Der Juli 2011 war ein ungewöhnlich kühler und verregneter Monat in Deutschland. Er spiegelte den Gemütszustand von Karl-Heinz Rummenigge ziemlich treffend wider.
So trickst der Sanchez-Berater
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Der Vorstandschef des FC Bayern hatte die Nase mehr als nur gestrichen voll, als ihm die Verantwortlichen von Bayer Leverkusen mitteilten, dass sich Arturo Vidal kurzerhand gegen einen Wechsel zum Rekordmeister entschieden habe und künftig für Juventus auflaufe.
"Solche Spieler möchte ich nicht bei uns haben", schimpfte Rummenigge damals. "Er hat Jupp Heynckes x-mal versprochen, nur zu Bayern zu wechseln. Wäre er ein Mann mit Moral, wäre er heute bei uns."
Vier Sommer später waren diese Aussagen schon wieder vergessen - und Vidal schlug doch noch an der Säbener Straße auf. Rummenigge begründete seinen überraschenden Sinneswandel damit, dass die Leverkusener den Mittelfeldspieler in jenem kalten Juli nicht an einen direkten Konkurrenten abgeben wollten.
Tatsächlich hatte aber auch ein Mann im Hintergrund einen großen Anteil an Vidals Transfer zu Juve. Er handelte mit den Turinern nämlich einen lukrativen Vertrag für den Chilenen aus, den ihm die Bayern damals - noch - nicht bieten wollten.
Rugbyspieler und Hochschulabsolvent
Er heißt Fernando Felicevich. Ein Name, der nur Branchenkennern geläufig ist. Dabei reiht sich der gebürtige Argentinier mittlerweile problemlos in die Riege der mächtigsten Berater des Profifußballs ein.
Was ihn unscheinbarer und kleiner als Mino Raiola oder Jorge Mendes erscheinen lässt, ist sein passives Verhalten in der Öffentlichkeit. Felicevich gibt weder Interviews noch zeigt er sich auf Galas. Seinen Twitter-Account bedient er in der Regel nur, um die Posts seiner Spieler zu teilen.
Felicevich tanzt nicht aus der Reihe. Dafür ist er viel zu gebildet - und zu lange im Profisport tätig. Vor seinem Engagement als Berater verdiente er als Rugbyspieler in seiner Heimat sein Geld und legte anschließend seinen "Master of Business Administration" in Paris ab.
Erst mit 33 zog es ihn ins Beratergeschäft. In einer chilenischen Werbeagentur traf er auf den damaligen Fußballprofi Pablo Lenci, der ihm Kontakte zu jungen talentierten Kickern vermittelte - auch zu einem gewissen Alexis Sanchez, der beim Provinzklub Cobreloa spielte.
Mit Sanchez fließt das Geld
Felicevich war so begeistert von den Fähigkeiten des damals 15 Jahre alten Offensivspielers, dass er alles daran setzte, ihn nach Europa zu vermitteln. Udinese Calcio war die erste Station von Sanchez. Und als dieser in Italien immer erfolgreicher wurde, stieg Felicevich nach und nach zum Spitzenagenten in Chile auf.
Heute berät er die ganze Fußballprominenz des Landes. Zu seinen Klienten gehören Charles Aranguiz (Bayer Leverkusen), Gary Medel (Besiktas Istanbul), Claudio Bravo (Manchester City) und natürlich Vidal.
Sein größte Goldmine aber ist Sanchez. Um sie bestmöglich in Stand zu halten, geht Felicevich zur Not auch über Grenzen hinaus. Pep Guardiola wird spätestens seit dieser Woche davon ein Lied singen können. Dem Trainer von Manchester City hatte Felicevich im Herbst noch die Zusage für einen Sanchez-Transfer im Winter gegeben.
Trotzdem bot er den wechselwilligen Superstar des FC Arsenal parallel noch bei anderen Klubs an. Ganz nach seinem altbekannten Motto: Es könnte ja noch einen geben, der eine bessere Gage bietet.
Elf Millionen Euro Vermittlungsgebühr
Das war dann schließlich auch der Fall. Ausgerechnet Guardiolas Intimfeind Jose Mourinho kam Anfang Januar um die Ecke und versprach, Sanchez mit einem irrwitzigen Wochengehalt von umgerechnet 569.000 Euro zum alleinigen Bestverdiener der Premier League zu machen.
In den Deal inbegriffen war selbstredend eine stattliche Vermittlungsprämie für Felicevich. Laut englischen Medien lag diese bei rund elf Millionen Euro.
Kein Wunder also, dass Felicevich die mündliche Vereinbarung mit City ignorierte und United zusagte. Für Sanchez schien es nach vier weniger titelreichen Jahren in London ohnehin nicht besonders wichtig gewesen zu sein, wohin er wechselt.
"Wir sind an unsere wirtschaftliche Grenze gegangen. Aber selbst City musste sich in diesem Rennen geschlagen geben. Das sagt doch schon alles", sagte Arsenal-Coach Arsene Wenger nach der Verkündung des Transfers.
Der FC Bayern war aufgrund der hohen Gehaltsforderungen übrigens schon Monate zuvor aus dem Sanchez-Poker ausgestiegen. Rummenigge hatte offensichtlich keine Lust, sich einen weiteren Sommer von Felicevich verderben zu lassen.