Die Zukunft des deutschen Männertennis muss nachsitzen, weil der Himmel über dem Münchner Aumeister Schnee und Regen über der traditionsreichen Tennisanlage ergoss.
Wetterchaos stoppt Zverev in München
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Nach stundenlanger Verzögerung, einem Kurzeinsatz in langer Schlabberhose und einigen Unmutsäußerungen hatte es Alexander Zverev eilig, ins Warme zu kommen.
Gegen den Tunesier Malek Jaziri liegt der Teenager aus Hamburg mit Break 4:5 zurück und muss sich am Mittwoch steigern, um Florian Mayer (32) ins Achtelfinale zu folgen.
Mayer feiert gelungenen Auftakt
Der Routinier hatte am trockenen Vormittag erstmals seit neun Monaten wieder ein Match auf der ATP-Tour gewonnen - die Erleichterung darüber war dem früheren Top-20-Spieler
"Das war ein super Auftakt, ein schöner Erfolg für mich", sagte Mayer nach dem 6:4, 6:4 im Qualifikantenduell gegen Lokalmatador Matthias Bachinger.
Wegen eines Adduktoreneinrisses war Mayer in der Weltrangliste bis auf Platz 267 zurückgefallen, bereits die Saison 2014 hatte er nach einer Schambeinentzündung beinahe komplett verpasst.
Duell mit Kohlschreiber
Umso glücklicher ist er über die nächste Chance, sich mit früheren Weggefährten messen zu dürfen. Im Achtelfinale der BMW Open trifft Mayer am Donnerstag auf seinen langjährigen Davis-Cup-Kollegen Philipp Kohlschreiber, der in München an Position vier gesetzt ist.
"Ich freue mich auf diese Herausforderung und darüber, wieder auf diesem Level mitspielen zu dürfen", sagte Mayer. Das letzte Duell der beiden Freunde liegt sechs Jahre zurück, damals war Zverev gerade mal 13 Jahre alt.
Philipp Kohlschreiber, Deutschlands Nummer eins, zweimaliger Titelträger und Vorjahresfinalist auf der Anlage des MTTC Iphitos München, begrüßt die Rückkehr des "alten Bekannten", es werde sicher "lustig, Flo auf der anderen Seite des Netzes wiederzusehen", sagte der Augsburger.
Geschenke zum Comeback wird Kohlschreiber jedoch nicht verteilen, für ihn gilt es, die gute Sandplatzform nach seiner Halbfinalteilnahme in Barcelona in der Heimat auf den Court zu bringen.
Kohlschreiber: Olympia hat Priorität
Während sich Mayer von seinem Match erholte und Zverev Zeit totschlug, plauderte Kohlschreiber vor den Fans, die sich ins Warme geflüchtet hatten, entspannt über die Verwandlung, die er nach eigener Aussage im reifen Tennisalter von 32 Jahren durchgemacht habe.
"Ich weiß, dass ich hier und da angeeckt bin", sagte er, "ich war aber offen und habe dazugelernt." Wie zum Beweis wies er den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die "höchste Priorität" in seinem Turnierplan zu. Vor vier Jahren hatte er sich noch öffentlichen Zorn für seine kurzfristige und fragwürdige London-Absage eingehandelt.
"Sicher, heute würde ich ein, zwei Sachen anders machen", sagte Kohlschreiber, "aber das Thema ist für mich abgehakt." Er sei durch seine Fehler zu einem "netteren, umgänglicheren Menschen" geworden.
Daher wolle er nicht zu sehr über den jungen, sperrigen Kohlschreiber schimpfen. Und auch nicht über das Wetter beim "Turnier meines Herzens", denn anders als Mayer und Zverev hatte er am Dienstag spielfrei.