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MLB-Kaepernick Bruce Maxwell hofft nach Protest auf neue Chance

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MLB-Kaepernick Bruce Maxwell hofft nach Protest auf neue Chance

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Der Kaepernick des Baseballs

Ex-MLB-Profi Bruce Maxwell durchläuft nach seinem Protest für Gleichberechtigung eine schwere Zeit. Doch der gebürtige Wiesbadener hofft auf eine neue Chance in der MLB.
Bruce Maxwell protesierte als Spieler der Oakland Athletics gegen Rassendiskriminierung
Bruce Maxwell protesierte als Spieler der Oakland Athletics gegen Rassendiskriminierung
© Getty Images
Matthias Ondracek
Matthias Ondracek
von Matthias Ondracek

Als Colin Kaepernick beim Ertönen der US-Nationalhymne sich erstmals auf sein Knie niederließ, konnte noch niemand die weitreichenden Folgen dieser Aktion absehen.

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Viele Spieler und ganze Teams solidarisierten sich mit dem damaligen Star-Quarterback der San Francisco 49ers, um gegen Diskriminierung und Rassismus in den USA zu protestieren. US-Präsident Donald Trump ging auf Konfrontation mit der NFL.

Ein Jahr später stand Kaepernick ohne Job da. So auch noch heute.

In der Baseballszene sorgte die Thematik für nicht ganz so viel Aufsehen. Lediglich Bruce Maxwell von den Oakland Athletics folgte dem Vorbild Kaepernicks. Wenig später erhielt auch Maxwell keinen Vertrag mehr. Doch der Kniefall war nur der Anfang einer Reihe von Ereignissen im Leben des gebürtigen Wiesbadeners. (Alles Wichtige zur MLB)

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Maxwell von Kollegen überrascht

Es war der 23. September 2017. Erst Ende Juli 2016 war der Catcher in das MLB-Team der Kalifornier befördert worden. Vor der Partie gegen die Texas Rangers ging Maxwell während der Nationalhymne auf sein linkes Knie.

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Teamkollege Mark Canha legte seine Hand auf die Schulter des Rookies. Ein Zeichen der Solidarität. Davon sollten im Nachgang nicht mehr allzu viele folgen. Zwar erhielt Maxwell viele Anrufe von afro-amerikanischen Spielerkollegen, die ihm ihre Unterstützung zusicherten. Einen weiteren Knie-Protest im Baseball gab es seither aber nicht.

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"Ich bin nicht unbedingt enttäuscht. Ehrlich gesagt, hätte ich angenommen, dass es vor mir passiert. Wir haben viele afro-amerikanische Routiniers in den Big Leagues (die MLB, Anm. d. Red.), deren finanzieller Status nicht in der Schwebe ist, wie meiner war. Aber ich hätte zumindest ein bisschen mehr verbale Konfrontation von einigen der Älteren erwartet. Dafür habe ich es jedoch nicht gemacht", erklärt Maxwell heute im Gespräch mit SPORT1.

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Protest gegen Rassendiskriminierung

Vielmehr war der Protest für Maxwell Ehrensache. "Ich habe mich hingekniet, um aufzustehen und die Ungleichheit in Amerika ans Licht zu bringen. Nicht nur für Afro-Amerikaner, sondern auch für andere Rassen, die nach Amerika kommen", beschreibt der 29-Jährige seine Beweggründe.

Der ehemalige MLB-Profi wuchs in Huntsville im US-Bundesstaat Alabama auf. In den Südstaaten ist die Problematik der Rassendiskriminierung schon allein aus geschichtlichen Gründen in den USA noch immer ein heikles Thema.

"Ich war der ungleichen Behandlung und Beurteilung der Leute schon in einem frühen Alter ausgesetzt", erzählt Maxwell. "Meine ganze Familie ist davon betroffen. Wenn ich meine Mum zuhause besuche, muss ich aufpassen, wo wir hingehen. Nur, weil ich so aussehe, als ob ich dort nicht hingehöre", fährt der Sohn einer rothaarigen Mutter und eines dunkelhäutigen Vaters fort.

"Ich konnte einfach nicht mehr still sein. Das bin ich nicht. Ich hatte eine Plattform, die die meisten nicht bekommen. Vor allem Farbige", blickt der linkshändige Schlagmann auf den Tag im September 2017 zurück, der sein Leben nachhaltig verändert hat.

WASHINGTON, DC - OCTOBER 27:  Gerrit Cole #45 of the Houston Astros pitches during Game 5 of the 2019 World Series between the Houston Astros and the Washington Nationals at Nationals Park on Sunday, October 27, 2019 in Washington, District of Columbia. (Photo by Adam Glanzman/MLB Photos via Getty Images)
WASHINGTON, DC - OCTOBER 27:  Gerrit Cole #45 of the Houston Astros delivers the pitch against the Washington Nationals during the sixth inning in Game Five of the 2019 World Series at Nationals Park on October 27, 2019 in Washington, DC. (Photo by Patrick Smith/Getty Images)
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Die breiten Reaktionen auf den Protest würden ihn nur in seiner Haltung bestätigen. "So negativ gegenüber uns eingestellt zu sein wegen des Protests, den wir in einer sehr friedlichen und respektvollen Art und Weise abgehalten haben", beschreibe in Maxwells Augen genau das Problem.

