Deutschlands große Tennishoffnung Alexander "Sascha" Zverev hat beim Masters Turnier in Monte Carlo einen glänzenden Start in die Sandplatzsaison hingelegt. In den ersten beiden Runden hatte er mit seinen Kontrahenten überhaupt keine Probleme, gab gerade einmal sieben Spiele ab.
Kohlmann: "Zverev hat es in sich"
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Am Donnerstag, ausgerechnet an Zverevs 20. Geburtstag, kommt es im Fürstentum jetzt zum Duell mit Sandplatzkönig Rafael Nadal (im LIVETICKER auf SPORT1), gegen den sich der Deutsche bei den Australian Open im Januar bereits ein packendes Match geliefert und sich erst nach fünf dramatischen Sätzen und mehr als vier Stunden beugen hatte müssen.
Kohlmann sieht Vorteil bei Zverev
Geht es nach Davis-Cup-Trainer Michael Kohlmann, muss sich Zverev selbst auf Asche nicht vor dem 14-maligen Grand Slam Sieger verstecken. Ganz im Gegenteil, Kohlmann, der selbst 18 Jahre lang auf der ATP-Tour aktiv war und fünf Titel im Doppel gewann, sieht sogar einen entscheidenden Vorteil.
"Sascha ist einer der komplettesten Spieler auf der Tour. Er kann auf Sand genauso erfolgreich spielen wie auf Hartplatz. Sein Aufschlag bleibt auch auf Asche eine Waffe", sagte Kohlmann im SPORT1-Interview. Nadal wird dagegen oftmals eine gewisse Schwäche beim Service unterstellt.
"Richtiger Knaller möglich"
Ohnehin erwartet Kohlmann in naher Zukunft Zverevs absoluten Leistungsdurchbruch. "Irgendein richtiger Knaller ist für Sascha in diesem Jahr auf jeden Fall möglich, allerdings gehört natürlich auch immer ein wenig Glück oder eine günstige Auslosung dazu. Planen lässt sich das nicht. Aber er hat den großen Wurf definitiv in sich", prophezeite Kohlmann.
Für Kohlmann gehört Zverev, der behütet im Familien-Tross um Vater und Coach Alexander senior und Profi-Bruder Mischa um den Globus tourt, neben dem Australier Nick Kyrgios (21), der den Deutschen bei den Turnieren in Indian Wells und Miami zuletzt zweimal bezwang, und Dominic Thiem (23) aus Österreich zu den drei hoffnungsvollsten Nachwuchstalenten im Welt-Tennis.
Top Ten in Reichweite
Selbst den Sprung in die Top Ten traut der Davis-Cup-Coach seinem Spitzenspieler in naher Zukunft zu: "Seine Vielseitigkeit und Konstanz könnten ihm durchaus die ein oder zwei entscheidenden Plätze einbringen."
Aber Zverev, der in seiner Karriere bereits Siege gegen Größen wie Roger Federer, Stanislas Wawrinka oder Tomas Berdych feierte, ist mit seinen nun 20 Jahren der mit Abstand Jüngste dieses Trios. Und dennoch wirkt der Rechtshänder schon jetzt, gerade in engen Spielsituationen, mental sehr gefestigt - anders als vor allem Heißsporn Kyrgios in diesem Alter.
"Sascha ist ein Wettkämpfer, und das von klein auf schon. Wenn es eng ist, spielt er seine besten Bälle. Man merkt ihm nie Angst an, sondern er spielt auch in wichtigen Situationen mutig", zeigt sich auch Kohlmann begeistert von Zverevs psychischer Stärke.
Becker äußert leichte Kritik
Es stellt sich allein die Frage, wieso das Wunderkind bei Grand-Slam-Turnieren bei allen Lobeshymnen bislang nie über die dritte Runde hinaus gekommen ist. Dieses Manko hatte zuletzt auch Boris Becker angesprochen: "Die Grand-Slam-Erfolge waren bei Alex bislang überschaubar. Er hat sehr viel Talent, das haben aber auch zehn andere. Es bedarf viel mehr als Talent", mahnte die deutsche Tennis-Ikone.
Davis-Cup-Chef Kohlmann wirbt in dieser Hinsicht für Geduld mit seinem Spitzenspieler, der das deutsche Team im Relegationsspiel gegen Portugal im September in der Weltgruppe halten möchte.
"Es ist ganz normal in einer Entwicklung, dass man die ersten Erfolge erst einmal auf kleineren Turnieren feiert. Einen Nadal über Best-of-Five zu schlagen, ist eben immer noch ein bisschen schwieriger als über Best-of-Three. Auf kurz oder lang wird er uns aber auch auf dieser Bühne zeigen, was in ihm steckt", sagte der 43-Jährige.
Vielleicht ist es ja schon am Donnerstag soweit. Um sich seinen großen Geburtstagswunsch zu erfüllen und den spanischen Sandplatz-Dominator in Monte Carlo zu schlagen, würden jedenfalls zwei gewonnene Sätze reichen.