Die Fallhöhe ist in der Formel 1 bisweilen groß. Sehr groß.
Psychopath oder wie der junge Senna?
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Max Verstappen bekommt das im Moment deutlich zu spüren. Wunderkind. Jahrhunderttalent. Der kommende Weltmeister. Was wurden nach seinem ersten Sieg in der Motorsport-Königsklasse im Mai in Barcelona nicht für Lobeshymnen auf den 18-Jährigen gesungen. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis der Niederländer die gesamte Konkurrenz in Grund und Boden fährt.
Rund drei Monate später hat ein Großteil des Fahrerfeldes genau davor Angst. Allerdings in einem anderen Kontext.
Verstappen als Sicherheitsrisiko?
Denn Verstappen entwickelt sich langsam aber sicher zu einem Sicherheitsrisiko. Das ist zumindest die eine Meinung im Fahrerlager.
Das große Problem dabei: Der Youngster zeigte sich nach dem Großen Preis von Belgien in Spa alles andere als einsichtig.
Dabei könnten jüngste Aussagen wie die von Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda ("Der Junge gehört in die Psychiatrie und zurück in die Schule") oder von RTL-Experte Christian Danner, der gar eine Sperre forderte, den Sohn des früheren Formel-1-Fahrers Jos Verstappen nachdenklich stimmen, dass einige seiner Manöver womöglich grenzwertig bis lebensgefährlich sind.
Räikkönen sieht massiven Unfall kommen
Verstappen schaffte es sogar, mit seiner Fahrweise beim sonst so kühlen "Iceman" Kimi Räikkönen für Hitzewallungen und ungewohnte Redseligkeit zu sorgen. "Hätte ich nicht gebremst, hätten wir einen massiven Unfall gehabt. Früher oder später wird das passieren", sagte der Finne.
In der ersten Kurve hatte Verstappen eine Lücke gesucht, die immer enger wurde und zu einer Kollision mit Räikkönen und Sebastian Vettel führte. Später verteidigte er sich gegen Räikkönen mit einigen harten Manövern, darunter ein gefährlicher Spurwechsel in der Bremszone.
Es war nicht das erste Mal, dass der Youngster an Stellen zu einem Überholmanöver ansetzt, wo andere erst gar keine Möglichkeit dazu sehen. Auch das Zucken in der Bremszone ist die Konkurrenz nicht gewöhnt.
Verstappen fährt die Ellenbogen aus, zeigt ein unerschütterliches Selbstvertrauen, keine Furcht vor etablierten Namen und verschafft sich so auch Respekt.
Erinnerungen an Senna und Hamilton
Gelernt und verinnerlicht hat er seine Fahrweise im jahrelangen Training mit seinem Vater im Kartsport. Der Rest ist Talent, Begabung und Instinkt.
"Damit erinnert er mich an die Großen des Sports. Seine Fahrweise erinnert an den jungen Lewis Hamilton und auch an Ayrton Senna", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Oder natürlich auch an Michael Schumacher.
Und das ist dann die andere Meinung im Fahrerlager: Gefährlich, aber auch erfrischend. So wird man nicht "Everybody’s Darling", aber Weltmeister.
Vettel will unter Männern reden
Vettel will trotz der für ihn berechtigten Kritik gar keine große Geschichte daraus machen, auch wenn sie das schon längst ist. Von etwaigen Strafen hält er sowieso nichts.
"Einige Verteidigungsmanöver, vor allem in der Bremszone, sind meiner Ansicht nach nicht korrekt. Das ist etwas, das er begreifen muss", sagte der viermalige Weltmeister und regte ein Gespräch unter Männern an, um Verstappen zu erziehen.
Ein ambitioniertes Vorhaben, denn Verstappen sah alle Brennpunkte, in die er auf dem Ardennenkurs verwickelt war, komplett anders als seine Kontrahenten.
Verstappen spricht von Lüge
Die Tatsache, dass er trotz Häufung noch nicht einmal für eine seiner Aktionen bestraft wurde, wird kaum dafür sorgen, dass ihm ein Licht aufgeht. Denn die FIA gibt ihm letztendlich Recht, indem sie nicht einmal eine Untersuchung einleitet. Die Manöver sind vielleicht unfair, regelwidrig aber offenbar nicht.
Und so bezeichnete Verstappen die Vorwürfe gegen ihn als "eine große Lüge"
"Es ist mir egal, was andere sagen. Wenn es falsch gewesen wäre, hätten die Stewards eine Strafe ausgesprochen. Ich verteidige meine Position und wenn es jemandem nicht gefällt, ist es sein Problem", sagte er dann auch.
Bei aller Kritik: Auch das erinnert an frühere Champions.