Morddrohungen und Verhaftung

Maxwell wurde im hessischen Wiesbaden geboren, als sein Vater auf der dort ansässigen US-Army-Base stationiert war. Auch sein Großvater war beim Militär. Vorwürfe, er würde sein Land und die amerikanischen Soldaten nicht respektieren, weist Maxwell daher weit von sich: "Das wäre, als würde ich meine Familie nicht respektieren."

Nichtsdestotrotz hatte der Kniefall für den bei der Weltmeisterschaft für Deutschland spielberechtigten Catcher weitreichende Konsequenzen. Im Oktober 2017 wurde Maxwell festgenommen, nachdem er einer Pizzabotin in Scottsdale bei Phoenix mit einer Waffe in der Hand die Tür öffnete.

Maxwell verfügt über eine Erlaubnis, verdeckt eine Waffe zu tragen. Die Gesetze diesbezüglich sind in Arizona ohnehin mit die lockersten in den USA. Später erklärte Maxwell, er war zu dieser Zeit verängstigt, hatte etwas getrunken und schlichtweg einfach seine Bestellung vergessen. Es hätten sich viele "übermäßig hasserfüllte Dinge" gegenüber ihm ereignet.

Drohungen wie "sie wünschten, ich würde bei einem Hausbrand sterben, sie wünschten, sie könnten mich eigenständig an einem Baum aufhängen und solche Sachen. Diese Art Nachrichten habe ich anschließend erhalten", sagt Maxwell zu SPORT1.

Daher ist sich der 29-Jährige auch sicher: "Meine Festnahme war gezielt wegen dem, wer ich war und was ich tat. Kurz nachdem ich mich im nationalen Fernsehen hingekniet hatte", erklärt Maxwell und fährt fort: "Wenn es um meine Familie und mich geht, so habe ich persönlich erfahren, rassistisch profiliert zu werden oder durch falsche Anschuldigungen durch Autoritätspersonen körperlich geschädigt zu werden."

Die Anklage, die auf schweren Angriff mit einer tödlichen Waffe lautete, wurde fallengelassen. Er bekannte sich schuldig, sich unordentlich verhalten zu haben und wurde zu zwei Jahren auf Bewährung sowie Sozialstunden verurteilt.

Freundschaft mit Kaepernick

Im darauffolgenden Frühjahr erhielt das vielversprechende Catcher-Talent dann keinen Vertrag mehr in der MLB. Ob nun der Knie-Protest oder der Waffen-Vorfall oder beides der Grund dafür waren, darüber lässt sich nur spekulieren.

So oder so steht Maxwell zu seiner damaligen Entscheidung, sich hinzuknien. "Ich bereue es überhaupt nicht", versichert der gebürtige Wiesbadener. Neben all den negativen Dingen, die Maxwell seither widerfahren sind, erhielt er auch Unterstützung.

Der dreimalige World-Series-Gewinner Dave Stewart nahm Maxwell unter seine Fittiche. Und mit Ex-NFL-Star Colin Kaepernick ist er seither eng befreundet. "Ich halte immer noch Kontakt zu ihm", sagt Maxwell über den ehemaligen Quarterback: "Als Colin Kaepernick begonnen hat, den Protest bei der Nationalhymne zu vollziehen, konnte man sich davor nicht verstecken. Es blieb einem nichts anderes übrig, als ihn kniend zu sehen. Es ist die größte Plattform. Dafür applaudiere ich ihm."

Hoffnung auf neue MLB-Chance

Seine Baseball-Karriere führt Maxwell derzeit in Mexiko fort. Mit den Acereros del Norte aus der Stadt Monclova gewann der Catcher in der vergangenen Saison die Meisterschaft in der Mexican League – eine Liga die vom Level her gleichzusetzen ist mit dem obersten Minor-League-Level in den USA. Mit 24 Homeruns in 109 Spielen und einem Schlagdurchschnitt von .325 war Maxwell einer der Leistungsträger.

Eine Rückkehr in die MLB hat der 29-Jährige daher noch nicht aufgegeben. "Ich würde sehr gerne eine Möglichkeit bei einem Team erhalten, das mich braucht und mir erlaubt, mich noch einmal zu beweisen", sagt Maxwell zu SPORT1.

"Wenn es aber nicht passiert, werde ich meinen Kopf nicht hängen lassen, weil es irgendwo immer einen Platz gibt, wo jemand will, dass ich spiele", fährt der 29-Jährige fort und ergänzt: "Wer weiß, wenn ich ein bisschen älter bin, vielleicht komme ich auch nach Deutschland und repräsentiere den Ort, an dem ich geboren bin."