Anton Gavel darf nicht mitspielen. Noch gehört der Hoffnungsträger nicht zum deutschen Nationalteam, noch ist Körperkontakt verboten, deshalb verfolgt der Basketballer beim Lehrgang in Bonn das Training in Badelatschen auf der Bank.
Der Hoffnungsträger in Badelatschen
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Die Zustimmung des Weltverbandes FIBA zum Wechsel der Basketball-Nationalität des gebürtigen Slowaken steht weiter aus.
"Es ist okay. Ich bereite mich individuell vor", sagt der Aufbauspieler von Vizemeister Bayern München. Ein wenig genervt ist der 30-Jährige wegen der anhaltenden Hängepartie aber doch. "Wir warten hier noch. Ich hoffe natürlich, dass es klappt."
Zeitpunkt des Okays steht aus
Die fehlende Versicherung steht zu Beginn der EM-Vorbereitung dem Mannschaftstraining im Weg. Beim Deutschen Basketball Bund (DBB) zweifelt niemand daran, dass der Neuzugang bald richtig einsteigen darf. Wann das sein wird, weiß allerdings niemand.
"Die FIBA ruft bei mir nicht an. Wir sind guter Dinge, es ist für uns ein bisschen ungewiss", meint Bundestrainer Chris Fleming.
Gavel und der künftige NBA-Profi Tibor Pleiß (Utah Jazz) sind in Bonn erschienen, obwohl sie nur für sich trainieren dürfen, Fleming weiß das zu schätzen.
"Von beiden ist das ein großes Zeichen. Wir haben das nicht verlangt", sagt der US-Amerikaner.
Defensivspezialist Gavel
Von Gavel, zweimal bester Defensivspieler der Beko BBL, verspricht sich Fleming eine Menge. Mit den Brose Baskets Bamberg haben sie gemeinsam in fünf Jahren sieben Titel geholt.
"Er bringt uns Stabilität und Siegermentalität", sagt Fleming: "Auf den Positionen zwei und eins sind wir etwas dünner besetzt."
Gavel kann als Point Guard und Shooting Guard spielen. Er hat viel Erfahrung und ist einer, "der in den großen Momenten präsent ist", sagt Fleming.
Wiedervereinigung von Gavel und Fleming
Die alleinige, treibende Kraft hinter der Idee, den seit 2012 mit einem deutschen Pass ausgestatteten Gavel dazu zu holen, sei er nicht gewesen:
"Darüber haben wir im Verband gemeinsam gesprochen. Ich bin ein Befürworter, aber ich war nicht die einzige Stimme."
Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. "Wir kennen uns. Wir wissen, wie der andere tickt. Ich freue mich, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten", sagt Gavel.
Seit 15 Jahren lebt er bereits in Deutschland, hat das Abitur gemacht und schätzt seine "lebenswerte und offene" zweite Heimat.
Die Entscheidung zum Trikottausch fiel schnell. "Es gab die Möglichkeit, ich hab sie ergriffen."
Der Traum von Rio
Im Trainingslager wurde Gavel mit offenen Armen empfangen. "Wir kennen uns alle", sagt der langjährige BBL-Profi über die Kollegen. Die Integration sei "kein Problem" gewesen.
Läuft alles wie erhofft, füttert Gavel schon bald NBA-Superstar Dirk Nowitzki mit Bällen. "Mit Dirk zu spielen, wäre großartig", sagt der Spielmacher aus Kosice, nimmt sich aber zurück: "Ich hoffe, dass ich der Mannschaft helfen kann. Auf welcher Ebene, ist völlig egal."
Bei der EuroBasket mit Vorrundenspielen in Berlin geht es um die Qualifikation für Olympia. Gavel hat das Ticket für Rio im Hinterkopf.
"Träumen ist erlaubt", sagt der Basketballer im Wartestand und bleibt vorsichtig: "Erst mal muss man was schaffen. Der Druck wird riesig. Dass wir zu Hause spielen, sollte uns einen Push geben."