Ein Quarterback ohne Team hat es schwer, ein Team ohne Quarterback ist verloren.
Zerrieben in der Knochenmühle
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Es ist jedes Jahr das gleiche Bild. Ein NFL-Team startet mit großen Erwartungen in die Saison: Playoffs, vielleicht sogar der Super Bowl.
Doch statt Super Bowl hat das Schicksal manchmal nur den Super Gau parat. Der Star-Quarterback verletzt sich direkt zu Beginn der Saison und alle Hoffnungen sind vorzeitig dahin.
Cowboys schwer angeschlagen
Diesmal hat es die Dallas Cowboys erwischt, die ohne Spielmacher Tony Romo auskommen müssen.
Der 35-jährige Routinier bricht sich gegen die Philadelphia Eagles das Schlüsselbein und fällt wohl für die nächsten acht Wochen aus.
Es ist der zweite Star im texanischen Lazarett, nachdem sich Dez Bryant in Woche eins bereits den Fuß gebrochen hatte.
Dallas schaffte es trotzdem, beide Spiele zu gewinnen. Ob sie die Ausfälle auch in den nächsten Wochen so gut kompensieren können, ist aber äußerst fraglich.
Zweifeln in Chicago
Doch nicht nur in Texas schrillen die Alarmglocken, denn auch die New Orleans Saints müssen vielleicht ohne Star-Spielmacher Drew Brees auskommen.
An der Schulter verletzt, ist die Dauer des Ausfalls noch nicht ganz klar. Brees will erst die zweite Meinung eines Mediziners einholen, bevor er sich tatsächlich zum ersten Mal seit zehn Jahren an die Seitenlinie stellt.
In Chicago ist die Stimmungslage schwankend. Die Wadenverletzung Jay Cutlers ruft beim einen Teil des Anhangs Freudentränen hervor, der restliche Anhang jammert, dass es mit Ersatz Jimmy Clausen noch viel schlimmer wird.
Die Routiniers auf der Quarterback-Position verletzen sich, die Youngster frisch vom College sind meistens noch nicht bereit.
Die aktuelle Situation wirft zwei große Probleme auf, die den Berufsstand der Spielmacher arg in Bedrängnis bringen.
"Den Jungs nichts beigebracht"
"Am College wird den Jungs nichts beigebracht", ärgerte sich Rex Ryan, Head Coach der Buffalo Bills, im Wall Street Journal.
Statt Hochgeschwindigkeitsfootball wird in der NFL deutlich langsamer, komplexer und natürlich auch härter gespielt.
Umstellung zu groß
Für viele College-Quarterbacks ist die Umstellung von der Spread-Offense auf das NFL-System eine nahezu nicht zu meisternde Herausforderung und so setzen die Head Coaches weiter auf ihre alten Schlachtrösser.
Peyton Manning (39), Ben Roethlisberger (33), Carson Palmer (35), Philip Rivers (33), Eli Manning (34) – insgesamt sind 16 von 32 Starting-Quarterbacks 30 Jahre oder älter.
2011 sah die Situation noch deutlich anders aus, damals waren 13 Starter 26 Jahre oder jünger.
Wenn kein brauchbarer Nachwuchs aus dem College kommt, dann bleibt den Trainern im gnadenlos auf Erfolg getrimmten Milliardengeschäft wenig Zeit für Experimente.
Angeschlagen in die Saison
Als logische Folge muss die Ü30-Fraktion auch in der Preseason ran und arbeitet sich in den verhassten wie unbedeutenden Vorbereitungsspielen auf.
Die Tendenz angeschlagen in eine Saison zu gehen steigt, das Verletzungsrisiko in der Regular Season ist automatisch höher.
Und natürlich gibt es wieder einmal eine Ausnahme, die zugleich den Wunsch vieler NFL-Profis widerspiegelt: keine Preseason.
Tom Brady, der von Trainer-Fuchs Bill Belichick in der Vorbereitung nur äußerst sporadisch eingesetzt wird, spielt mit 38 Jahren mal wieder wie ein junger Gott und führt seine New England Patriots mit bereits sieben Touchdown-Pässen zu zwei Siegen.