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Franziska Preuß spricht vor dem Saisonauftakt im Biathlon bei SPORT1

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Franziska Preuß spricht vor dem Saisonauftakt im Biathlon bei SPORT1

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Tränen machen stärker

Franziska Preuß will das Drama von Sotschi abschütteln. Bei <strong>SPORT1</strong> zieht sie ihre Lehren. Magdalena Neuner gibt ihr einen Rat.
Andreas Kloo
Andreas Kloo
von Andreas Kloo

Franziska Preuß war am Verzweifeln. Dieser verfluchte Schnee verstopfte den Diopter ihres Gewehrs.

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Sie konnte die Scheiben des Schießstands nicht anvisieren. Hilfesuchend blickte sie sich Richtung Trainer um, sie blies ein paar Mal in den Diopter hinein. Und die Uhr tickte unaufhörlich weiter, der Rückstand auf die Spitze wurde immer größer.

"Das Staffelrennen war schlimm", blickt Preuß im Gespräch mit SPORT1 auf dieses Erlebnis zurück.

Traurigste deutsche Olympia-Szene

Man merkt, sie will eigentlich gar nicht mehr groß darüber reden. Schließlich waren dies die härtesten Sekunden ihrer noch jungen Karriere.

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Beim olympischen Staffelwettbewerb in Sotschi war die deutsche Startläuferin gestürzt, hatte dadurch ohnehin schon viel Zeit verloren und dann verstopfte auch noch der Schnee ihr Gewehr.

Mit drei Minuten Rückstand kam sie schließlich im Ziel an und blieb weinend liegen. Betreuer mussten ihr aufhelfen und sie aus dem Zielraum geleiten.

Es war die traurigste Olympia-Szene aus deutscher Sicht, die perfekt ins Bild eines schwarzen Tages passte.

Dopingfall stört Konzentration

Denn wenige Stunden vor dem Staffelrennen war der Dopingfall Evi Sachenbacher-Stehle publik geworden.

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Angesichts dieser Schreckensmeldung von ihrer Kollegin tat sich Preuß ohnehin schwer, die nötige Konzentration für das Rennen zu finden. Und dann hatte sie auch noch gnadenloses Pech.

Hinterher war sogar von einem Nervenzusammenbruch die Rede, den die 20-Jährige erlitten haben soll.

Das dementierte Preuß aber: "Ich war traurig und enttäuscht, aber ein Nervenzusammenbruch war es definitiv nicht."

Rasanter Aufstieg

Bis zu jenem 21. Februar 2014 hatte die Wasserburgerin nahezu nur glückliche sportliche Tage erlebt.

 Jugend-Olympiasiegerin 2012, Staffel-Gold bei der Junioren-WM 2013, und in ihrem ersten Weltcup-Winter ein Sieg mit der Staffel im Dezember und ein beachtlicher vierter Platz im Januar ? es ging stetig bergauf.

Doch Olympia in Sotschi war für Preuß wie das Aufwachen aus einem Traum und die Ankunft in der bitteren Realität.

Schon in den Einzelrennen vor dem Staffelrennen war sie mit den Rängen 40 und 41 weit unter ihren Möglichkeiten geblieben.

"Daran hatten sie zu knabbern"

Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner nennt für das schwache Abschneiden von Preuß und ihrer 21 Jahre alten Zimmerkollegin Laura Dahlmeier in Sotschi psychologische Gründe:

"Es ist für die jungen Sportler immer schwierig im ersten Weltcup-Jahr und erst recht bei Olympia: Der Druck ist dann doch größer, als man es sich vorgestellt hat", sagte Neuner bei einem Sponsorentermin im Gespräch mit SPORT1.

Die deutsche Biathlon-Ikone erinnert sich noch gut an ihre Anfangszeit im Weltcup: "Man denkt, man macht jetzt entspannt im Weltcup seinen Sport weiter. Aber es ist ganz anders als vorher im IBU-Cup. Die öffentliche Aufmerksamkeit ist enorm hoch und der Druck auch. Daran hatten sie beide ziemlich zu knabbern."

Von einem Physiotherapeuten zum nächsten

Bei Preuß setzte sich die Pechsträhne nach Olympia sogar noch fort. Beim Weltcup in Pokljuka zog sie sich einen Muskelfaserriss im Unterschenkel zu, der sie lange außer Gefecht setzte.

"Das hat mich mental fertig gemacht, weil es einfach nicht besser wurde. Ich bin von einem Physiotherapeuten zum anderen gefahren", erzählte sie.

Preuß konnte so in Frühjahr und Sommer lange nicht richtig trainieren. Doch sie nutzte die Zeit zum Nachdenken. Intensiv beschäftigte sie sich mit den Erlebnissen ihres ersten Weltcup-Winters und sprach mit Freundin Dahlmeier darüber.

Sotschi "ganz gut verarbeitet"

Mittlerweile gelingt es ihr, ein positives Fazit zu ziehen "Ich bin voll zufrieden. Ich hätte nie gedacht, dass ich es überhaupt schon so früh in den Weltcup schaffe. Natürlich gab es auch Tiefs wie in Sotschi. Aber ich habe das ganz gut verarbeitet."

Selbst den Staffel-Albtraum von Sotschi bewertet sie mittlerweile auch positiv: "So etwas macht einen stärker", sagt sie voller Überzeugung.

Überhaupt habe sie "viel gelernt in den drei Wochen in Sotschi. Bei den nächsten Olympischen Spielen weiß man dann schon besser damit umzugehen."

Raketenstart - und dann?

Neuner sieht es ähnlich: "Daran kann man wachsen. Sie werden durch diese Erfahrungen reifen. So war es auch bei mir damals." Neuner hatte einen Raketenstart hingelegt und gleich in ihrem ersten kompletten Weltcup-Jahr drei WM-Titel abgeräumt.

Die öffentliche Aufmerksamkeit für sie war plötzlich enorm, der Druck, der auf ihr von nun an auf ihr lastete, aber auch.

"Mich hat es sogar erfolgreicher gemacht. Ich habe mich stärker damit auseinandergesetzt und auch im mentalen Bereich etwas gemacht, weil ich gemerkt habe, ohne geht es nicht", sagt die 27-Jährige zu ihren damaligen Lehren. "Das ist dann entscheidend, um wirklich in die Weltspitze zu kommen", bringt es Neuner auf den Punkt.

Der Wunsch nach besseren Platzierungen

Preuß hat diesen Weg noch vor sich.

Einfacher wird es in dieser Saison, die am Sonntag (ab 15.30 Uhr im LIVE-TICKER) in Östersund mit einem Mixed-Rennen startet, jedenfalls sicher nicht.

"Alle wünschen sich, dass es wieder bessere Platzierungen gibt", blickt Neuner auf den Winter und prophezeit: "Miriam Gössner, Franziska Hildebrand und Franziska Preuß werden viel Druck abfangen müssen."

Auch durch die Tränen von Olympia scheint Preuß dafür jetzt gewappnet.