Wenn der Deal mit Neymar abgeschlossen wird, geht der Superstar vom FC Barcelona zu Paris St. Germain – und die unerhörte Summe von 222 Millionen Euro wechselt den Besitzer.
Nach Neymars Abschied droht Dominoeffekt
Mit unabsehbaren Folgen für den Transfermarkt - der immerhin noch bis Ende August geöffnet ist.
Denn Fakt ist: Barcelona will den 25-Jährigen gar nicht abgeben. Sie müssen vielmehr. Denn Paris ist bereit, die abstrus hohe Ausstiegsklausel zu bezahlen.
Damit hätte Barca keine rechtliche Handhabe – und muss sich um einen Ersatz bemühen.
Wer kommt als Neymar-Ersatz in Frage
Aber wo findet man den Nachfolger für einen Spieler, der in drei Jahren bei den Katalanen 105 Tore und 80 Vorlagen in 186 Spielen produzierte. In den eigenen Reihen jedenfalls nicht.
Die Spanier werden teuer einkaufen müssen. Sehr teuer sogar, denn die Konkurrenz weiß, dass der Geldbeutel nach einem Neymar-Transfer groß und die Not noch größer wäre.
Antoine Griezmann zum Beispiel wäre ein geeigneter Kandidat. Doch Atletico schrieb seinem Topstar ebenfalls eine Klausel in den neuen Vertrag: 200 Millionen Euro!
Zum Zeitpunkt der Unterschrift im Juni schien der Betrag grotesk genug, um damit alle potentiellen Interessenten abzuschrecken.
Realität überholt Phantasie
Laut spanischem Arbeitsrecht müssen Ausstiegsklauseln zwingend hinterlegt werden, in der Regel standen dort also Phantasiesummen, von denen man annahm, dass niemand sie je bezahlen würde. Die Klausel war pro forma. Eine reine Formalie.
Nun aber hat die Realität alle Phantasien in kurzer Zeit eingeholt. Wenn Paris mit 222 Millionen Euro die Klausel für Neymar bedient, wieso sollte dann das übernacht schwer reich gewordene Barca nicht 200 Millionen bezahlen, um Griezmann aus Madrid zu kidnappen?
In dem Fall würde Atletico in die Röhre gucken und den Rest des Jahres seine Tränen mit Banknoten trocknen. Denn nach einer Transfersperre der UEFA dürfen die Madrilenen bis zum Winter keine Spieler einkaufen.
Kettenreaktion mit Liverpool
Für den Rest Europas wäre das noch das glimpflichste Szenario. Denn es sind noch ganz andere Kettenreaktionen denkbar. So könnte Barca mit dem neuen Kontostand sein 75-Millionen-Euro-Angebot für Wunschspieler Philippe Coutinho noch einmal drastisch erhöhen. Jürgen Klopp und der FC Liverpool lehnten alle Anfragen bisher tapfer ab.
Doch wenn es eine Schmerzgrenze gibt, wird Barca daran rühren. Coutinho ginge dann nach Spanien - und Liverpool bräuchte dringend Verstärkung im Mittelfeld.
Mit dem frischen Geld wäre dann durchaus ein neuer Versuch bei Leipzigs Naby Keita denkbar. Und schon wäre der nächste Klub in einem Dilemma. Denn Sportdirektor Ralf Rangnick will den Spieler unbedingt halten, lehnte ein 75-Millionen-Angebot bereits ab.
Allerdings hat auch Keita eine Klausel im Vertrag. Sie greift im nächsten Sommer, die festgeschriebene Ablösesumme beträgt dann 50 Millionen Euro. Sollte Liverpool nun für einen sofortigen Wechsel 100 Millionen oder mehr bieten, müssten Rangnick und Co. lange rechnen – und noch länger nachdenken.
Denn 50 Millionen lässt man ungern liegen. Anderseits bräuchte Leipzig dann wiederum einen adäquaten Ersatz. Und die Kette geht weiter.
Muss PSG Tafelsilber verscherbeln?
Weitere Planspiele ergeben sich aus der Drohung des FC Barcelona, bei der UEFA Anzeige gegen PSG zu erstatten. Der Vorwurf: Paris könne das Geld für Neymar nicht aus eigener Kraft aufbringen, Hilfe von Außen wäre ein Verstoß gegen das Financial Fairplay.
Hieße: Um auf Nummer sicher zu gehen, müssen die Franzosen ihrerseits teure Stars verkaufen, um die Bilanzen halbwegs glaubwürdig zurechtzubiegen. Am liebsten würden die Franzosen Angel di Maria als Verrechnungsmasse direkt nach Barcelona schicken. Die Katalanen aber scheinen wenig interessiert.
Also steht plötzlich auch Julian Draxler auf der Agenda. Für den Fall, dass Barca auch ihn nicht in einem Tauschgeschäft mit Neymar verrechnen will, hat Inter Mailand bereits angeklopft, ob der deutsche Spielmacher nicht zu haben wäre. Ausgang völlig offen.
Klar ist jedenfalls: Wenn mit Neymar der erste Dominostein fällt, werden derart abstruse Summen auf den Markt gespült, dass weitere Steine fallen müssen und werden. Und weil die Zeit drängt, ist kaum absehbar, wohin eine solche Kettenreaktion am Ende führt.