Ich bin's, der Bayern-Dusel.
Kolumne: Vom Mythos zum Gyros
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Sie haben sich auch schon gefragt, ob ich wirklich existiere? Ich bitte Sie. Ich habe sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag.
Danke an meinen Freund Jerome Boateng. Der hat, wie damals schon Oli Kahn ("Es gibt kein Glück, man muss es erzwingen"), versucht, mir den rot-weißen von Telekom gesponserten Tarnanzug überzuwerfen und behauptet, mich gäbe es eigentlich gar nicht.
Aber mal ehrlich: Leute, die ihm das abkauften, kaufen auch am Anfang der Saison Karten für eine Leverkusener Meisterschafts-Party.
Ich finde, Sie dürfen jetzt auch mal wissen, dass es mich eben doch gibt. Ich möchte mich endlich frei fühlen. So frei wie seinerzeit der in der steifen Brise des Relegationsspiels HSV gegen KSC massierte Po von Pierre-Michel Lasogga.
Aktuell bin ich wieder in aller Munde. Das liegt daran, dass der Douglas Costa nicht überzeugend genug in den Markus Feulner aus Augsburg gelaufen ist und unser Elfmeter deswegen noch kritischer beäugt wurde als das Oktoberfest-Trikot der Löwen.
Schiri Kircher hat sich ja dann sogar für seine krasse Fehlentscheidung entschuldigt. Er war dafür allerdings nicht in der Kabine. Das nur für den Fall, dass Lewis Holtby da etwas anderes behauptet.
Ich bin der am längsten aktive Spieler. Als ich in den 70er-Jahren bei den Bayern anfing, wurde ich gleich mit offenen Armen empfangen.
Überlegen Sie mal, die 70er. Da war Lothar Matthäus noch kein mal verheiratet. Und Rucksäcke waren groß in Mode.
Immer wieder versuchen Vereine, mich abzuwerben. Einige behaupten sogar zwischenzeitlich, ich wäre zu ihnen gewechselt, wenn es mal ein paar Spieltage lang gut läuft.
Aber da bewahrheiten sich dann immer die beiden bekannten Fußballregeln "Lügen und Fohlen haben kurze Beine" und "Eine Schwalbe macht noch keinen Sammer".
Sie fragen sich jetzt, wie es trotz meiner Existenz zu so katastrophalen Spielausgängen wie beim DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund kommen konnte?
Nun. Ich litt an diesem Abend unter einer schweren Antizipations-Allergie und musste liegen. Und als die Meisterschaft 2014 entschieden wurde, hatte ich mir den Reklamier-Arm geprellt.
An den verstolperten Elfmetern trifft mich allerdings keine Schuld. Wir hatten da einfach den Trainer falsch verstanden. Der wollte ein glattes Ergebnis.
Was müssen Sie sonst noch über mich wissen?
Mit Alfons Schuhbeck verbindet mich eine enge Freundschaft. Ich hab sein Wort, dass er uns ein paar seiner Gault-Millau Punkte abgibt, sollte es zum Ende der Saison eng bei uns werden. Wussten Sie übrigens, dass er eine ganz hervorragende Herbstmeisterbowle macht?
Von Tinder habe ich schon gehört, will es aber nicht ausprobieren. Habe keinen Bock auf zusätzliche Matches in der spielfreien Zeit.
Außerdem bin ich absolut für den Videobeweis. Einfach, weil ich glaube, dass ich in spielentscheidenden Situation richtig gut aussehe. Und das kann man ja dann ruhig nochmal zeigen.
Selbstverständlich saß ich auch mit im Flieger nach Athen. Und wie es sich für einen richtigen Bayern-Dusel gehört, habe ich ein Upgrade bekommen. Ich durfte auf Thiagos Knie sitzen.
Jetzt hoffen wir einfach mal das Beste für heute Abend gegen Olympiakos. Aber etwas anderes als ein Sieg ist eigentlich nicht drin. Die Griechen sind im Umgang mit Pleiten einfach erprobter als wir.