Es gibt Momente, in denen es selbst Ausnahme-Triathlet Jan Frodeno nach Bier lüstet.
Für Frodeno wird Leiden zur Sucht
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In der Stunde seines größten Erfolges beim Ironman in Hawaii dachte er vergangenes Jahr zwischendurch sogar an einen ganzen Kühlschrank voller Bier.
"Wenn man beim Rennen die ganze Zeit nur so eine Pampe isst, ist das doch nachvollziehbar. Nach sieben, acht Stunden ist das jedenfalls nicht ganz das, was mir vorschwebt", witzelt Frodeno.
Nur allzu gerne hätte er an einer Verpflegungsstation bei sengender Hitze ein kühles, herzhaftes Bier zu sich genommen. "Das war auch im Training mein Lieblingsgetränk – alkoholfrei natürlich", klärt Frodeno auf.
Wahl zum Sportler des Jahres
2015 war das Jahr des symphatischen Ausdauersportlers. Frodeno gewinnt als erster Triathlet den Ironman Hawaii, die Ironman European Championship und die Ironmam 70.3 World Championship.
Für seine unglaublichen Erfolge wird "Frodo" – so lautet sein Spitzname in Anlehnung an den Protagonisten im Film "Herr der Ringe" – mit dem Bambi und der Wahl zu Deutschlands Sportler des Jahres belohnt.
Der 34-Jährige hat den Ausdauersport vor allem mit dem Sieg beim Hawaii-Ironman wieder zurück in das Interesse der deutschen Sportöffentlichkeit gerückt. Frodeno ist ein Mann der Tat, nicht der großen Worte. Vor Wettkämpfen ist er oft zurückhaltend und gibt die Favoritenrolle gerne an andere weiter.
Frodeno wird sich nicht auf den errungenen Lorbeeren ausruhen, er hat weitere Ziele. In diesem Jahr will er den Weltrekord über die Langdistanz und den Streckenrekord auf Hawaii brechen.
Sein erst kürzlich erlittener Mukelfaseriss in der Wade soll dabei kein Hindernis sein. Schon bei der Triathlon Challenge in Roth am 17. Juli will Frodeno die Bestmarke von Landsmann Andreas Raelert angreifen.
Seit Februar ist er Papa
Während der Zwangspause wird Frodeno in seiner Wahlheimat Australien viel Zeit mit seinem im Februar geborenen Sohn verbringen.
Angst, seine gesteigerten Ansprüche erfüllen zu können und gleichzeitig der Familie gerecht zu werden, hat er nicht: "Das mit der Familie wird jetzt sicher spannend. Wie es wirklich ist, wenn es richtig zur Sache geht mit dem Kleinen, das kann ich sagen, wenn es soweit ist."
Probleme, sich täglich neu zu motivieren kennt der Ehemann der ehemaligen Weltklasse-Triathletin Emma Snowsill nicht. "Ich liebe den Sport, mir macht es richtig Spaß. Und ich sehe täglich noch die Möglichlkeiten, mich zu verbessern", so Frodeno.
Frodeno sieht weiter das Potenzial, Leistungslücken zu schließen und mit einem gut motivierenden Trainer Spaß zu haben. Trotz der Qualen, die sein Sport mit sich bringt.
Qualen, dass bedeuten für ihn oft tagelang Schmerzen in den Beinen, Blasen an den Füßen und auch wie bei dem Triumph in Hawaii ein Sonnenstich und "der Sonnenbrand seines Lebens".
Das ultimative Leiden und der lange, unausstehliche Schmerz während eines Rennens macht für den Olympiasieger von 2008 auf der Kurzdistanz das Suchtpotential auf der Langstrecke aus.
Nominiert bei den Laureus World Sports Awards
"Der Schmerz bestätigt einem natürlich schon, dass man über sich hinausgewachsen ist. Ich versuche das immer mit einer Wand zu vergleichen auf die man zugeht. Oder auch mit glühenden Kohlen. Je länger man auf den Kohlen geht und je näher man an die Wand kommt, die das Ende der körperlichen Leistungsfähigkeit symbolisiert, desto besser ist das Gefühl danach", beschreibt Frodeno diesen Zustand.
Den Schmerz sieht er so eher als Belohnung danach, als eine Endorphinausschüttung wenn alles vorbei ist.
Das ein oder andere - alkoholfreie - Bier könnte Frodeno am 18. April bei den Laureus World Sports Awards in Berlin genießen.
Dort gehört er zu den sechs Nominierten für den "Sport-Oscar" in der Kategorie "Action", als erster Triathlet überhaupt. Ein Sieg wäre eine weitere Bestätigung für "sein Jahr" 2015.