Mit der japanischen Tennis-Geschichte kennt sich Kei Nishikori aus, er hat den erfolgreichsten Teil selbst geschrieben.
Japans Pionier in kurzen Hosen
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Der junge Mann aus Matsue in der Präfektur Shimane war der erste Japaner unter den Top 20, er war auch der erste Spieler seiner Heimat unter den Top 10.
Bei den US Open in New York (täglich im LIVE-TICKER) wird er am Samstag der erste Japaner sein, der in kurzen Hosen ein Grand-Slam-Halbfinale bestreitet - gegen Boris Beckers Schützling Novak Djokovic.
Amateure in langen Beinkleidern
Die bisherigen Tennis-Erfolge des Kaiserreichs liegen weit zurück, in einer Zeit, als ambitionierte Amateure in langen Beinkleidern Bälle schlugen.
1933 stand ein gewisser Jiro Satoh unter den besten Vier von Wimbledon. 1918, also vor 96 Jahren, schaffte Ichiya Kumagae als bislang letzter Japaner den Einzug ins Halbfinale von New York.
Ein Jahrhundertereignis
Nishikoris Triumph darf daher als Jahrhundertereignis bezeichnet werden.
"Es ist für mich eine große Ehre, hier etwas Historisches geleistet zu haben", sagte der 24-Jährige nach seinem Fünfsatz-Sieg über den Schweizer Stan Wawrinka und vor der Begegnung mit Top-Favorit Djokovic aus Serbien.
Bei Bollettieri gelernt
Schon früh galt Nishikori als Versprechen für eine glanzvolle Zukunft im japanischen Tennis.
Mit 13 Jahren verließ er sein Elternhaus, um sein sportliches Glück in Nick Bollettieris Tennis-Akademie in Florida zu suchen.
Was der schmächtige Teenager dort fand, war seltsames Essen, Einsamkeit und Heimweh.
Trainerguru Bollettieri erinnert sich: "Er hat kein Wort Englisch gesprochen. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis er sich daran gewöhnt hatte, so weit von zu Hause weg zu sein."
Projekt 45
Das Talent - die schnellen Beine und das feine Händchen - setzte sich jedoch durch. Schon bald gaben seine Trainer und Manager des internationalen Vermarktungsriesen IMG das "Project 45" aus.
Nishikori sollte zum erfolgreichsten japanischen Tennisspieler der Neuzeit werden und damit Shuzo Matsuoka überflügeln, der es bis auf Platz 46 der Weltrangliste geschafft hat.
Ein Superstar wird geboren
2011 erfüllte Nishikori die Erwartungen, 2012 erreichte er das Viertelfinale beim Grand Slam of Asia-Pacific, den Australian Open.
Im gleichen Jahr gewann er als erster Lokalmatador seit 40 Jahren die Japan Open in Tokio - ein Superstar war geboren. Die Sponsoren stehen seitdem Schlange, Nishikori ist längst Multimillionär.
Michael Chang ändert die Mentalität
Für den nächsten Schritt besorgten Nishikoris Karriereplaner prominente Unterstützung.
Der frühere Weltranglistenzweite Michael Chang, ein Amerikaner mit taiwanesischen Wurzeln, implantierte seinem Schützling die höchsten Ansprüche.
"Er hat riesiges Potenzial, und sein Erfolg kann ganz Asien bewegen", sagt Chang, der selbstbewusst auftritt: "Ich habe Keis Mentalität geändert. Er spielt nun mit dem Wissen, wirklich jeden schlagen zu können."
Die Star-Trainer und ihre Schützlinge:
Nishikori schwärmt
Nishikori selbst ist voll des Lobes, wenn die Sprache auf den French-Open-Sieger von 1989 kommt.
"Mein Tennis wird immer besser, vor allem durch ihn", schwärmt er über seinen Trainer: "Unsere Spielweise ist ähnlich, deswegen weiß er genau, woran ich noch arbeiten muss."
Shuzo Matsuoka nennt seinen Nachfolger bereits "Kei Chang".
Auch wenn die Hosen seit den späten 80er Jahren wieder länger geworden sind.