Harri Heliövaara hüpfte wie ein Flummi über den Platz und wirbelte in wilder Ekstase die Siegerfaust durch die Luft, Otto Virtanen traute hingegen seinen Augen und Ohren kaum.
Tennis-Sensation sorgt für Ekstase
„Wir sind zwar nicht in Finnland, aber es fühlt sich so an“, staunte der neue finnische Tennis-Held über das weiß-blaue Tollhaus in Malaga. Mit dem erstmaligen Halbfinaleinzug im Davis Cup schrieb die No-Name-Truppe ihr Märchen weiter, die Euphorie kennt keine Grenzen.
Finnland nach Davis-Cup-Coup im Tennis-Fieber
„Finnland setzt seine Tennis-Sensationen fort und nichts scheint mehr unmöglich zu sein“, schrieb die Zeitung Helsingin Sanomat, die Wintersportnation ist im Tennis-Fieber. Bereits in der Gruppenphase im September hatte der krasse Außenseiter Rekordsieger USA ausgeschaltet, zur Sternstunde im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Kanada fiel die finnische Armada dann von allen Seiten ein.
In 14 Reisebussen strömten Landsleute aus dem andalusischen Umland nach Malaga, dazu flogen rund 1000 Fans aus dem Land der tausend Seen ans Mittelmeer und sorgten für Heimspiel-Atmosphäre. „Diese Emotionen werde ich für den Rest meines Lebens in Ehren halten“, sagte Heliövaara, der im Doppel mit Virtanen die 2:1-Überraschung gegen die ersatzgeschwächten Kanadier perfekt machte.
Dabei mussten die Finnen sogar auch auf ihren einzigen Top-100-Profi, den verletzten Emil Ruusuvuori, verzichten. So traten eben Spieler ins Rampenlicht, die zuvor nur Tennis-Experten ein Begriff waren. Patrick Kaukovalta, Platz 782 der Weltrangliste. Otto Virtanen, Nummer 171. Und Harri Heliövaara, im Einzel gar nicht geführt, aber auf Platz 29 der Doppel-Weltrangliste.
Dass Heliövaara und Virtanen zuvor im Doppel noch nicht einmal zusammen trainiert hatten? Egal. „Wir sind die Taktik 15 Minuten vor dem Match durchgegangen“, verriet Heliövaara: „Manchmal funktioniert das am besten.“
Viel schlechtere Voraussetzungen als in Deutschland
Und auf einmal steht Finnland, eigentlich ein kleiner Fleck auf der Tennis-Landkarte, im Mittelpunkt. Eine Nation, die laut jüngster Erhebung des Weltverbandes ITF aus dem Jahr 2021 gerade einmal knapp über 500 Tennisplätze und 120.000 Spieler besitzt.
Zum Vergleich: In Deutschland, in diesem Jahr gar nicht für die Davis-Cup-Finalrunde qualifiziert, spielen rund 4,5 Millionen Tennis-Begeisterte auf 46.000 Plätzen.
Und die Finnen haben noch viel vor. „Natürlich ist das ein großer Moment, aber es ist noch nicht an der Zeit, zu feiern“, sagte Kapitän Jarkko Nieminen. Am Freitag (16 Uhr) geht es gegen Australien oder Tschechien um den Einzug ins Finale. Und Malaga erlebt wieder den weiß-blauen Ausnahmezustand.