Am Abend des 7. Juli hatte Tony Martin endlich Frieden mit der Tour de France (täglich im LIVETICKER) und dem Gelben Trikot geschlossen.
Die Leiden des Tony Martin
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"Das ganze Pech hat sich heute in Glück umgewandelt", sagte der 30-Jährige nach seinem famosen Sieg auf der 4. Etappe, der Martin ins "Maillot jaune" schlüpfen ließ.
Zuvor war der Cottbuser drei Mal haarscharf an der Gesamtführung vorbeigeschrammt, auch in den Vorjahren hatte sich der Pechvogel seinen Traum nicht erfüllen können.
Erfolg nach viel Pech
Nieselregen zum ungünstigen Zeitpunkt, ein Sturz eines Teamkollegen im Mannschaftszeitfahren, eine Glasscherbe im Reifen. 2012 zog er sich einen Handbruch zu und musste aufgeben, 2013 trug er nach dem schweren Sturz auf Korsika eine Lungenprellung, sowie Prellungen und Schnittwunden davon. Die Liste an Malheuren ist lang.
"Rückblickend bin ich dankbar, dass es bis jetzt nicht geklappt hat", hielt er fest: "Schöner kann eine Radsport-Geschichte nicht geschrieben werden." Dass diese Geschichte nur wenige Tage später eine erneute Wendung erhalten sollte, konnte Martin in diesem Moment natürlich nicht ahnen.
Triumphfahrt endet kurz vor dem Ziel
Denn Martins Triumphfahrt in Gelb währte nur etwa 380 Kilometer. Nach einer relativ problemlosen Verteidigung des Trikots auf der 5. Etappe sah es auch einen Tag später lange danach aus, als könne Martin sein Ziel, Rang eins bis zu den Pyrenäen zu verteidigen, wahr machen.
Doch 800 Meter vor dem Ziel touchierte Martin nach einem Fahrfehler das Rad seines Vordermanns, geriet ins Straucheln und knallte mit der linken Körperhälfte auf den Asphalt. Nachdem er zunächst minutenlang dort sitzenblieb, konnte er mithilfe einiger Teamkollegen noch ins Ziel rollen.
Da er innerhalb der letzten drei Kilometer stürzte, wurde Martin dennoch mit der gleichen Zeit gewertet wie die Konkurrenz und bekam bei der Siegerehrung erneut das Gelbe Trikot übergestreift.
Etappe ohne Gelbes Trikot
Doch später am Abend bewahrheiteten sich die Befürchtungen. Schlüsselbeinbruch – die Tour 2015 ist für Martin beendet. "Es ist eine Schande. Glück und Pech liegen bei der Tour so eng beieinander", sagte der dreifache Zeitfahrweltmeister, der in Hamburg bereits erfolgreich operiert wurde.
In Gelb wird am heutigen Freitag dennoch niemand fahren. Die Entscheidung kam allerdings nicht vom neuen Gesamtführenden Christopher Froome, sondern von der Tour-Jury. Für Martin natürlich nur ein schwacher Trost.
Doch es ist zu vermuten, dass die Tour de France für Martin noch einige Kapitel parat hat. Und bei all der Enttäuschung wusste Martin auch, was ihm keiner mehr nehmen kann:
"Ich hatte meinen Etappensieg und das Gelbe."