An den Februar des Jahres 1999 kann sich Bode Miller noch ziemlich genau erinnern. In Vail und in Beaver Creek fanden alpine Ski-Weltmeisterschaften statt, und für ihn, den 21 Jahre alten Freigeist und Draufgänger mit der Fahrweise im Grenzbereich der Physik, waren es die ersten.
Alt, kaputt - und für eine Medaille gut
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Er habe 1999, erinnert sich Miller, "einige der unglaublichsten Leistungen" in seinem Sport gesehen. Ganz besonders von Lasse Kjus und Hermann Maier. Beide gewannen je zweimal Gold.
Miller selbst war von derlei damals weit entfernt. Im ersten Rennen, dem Super-G, belegte er Rang 26.
"Fühle mich fit für Super-G und Abfahrt"
Nun, 16 Jahre, vier Weltmeistertitel und eine Olympische Goldmedaille später, ist er ein alter Mann mit einem kaputten Rücken.
Und trotzdem: Nicht nur der chancenreiche Österreicher Hannes Reichelt zählt ihn neben dem Norweger Kjetil Jansrud zu den Favoriten auf mindestens eine Medaille im Super-G am Mittwoch (19 im LIVETICKER). "Das wird ein sehr interessantes Rennen", sagt Reichelt,
Miller ist diesen Tagen freilich eine Wundertüte. Er hat seit März 2014 kein Rennen mehr bestritten, Mitte November musste er schließlich am kaputten Rücken operiert werden.
In Wengen und Kitzbühel fuhr er das Abfahrtstraining mit. Keiner weiß, wo Miller steht. "Ich fühle mich fit für den Super-G und die Abfahrt", versicherte er am Montag, "ich bin hier, und ich bin ready to race."
Hungrig auf die Brids of Prey
Und wenn er fahre, bekräftigte er, "werde ich versuchen zu gewinnen. So gehe ich das an."
Bei einer Weltmeisterschaft im eigenen Land will Miller nicht zuschauen, wenn die Post abgeht. Und schon gar nicht auf der "Birds of Prey", diesem "Hügel", wie er es nennt.
Haben nicht der Norweger Kjus und der Österreicher Maier hier damals die Welt aus den Angeln gehoben? Eben! "Du musst hier tief graben und das Beste aus dir rausholen", sagte der Doppel-Weltmeister von 2003 und 2005: "Und dieser Hügel holt das Beste aus jedem heraus."
Derzeit ist Miller schmerzfrei
Selbstverständlich ist Miller überzeugt, dass dieser Berg das Beste aus ihm herausholt, aber wenn seine These stimmt, wird es am Mittwoch ein Hauen und Stechen geben.
Da sind Jansrud, Reichelt und Dominik Paris (Italien). Dazu Andrew Weibrecht (USA), der bei Großveranstaltungen gerne aus dem Mittelmaß auftaucht. Dann auch Ted Ligety (USA), der Titelverteidiger, der Mann, der 2013 dreimal WM-Gold gewann und sagt: "Wenn es einen Hügel gibt, der mir Selbstvertrauen gibt, dann dieser."
Und da will einer mithalten, der Rücken hat? "Schwierig zu sagen", ob alles gut sei, sagt Miller. "Man weiß erst, ob die Verletzung überstanden ist, wenn man sich wieder verletzt."
Im Moment jedenfalls "habe ich keine Schmerzen", sagt er: "Wenn ich Ski fahre, beeinträchtigt mich das nicht."