Nach seinem dritten Tour-Coup fiel Andre Greipel seinen Teamkollegen strahlend um den Hals, die Schmerzen waren wie weggeblasen.
Doppelsieg! Greipel vor Degenkolb
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"Die letzten Tage sind nicht einfach gewesen, am Freitag der Hitzestich, am Samstag der Sturz. Aber jetzt ist alles super", sagte der Sprintstar aus Rostock, nachdem er die fast zweiwöchige Durststrecke der deutschen Radprofis bei der 102. Tour de France furios beendet hatte. (Die Etappe zum Nachlesen im TICKER)
Greipel sticht Degenkolb aus
Nach 183 schweren Kilometern raste der 33-Jährige in Valence zu seinem dritten Etappensieg und verwies seinen erneut glücklosen Landsmann John Degenkolb um eine halbe Radlänge auf Platz zwei.
"Ich bin heute sehr stolz auf meine Mannschaft und mich. Von Kilometer null an mussten wir heute leiden", sagte Greipel, der trotz lädiertem linken Knie seinen insgesamt neunten Tageserfolg bei der Grande Boucle feierte.
Gleichzeitig zog der Rostocker durch den Erfolg in der deutschen Bestenliste an Marcel Kittel und Rudi Altig (je 8 Etappensiege) vorbei. Nur Erik Zabel liegt noch vor Greipel.
Durch den Etappensieg wahrte der Topsprinter seine kleine Chance auf das Grüne Trikot, liegt 44 Punkte hinter dem führenden Peter Sagan (Slowakei). (SERVICE: Die Sprintwertung der Tour de France)
Wieder Frust bei Degenkolb
Der sieben Jahre jüngere Degenkolb, angesichts der vier Bergwertungen am Sonntag eigentlich höher eingeschätzt als Greipel, wurde zum fünften Mal in seiner Karriere Etappenzweiter beim wichtigsten Rennen der Welt.
Völlig frustriert und wortlos radelte der Thüringer aus dem Zielbereich - nach neun Vuelta- und einem Giro-Erfolg fehlt ihm weiter der ersehnte Tour-Tagessieg.
"John muss nicht verzweifeln, seine Saison ist super. Wir sind alle für ihn da, in Paris gibt es noch eine Chance", sagte Degenkolbs Helfer und Kumpel Simon Geschke.
Das nötige Quäntchen Glück, das Degenkolb in diesem Jahr die Siege bei Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix beschert hatte, fehlt ihm derzeit.
Vierter deutscher Etappensieg
Für die deutschen Radprofis war es der vierte Tagessieg in diesem Jahr, in der ersten Tourwoche hatte Greipel die zweite und fünfte, der mittlerweile ausgestiegene Tony Martin die vierte Etappe gewonnen.
Die deutsche Rekordmarke aus dem Vorjahr (sieben) ist aber nur noch theoretisch zu knacken:
Ab Montag geht es immer höher in die Alpen, nur noch am Schlusstag in Paris wird es wohl einen Massensprint mit guten Erfolgsaussichten für die deutschen Starter geben.
Greipel trotzt Anstiegen
Dass es am Sonntag überhaupt zu einem Massenspurt kam, war eher überraschend:
Trotz des harten Aufstiegs zum Col de l'Escrit (2. Kategorie) rund 55 km vor dem Ziel waren allen Topsprinter im Finale noch beisammen - lediglich der Brite Mark Cavendish hatte abreißen lassen.
Und so konnte Greipel erneut zeigen, dass er die schnellsten Beine hat.