Als es vorbei war, blieb Phil Taylor betont ruhig.
Taylor kommt mit dem Schrecken davon
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Im Interview nach der Partie war er alles andere als zurückhalten: "Glaubt mir: Ich werde noch besser. Glaubt mir!", sagte "The Power" und schickte eine Kampfansage an die Konkurrenz.
Vorausgegangen war ein denkbar knapper 4:3-Sieg bei der Darts-WM (täglich LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVESTREAM) gegen Kim Huybrechts, den für Taylor so unangenehmen Belgier.
"The Hurricane" nervt Taylor
Vor der Partie hatte der Rekordweltmeister gesagt, dass er Huybrechts "nicht mehr so häufig springen" sehen wolle. Angesprochen hatte er auf das Weiterkommen von "The Hurricane" in der Runde zuvor gegen Ian White.
Beim 4:3-Erfolg war Huybrechts unglaublich aktiv und emotional - für den einen oder anderen Beobachter vielleicht zu viel.
Auch Taylor schien es zu missfallen. Und seltsamerweise ließ sich "The Power" davon anstecken. Der 16-malige Champion ließ Doppel aus und konnte auch kaum hohe Scores einfahren.
Der alte Phil
Huybrechts, der sich nach so gut wie jeder ordentlichen Aufnahme zu seiner Box drehte, schien stabiler. Locker checkte er hoch, locker saßen die Darts im Triplefeld.
"The Hurricane", stets mit verkniffenen Gesichtsadruck, ärgerte Taylor. Im letzten Leg des sechsten Satzes, hatte Huybrechts die Möglichkeit, das Spiel zu beenden und einen der größten Erfolge seiner Karriere zu feiern.
141 Punkte hatte er zu werfen, ein Triple-Feld war notwendig. Der Weltrangliste-18. scheiterte. Die Stunde des "Kannibalen" Taylor vor 3.000 Fans - darunter Fußball-Europameister Steffen Freund als "Teletubbie" - schlug.
Wie zu alten Zeiten nutzte die Zwei der Welt die Schwächephase des Belgiers. Mit 3:0 Legs und der ersten Satzführung gewann 54-Jährige die Partie.
Ein kurzer Blick Richtung Familie, eine Schnute, eine Faust - mehr Reaktion auf das enge Weiterkommen gab es nicht.
Hopp-Bezwinger souverän
Im Viertelfinale trifft Taylor jetzt auf Vincent van der Voort. Der Bezwinger des Deutschen Max Hopp ins Viertelfinale zog wesentlich lockerer in die nächste Runde ein. Gegen Dean Winstanley gewann "The Dutch Destroyer" mit 4:2 und gab in den ersten zwei Sätzen noch nicht einmal ein Leg ab.
"Over The Top" konnte im dritten Satz zurückschlagen, verpasste im vierten Durchgang aber den Ausgleich. In der fünften Runde gelang Winstanley noch mal der Anschluss, aber im sechsten Satz machte Vincent van der Voort dann alles klar. Im Viertelfinale trifft er entweder auf Rekordweltmeister Phil Taylor oder den Belgier Kim Huybrechts.
Anderson beendet Reyes-Show
Auch Gary Anderson ließ keine Zweifel aufkommen: Qualifikant Cristo Reyes besiegte der "Flying Scotsman" mit 4:1.
Der spanische Überraschungsmann, der zwei Top-20 Spieler ausgeschaltet hatte, sorgte im ersten Satz für ein Riesenhighlight, als er den Satz mit 3:0 gewann und einen Average von über 115 spielte.
Danach kontrollierte Anderson das Match und gewann die folgenden drei Sätze mit 3:1, 3:1 und 3:0. Im vierten Satz spielte der Schotte einen Elf- und Zwölfdarter und checkte die 121 aus.
Im letzten Satz brachte er die Partie im Entscheidungsleg mit dem dritten Matchdart nach Hause. Anderson spielte einen neuen Rekordaverage für die aktuelle WM mit 104,54.
Reyes spielte aber auch eine ganz starke Partie mit einem Average von rund 99 und hatte eine Checkoute-Quote von über 58 Prozent.
Wright überzeugt
Peter Wright wird sich Gary Anderson als nächste in den Weg stellen.
Der Landsmann vom "Flying Scotsman" rief gegen Andy "The Hammer" Hamilton seine beste Turnierleistung ab. Über 100 Punkte im Schnitt und starke Checkouts sind wie Taylors Worte ein klares Zeichen an die Konkurrenz.
Mit dem Vorjahresfinalist ist zu rechnen - auch wenn die Vorbereitung gewollt suboptimal war.
Lewis' furioser Start
Auf dem Zettel muss die Konkurrenz auch wieder mit Raymond van Barnveld haben.
"Barney" bezwang Adrian "The Jackpot" Lewis in einer dramatischen Partie mit 4:3. Den ersten Satz holte sich der zweimalige Weltmeister sogar mit einem Neun-Darter, dem ersten beim Turnier und dem achten in der WM-Historie.
Das Ally Pally war aus dem Häuschen.
Das wundersame Comeback
Lewis zauberte - aber er entzauberte "Barney" nicht. Van Barneveld konzentrierte sich auf seine Leistung, ließ - auch mit Glück - so gut wie nie ein Break zu.
Im entscheidenden Satz er dann beeindruckend zur Stelle. "Barney" bewies Nervenstärke, drückte Lewis hohe Scores rein. Der war verunsichert und verfehlte mehrmals wichtige Felder. War "The Jackpot" vorher noch emotional am Jubeln, stand er jetzt fassungslos vor eine drohenden Niederlage.
In den Statistiken klar besser, dennoch erarbeitete sich van Barneveld Matchdarts. Sechs Anläufe brauchte er - mit Versuch Nummer sieben erlöste er sich.
Weltklasse-Partie zum Abschluss
Jetzt trifft "Barney" auf Stephen "The Bullet" Bunting.
Im vielleicht besten Match des Abends, vielleicht sogar des Turniers, bezwang er Michael "Bully Boy" Smith mit 4:3.
16 180er, beide mit Schnitten über 100 und überragenden Checkout-Quoten.: Am Ende büßte Stephen Bunting für seinen Fehlstart (0:3). Danach boten beide Spieler allerfeinstes Darts.
Mit dem dritten Matchdart warf sich Bunting ins Viertelfinale.
Die Partien des Tages im Überblick
Nachmittags-Session
13.40 Uhr: Peter Wright - Andy Hamilton 4:0
15.15 Uhr: Gary Anderson - Cristo Reyes 4:1
16.45 Uhr: Dean Winstanley - Vincent van der Voort 2:4
Abend-Session
20.10 Uhr: Adrian Lewis - Raymond van Barneveld 3:4
21.40 Uhr: Phil Taylor - Kim Huybrechts 4:3
23.15 Uhr: Stephen Bunting - Michael Smith 4:2