den damaligen Seriensieger in Diensten Red Bulls freien Lauf.
Beim Siegerinterview musste Vettel lauter sprechen, um überhaupt noch verstanden zu werden, und versuchte sich als Krisenmanager.
"Man kann hören, was hier los ist, wenn du nicht in einem roten Rennanzug gewinnst", rief er. Allein, es half nichts. Statt dem Sieger galt der Jubel der Tifosi dem Zweiten, Ferrari-Pilot Fernando Alonso.
Hoffen auf den Titel 2016
Am kommenden Wochenende kehrt Vettel erstmals im roten Rennanzug nach Monza zurück (1. Training am Fr., ab 10 Uhr LIVE im TV auf SPORT1). Sein Einstand bei der Scuderia verlief mit zwei Siegen in elf Rennen vielversprechend. Doch wie ist es vor dem ersten Heimrennen als Ferrari-Pilot um die einst belastete Beziehung mit den italienischen Fans bestellt?
"Die Tifosi schätzen Vettel und verbinden die Hoffnung mit ihm, dass Ferrari wieder den WM-Titel holt - allerdings erst im nächsten Jahr", sagt dazu Fulvio Solms, Formel-1-Experte des Corriere dello Sport, zu SPORT1.
In Italien sei man sich bewusst, dass Vettel bei der Entwicklung des diesjährigen Boliden Ende 2014 als damaliger Red-Bull-Pilot keinen Einfluss nehmen konnte. Wunderdinge erwartet in dieser Saison niemand von ihm. Dafür kommt Vettels Art, mit dem Team zu arbeiten, gut an.
Mediterraner als Schumacher
"Vettel präsentierte sich von Anfang an als echter Teamplayer. Ferrari brauchte nicht nur einen schnellen Piloten, sondern auch einen Teamplayer, der die Mannschaft an die Hand nimmt", so Solms: "Er sagt genau, was gemacht werden muss und er spricht die Sprache, die die Techniker verstehen."
Zudem werde Vettel hoch angerechnet, dass er das Team auch nach Fehlern bislang nie öffentlich kritisiert hat.
Doch die italienische Öffentlichkeit sieht Vettel anders als dessen Vor-Vorgänger Michael Schumacher, der als Analytiker mit Ferrari fünf WM-Titel gewonnen hatte. "Er wird nicht als kühler Pilot gesehen, nicht so kühl wie Schumacher. Eher etwas mediterraner", beschreibt Solms Vettels Image in Italien.
Doch Sympathievergleiche seien nicht angebracht. Denn letztlich sind die italienischen Fans in erster Linie Ferraristi statt Fahreristi: "Die Tifosi in Italien feuern ehrlich gesagt heute Alonso und morgen Vettel an. In Wahrheit halten sie zu Ferrari und nicht zum Piloten."
Vettel voller Vorfreude
Begeisterter Unterstützung kann sich Vettel in Monza also sicher sein. "Vettel wird eine heiße Atmosphäre erwarten", ist sich Solms sicher: "Der Enthusiasmus für Ferrari ist immer da, vor allem jetzt, wo es mit Vettel besser läuft."
Der viermalige Weltmeister selbst hat sich schon im März auf Monza gefreut. "Mit Sicherheit wird es für mich dieses Jahr ein spezielles Erlebnis, mit einem roten Auto dorthin zu kommen. Ich kann es nicht erwarten, all die Fans zu sehen", schwärmte er.
Dann könnte Vettel das rote Fahnenmeer unter dem Podest auch ohne faden Beigeschmack genießen.