Überall betretene Gesichter. Viktoria Rebensburg stand, gestützt auf ihre Stöcke, nach vorne gebeugt an einem wackligen blauen Plastikzaun.
Rebensburg hofft auf die zweite Woche
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Von der anderen Seite kamen aufmunternde Worte, vom Vater, von der Mutter, vom Bruder, von der Schwester.
Doch glücklich sah nach der zweiten vergebenen Medaillenchance bei der Ski-WM in Vail und Beaver Creek keiner der Rebensburgs aus. Rang fünf und Rang zehn statt einer Medaille, das tat weh. Verdammt weh.
Schlüsselstelle völlig verhauen
Ein paar Meter den Berg hinab standen kurz darauf Markus Anwander, der Cheftrainer der deutschen Frauen, und Wolfgang Maier, der deutsche Alpindirektor. Sie diskutierten. Mit den Händen. Leidenschaftlich. Angeregt.
Es ging um Rebensburg und ihre Fahrt.
Die Analyse: oben gut, den Mittelteil aber, die Schlüsselstelle der Piste "Raptor", völlig verhauen und dann Mühe gehabt, im Kurs zu bleiben. "Es ist enttäuschend, dass es nicht funktioniert hat", sagte Anwander.
WM bislang eine Enttäuschung
Enttäuschend, weil Rebensburg sich in dieser Saison vor allem in der Abfahrt verbessert hat, zweimal auf das Podium fuhr, im Abfahrtsweltcup Dritte ist hinter Lindsey Vonn (USA) und Anna Fenninger (Österreich), der neuen Weltmeisterin im Super-G, am Freitag Zweite in der Abfahrt hinter Olympiasiegerin Tina Maze (Slowenien).
Aber: "Wenn du um die Medaillen mitfahren möchtest, darfst du dir solche Dinge nicht erlauben", sagte Anwander ernüchtert. Dinge heißt: gravierende Fehler.
Und so ist diese WM für Rebensburg, die einzige realistische Medaillenanwärterin bei den Frauen, bislang eine Enttäuschung.
Zwei Chancen bleiben noch
Noch hat sie zwei Chancen, bei ihrer fünften WM-Teilnahme auch endlich mal aufs Podest zu fahren.
Doch beim Team-Wettbewerb am Dienstag ist sie angewiesen auf ihre Mannschaftskollegen, Veronique Hronek, Fritz Dopfer und Felix Neureuther.
Und im Riesenslalom am Donnerstag? Nach dem bisherigen Saisonverlauf kann die Olympiasiegerin von 2010 keine Medaille erwarten.
"Da haben wir eine super Truppe"
Die zweite Woche eröffnet Rebensburg aber eine zweite Chance. Im Team-Wettbewerb "sind wir sehr gut aufgestellt, da haben wir eine super Truppe", betont sie, und es ist zu erwarten, dass sie alles geben wird, allein schon, um die motivierten Männer nicht zu enttäuschen.
Und im Riesenslalom? Da hat mich keiner auf der Rechnung", weiß sie - und das erinnert dann ein wenig an Olympia in Sotschi vor einem Jahr, als Rebensburg mehr oder weniger aus dem Nichts heraus Bronze gewann.
Ein Gold hat sie ja schon, das olympische von 2010 in ihrer Lieblingsdisziplin. Nur bei Weltmeisterschaften, da will es nicht klappen. "Nicht zu ändern", sagt Rebensburg, aber zu lange will sie sich nicht ärgern: "Es wird schon irgendwann." Einstweilen aber: Betretene Gesichter überall.