Selbstverständlich reist Christian Neureuther zur alpinen Ski-WM nach Vail und Beaver Creek. Schließlich ist sein Sohn Felix als Führender im Slalom-Weltcup Deutschlands größte Medaillenhoffnung in den USA.
Klein-Österreich mit Luxusflair
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Aber er kommt nicht nur als Begleiter seines Sohnes und der Wettkämpfe, sondern auch als Tourist. "Ich war schon ungefähr 25 Mal in Vail", sagt Neureuther. "Ich kenne den Ort wie meine Westentasche."
Für SPORT1 stellt Neureuther, selbst sechsmaliger Sieger in Weltcup-Slaloms, die WM-Orte vor. Vail, das gesellschaftliche Zentrum der WM und Beaver Creek, wo die meisten Rennen stattfinden.
Das Flair:
"Vail ist stark österreichisch geprägt", sagt Neureuther. Kein Wunder, schließlich war der damalige Weltklasse-Skifahrer Pepi Gramshammer, der den Ort in den 60er-Jahren maßgeblich mit aufbaute, Österreicher. Und versuchte, gerade was Häuser und Hotels betraf, so viel Heimat wie möglich mitzubringen.
"Daraus ist ein interessanter Mix mit der amerikanischen Kultur enstanden", sagt Neureuther. Heißt: "Der Service ist großartig. Du brauchst im gesamten Ort kein Auto, alles ist top organisiert. Davon profitieren nun nicht nur die Touristen, sondern auch die Athleten."
Vail, wo die Teams der Nationen zu Hause sind und die Medaillenfeiern stattfinden, präsentiert sich gerne rustikal-bodenständig. Ganz im Gegensatz zu Beaver Creek, das etwa 20 Minuten mit dem Auto entfernt liegt. "Dort leben die Millionäre", sagt Neureuther. "Da stehen derart opulente Häuser, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Aus manchen Hotels gehen direkt die Sessellifte raus."
In Beaver Creek zahlt man gerne für Komfort. Deshalb haben auch Schauspieler Tom Hanks und Pop-Star Justin Timberlake hier ihre Nobelhäuser für den Skiurlaub.
Die Menschen:
Slalom-Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin stammt aus Vail, Weltcup-Rekordhalterin Lindsey Vonn hat in ihrer Jugend sehr viel Zeit dort verbracht.
"Aber dennoch ist die Erwartungshaltung nicht mit dem zu vergleichen, was eine Maria Höfl-Riesch in Garmisch oder ein Marcel Hirscher in Schladming erlebt hat", sagt Neureuther. "Man spürt nicht diese Ernsthaftigkeit, diese Verbissenheit beim Sport, die man teilweise aus Europa kennt."
Der Eintritt zu allen Rennen ist kostenlos. "Die Atmosphäre ist locker und leicht", sagt Neureuther. Trotz dessen gibt es keine derart ausgeprägte Apres-Ski-Kultur wie in den großen Alpenorten. "Der Einkehrschwung fällt eher schwer", sagt Neureuther, "die Hütten sind meist für große Massen ausgelegt."
Dass selbst die designierten Medaillengewinner in der Heimat nicht unter größtem Druck stehen, liegt derweil auch an der geringeren Bedeutung des alpinen Skisports in den USA. "Das ist natürlich kein Vergleich mit American Football oder Baseball", sagt Neureuther.
Die Ski-Region:
"Einfach sensationell", sagt Neureuther. Alleine das Skigebiet von Vail bietet 195 Pisten und 500 Pistenkilometer. "Das ist so groß und weitläufig, das kann man sich nach europäischem Maßstab gar nicht vorstellen." Zum Vergleich: Das Garmischer Skigebiet hat etwa 40 Pistenkilometer. "Da gibt es echte Hammer-Abfahrten", sagt Neureuther, "das sind mit die besten Pisten der Welt."
Wovon der Tourist profitiert: "Die Lifte haben nicht so hohe Kapazitäten, wie in vielen modernen Skigebieten in den Alpen. Dadurch sind die Pisten nicht so überfüllt. Und durch die Dimensionen kann man problemlos auch dann Urlaub machen, wenn gerade WM ist." Angesprochen werden sowohl Anfänger als auch Könner. "Es gibt sowohl die richtig steilen und anspruchsvollen Stücke, als auch die leichten Umfahrungen dafür."
Zudem ist eine Art Pistenpolizei unterwegs. "Nachmittags, wenn die Skifahrer müde werden, sind an vielen Stellen Schilder mit "Slow Down" zu sehen", sagt Neureuther. Wer trotzdem weiter rast, wird aus dem Verkehr gezogen. "Dann ist der Skipass schneller weg, als du schauen kannst!"
Die Highlights:
Für die aktuellen und ehemaligen Profisportler: Ganz klar die Abfahrtspiste "Birds of Prey" in Beaver Creek. "Rennfahrerisch ist sie eine der anspruchsvollsten überhaupt auf der Welt", sagt Neureuther. Zwar sind die Pisten üblicherweise sehr gut präpariert - "schwierig werden sie aber zusätzlich durch den aggressiven, trockenen Kunstschnee", sagt Neureuther.
Der Tourist Christian Neureuther bevorzugt allerdings "Riva Ridge" in Vail. "Ganz lange, steile Hänge. Traumhaft!"