So beeindruckend die Revanche war, so schnell wurde sie auch wieder abgehakt. "Geil, Halbfinale! Da freue ich mich drauf", rief Kai Häfner nach dem furiosen 34:22 (16:12) der deutschen Handballer gegen Katar.
Und nun der ganz dicke Fisch
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Bei der WM 2015 hatte die Weltauswahl aus dem Wüstenstaat das DHB-Team im Viertelfinale aus dem Turnier geworfen. Damals war es eine enge Partie gewesen, diesmal, bei den Olympischen Spielen in Rio, wurde es eine Vorführung.
Und nun: Frankreich (Fr., 20.30 Uhr im LIVETICKER). Für Häfner wie einige andere wird es das erste Aufeinandertreffen mit der Mannschaft, die den Sport seit Jahren dominiert. Karabatic, Omeyer, Abalo und Co. – jetzt kommen die ganz dicken Fische.
Weshalb aber niemandem bange sein muss. Die Goldene Generation dürfte sich ihrerseits im Herbst ihres Schaffens nicht unbedingt freuen, gegen die jungen Deutschen ran zu müssen.
Hanning: "Mittendrin in der Weltspitze"
Der Europameister bestätigt in Brasilien gerade, dass das furiose Turnier in Polen keine Eintagsfliege war. Weshalb Verbandschef Bob Hanning eine "riesengroße Freude" verspürte. "Der Umbruch hat funktioniert", sagte er: "Wir sind nicht nur an der Weltspitze dran, wir sind mittendrin. Wer Europameister wird und ins Olympia-Halbfinale kommt, darf das sagen."
Bislang hätten die Franzosen in einer eigenen Liga gespielt, so Hanning. Bislang.
Die Deutschen lieferten gegen Katar eine derart imposante Leistung, dass ein Sieg gegen den Titelverteidiger keine Überraschung mehr wäre. Dafür funktioniert in diesem Team einfach zu viel zu gut. Auf Basis einer cleveren Kaderzusammenstellung tritt die DHB-Auswahl in Rio bislang als Spitzenteam auf.
Torwartspiel, massive Deckung, schnelle Konter, flinke Außen und ein äußerst variabler Angriff - wenn das Potenzial ausgeschöpft wird, sucht man nach echten Schwachpunkten vergebens. Hinzu kommen erstklassige taktische Vorbereitung und Coaching.
Sigurdsson bleibt gelassen
"Wir haben schon eine klare Bestätigung gegeben nach der Europameisterschaft", sagte auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson: "Wir haben über zwei Jahre ziemlich stabil gespielt." Der schwerste Schritt steht aber erst noch bevor. "Nach dem Frankreichspiel werden wir wissen, wo wir stehen", sagte der Isländer, trotz der Gala seiner Spieler gewohnt unaufgeregt.
"Von den Franzosen habe ich noch gar nichts gesehen. Mal schauen, was das Video so hergibt", meinte Abwehrriese Finn Lemke im Gespräch mit SPORT1 und fügte lachend hinzu: "Wahrscheinlich wird es gut sein."
Die Detailarbeit des Trainerteams ist einer der elementaren Bausteine des Erfolgs. "Die Trainer machen eine sehr gute Taktikanalyse und legen uns die richtigen Werkzeuge in die Hand", lobte Lemke.
Und Sigurdsson sagte über seine Assistenten Axel Kromer und Alexander Haase: "Ich habe hier zwei sehr gute Co-Trainer, die mir viel Arbeit abnehmen." Dementsprechend sei er auch mental trotz der mittlerweile sechs Spiele in elf Tagen "recht fit".
So auch das Team, das nun mit Steffen Fäth auf eine weitere frische Kraft zurückgreifen kann. Gerade von einer Handverletzung genesen, rückte der künftige Berliner erst vor dem Katar-Spiel für den verletzten Christian Dissinger in den Kader.
Minuten für Fäth und Weinhold
"Ich war froh, dass die Mannschaft so gut gespielt hat, dass ich am Ende noch zehn Minuten bekommen habe", sagte er: "Ich habe schließlich seit zehn, elf Wochen kein Spiel mehr bestritten."
Auch Steffen Weinhold, ebenfalls verletzt angereist und nachgerückt, bekam noch ein paar Minuten, als die Partie längst entschieden war. Genauso Torhüter Silvio Heinevetter, der sich zurzeit hinter dem überragenden Andreas Wolff anstellen muss.
Spielpraxis sammeln im olympischen Viertelfinale. Das gibt es auch nicht alle Tage.