Home>Motorsport>WRC>

WRC in Deutschland: SPORT1-Redakteur fährt im Rallye-Auto

WRC>

WRC in Deutschland: SPORT1-Redakteur fährt im Rallye-Auto

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Vollgas! SPORT1 im Rallye-Auto

Vor der Rallye Deutschland wagt SPORT1-Reporter Tim Kirschsieper den Selbstversuch. Er setzt sich in ein Rallye-Auto für ein rasantes Kurz-Abenteuer.
kirschsieper.jpg
© ADAC Rallye Deutschland
Nico Seepe
Nico Seepe
von Tim Kirschsieper

In Veldenz an der Mosel dreht sich normalerweise alles um den Riesling. In malerischen Steilhängen gedeiht hier auf Schieferböden die moseltypische Spezialität. Doch in diesen Tagen dreht sich hier alles um die "ADAC Rallye Deutschland". Benzin statt Wein. (Die Rallye Deutschland, Highights Fr. 23.15 Uhr im TV auf SPORT1)

{ "placeholderType": "MREC" }

Ich treffe mich am frühen Morgen mit Dieter Depping. Der 50-Jährige hat die Rallye Deutschland in den Jahren 1994, 1996 und 1997 gewonnen. Außerdem ist er Test- und Entwicklungsfahrer bei Volkswagen Motorsport. Depping zeigt mir den Polo, mit dem er mich mit auf einen Testlauf nehmen will. Dass das alles andere als eine Spritztour durch die Weinberge werden wird, ist mir direkt klar. Der 1,6 Liter Turbomotor Vierzylinder beschleunigt in gerade mal 3,9 Sekunden von 0 auf 100.      

Ich bekomme einen Rennanzug verpasst, eine Sturmhaube und einen Helm. Ich fange an zu schwitzen, noch bevor es überhaupt losgeht. Der Anzug ist etwas zu klein und zwickt. Das Einsteigen in den Polo wird mit meinen langen Beinen schon schwierig,  als Zweimeter-Mann sollte man wohl besser keine Karriere als Rennfahrer anstreben. Der Schalensitz ist verdammt eng. Und er wird noch enger, als mir einer aus Deppings Crew die Gurte anlegt und mich regelrecht in den Sitz schnürt. In diesem Moment bin ich noch so naiv und lasse mir meine Videokamera geben. "Ich will noch ein paar Bilder machen", sage ich dem Mann der mich angeschnallt hat. Er gibt mir die Kamera und lächelt. Er weiß genau, ich werde nicht ein einziges Bild machen. 

"Brems Dieter, Brems!"

Dieter Depping startet den Motor. Man hört direkt, dass da einiges unter der Haube steckt. Mit Schrittgeschwindigkeit fahren wir aus dem Fahrerlager und hoch in die Weinberge zum Beginn der Rennstrecke. Ein Streckenposten hält uns auf, ein italienischer Fahrer ist gerade erst auf die Strecke, wir müssen einen Moment warten. Depping spielt mit dem Gas, ich kämpfe mit meiner Aufregung. Der Streckenposten streckt seinen Daumen nach oben, es geht los.    

{ "placeholderType": "MREC" }

Depping tritt das Pedal runter, der Motor schreit auf,  der Polo springt regelrecht nach vorne. Die Reben links und rechts von uns verschwimmen zu einer grünen Masse. Depping schaltet in kurzen Intervallen durch das sequenzielle Sechsgang-Getriebe. Rund 100 Meter vor uns wartet die erste Kurve. Ich würde mal so langsam bremsen. Mein Körper spannt sich an. Jetzt würde ich aber wirklich mal bremsen. Depping macht keine Anstalten. Ich drücke mich mit meinen Beinen gegen die Bodenplatte. Jetzt brems schon! Brems! Mein Körper spannt sich noch mehr an. Dieter Depping bremst. Verdammt spät und auch nur verdammt kurz. Er zieht die Handbremse, der Polo rutscht um die Kurve und Depping tritt wieder wie ein Verrückter aufs Gaspedal.

kirschsieper2.jpg

Mit 170 durch die Weinberge

Die Strecke hat es in sich: Die Wege sind zum Teil sehr steil, an manchen Stellen liegt sogar ein bisschen Schotter auf den Feldwegen. Das ein oder andere Mal kommen wir ganz leicht ins Rutschen. Für Depping, den alten Rally-Hasen, sicher keine Erwähnung wert; für mich schon.  Ich muss, wohl oder übel, dem Mann und dem Material vertrauen. Mein Puls schlägt gewaltig und ich bin voll mit Adrenalin. Augen für die schöne Landschaft habe ich keine. Ich bin wie im Tunnel, als wir mit bis zu 170km/h durch die Weinberge schießen.

Nach ein paar Minuten habe ich mich an den rasanten Fahrstil gewöhnt und werde etwas lockerer. Dieter Depping fragt mich über die Funkverbindung in unseren Helmen, ob alles in Ordnung ist und wie es mir gefallen hat. Was, schon vorbei? Ja, schon vorbei. Nach knapp fünf Minuten fahren wir schon wieder von der Strecke runter. Es war ein kurzer Spaß, aber ein sagenhaftes Erlebnis. Als ich im Fahrerlager wieder aus dem Polo klettere habe ich weiche Knie, einen durchgeschwitzten Rennanzug und eine Kamera, auf der kein einziges Bild ist.