Am Donnerstagabend erleben die Zuschauer in der Rotterdamer Ahoy-Arena einen besonderen Moment.
Barneys besonderer Abschied
Darts-Dominator Michael van Gerwen trifft in seiner Heimat auf die niederländische Darts-Legende Raymond van Barneveld (Premier League Darts: ab 20.15 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 im LIVESTREAM). Es ist die letzte Partie für Barney in der Premier League überhaupt.
Denn nach seiner bitteren 1:7-Niederlage gegen Daryl Gurney steht fest, dass van Barneveld die Judgement Night am Donnerstag nicht überlebt und als Tabellenletzter ausscheidet.
Ein Mal darf Barney noch ran - und das ausgerechnet gegen seinen Landsmann van Gerwen, der ihm in den vergangenen Jahren den Rang abgelaufen hat.
Denn van Barneveld, der ehemalige Postbote aus Den Haag, eroberte um die Jahrtausendwende die Dartswelt. Mit seinen vier Weltmeistertiteln bei der BDO zwischen 1998 und 2005 machte er Darts in den Niederlanden hoffähig und zu einem Nationalsport - neben Fußball und Eisschnelllauf. Sein episches WM-Finale 2007 nach dem Wechsel zur PDC gegen Legende Phil Taylor gilt als das größte Darts-Match aller Zeiten.
Erreicht Barney die WM?
Doch nach vielen Jahren im Darts-Zirkus ist nun bald definitiv Schluss für Barney. Die WM 2020 im Londoner Alexandra Palace soll nach fast 30 Jahren der krönende Abschluss einer langen und erfolgreichen Karriere werden. Aber erreicht er dieses Ziel überhaupt?
In der Weltrangliste, der PDC Order of Merit, rangiert er aktuell auf Rang 30 und droht die direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaft im Dezember zu verpassen.
"Ich gewinne keine Turniere mehr. Ich habe nicht mehr die Motivation und die Fitness, um noch einmal anzugreifen. Normal gewinne ich Trophäen, aber ich schaffe es nicht mehr. Vielleicht stecken noch ein paar Titel in mir, das wäre unglaublich. Aber ich kann das nicht mehr jede Woche machen. Ich habe festgestellt, dass in meinem Körper keine 100 Prozent mehr sind. Ich habe nicht mehr den Antrieb, die Motivation und die Fitness zum Weitermachen", begründete er seinen Entschluss zum Rücktritt.
Aufstieg zur Darts-Legende und fehlende Anerkennung
In der PDC wurde van Barneveld auch durch das epische Duell mit Taylor im Jahr 2007 zum Fanliebling. Die "Barney Army" begleitet ihn überall hin, ihr gleichnamiger Gesang ist längst Kult und dröhnt durch die Hallen der Welt. Dabei trieben ihn die holländischen Fans einst überhaupt in die PDC. Nachdem er das WM-Finale der BDO 2006 gegen seinen Landsmann Jelle Klaasen verloren hatte, wurde der bis heute jüngste Weltmeister aller Zeiten mit "Who the f*** is Barney?"-Sprechchören gefeiert.
Das verletzte den stolzen van Barneveld so sehr, dass er sofort zur PDC wechselte, sportliche und finanzielle Gründe waren natürlich auch nicht ganz unwichtig. In Deutschland hat der 52-Jährige eine treue Fangemeinschaft. Trotzdem fühlt sich die sensible Legende in seiner Heimat auch heutzutage nicht immer ausreichend wertgeschätzt. Zu sehr steht van Gerwen ob seiner aktuellen Dominanz im Fokus.
"Ich habe Darts in Holland erst richtig bekannt gemacht. Manchmal denke ich mir, ich würde dafür ein bisschen mehr Anerkennung verdienen", zeigte er sich bei DAZN enttäuscht von dieser Entwicklung.
Van Barneveld: Letzter großer Triumph 2014
Auch im Darts bleibt die Zeit aber nicht stehen. Sein Karrierehöhepunkt liegt mittlerweile schon über zwölf Jahre zurück - Michael van Gerwen, Gary Anderson und Co. stellen immer neue Average- oder 180er-Rekorde auf. Da verblasst natürlich die Historie, speziell für die jüngere Darts-Generation. Das WM-Finale 2007 hat Barney dennoch unsterblich gemacht.
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Die legendäre Schlacht in der Circus Tavern gegen Taylor läutete eine neue Darts-Ära ein. Im 13. Satz musste der Sudden Death entscheiden. Im Entscheidungsleg gewann der Niederländer den Wurf auf das Bullseye, indem er seinen Dart auf den Pfeil von Taylor legte, der nur im Single Bull steckte. Diesen Vorteil des ersten Wurfs gab van Barneveld nicht mehr ab und holte sich seinen ersten und bis heute einzigen Weltmeistertitel bei der PDC.
In den Jahren danach prägte der Niederländer den Aufstieg der PDC zum Massenphänomen und Zuschauermagneten mit und ist immer noch einer der populärsten Spieler auf der Tour, auch wenn in den vergangenen Jahren die Titel immer an andere Spieler gingen.
Seinen letzten großen Titel feierte er 2014 in der Premier League, als er im Halbfinale erst Phil Taylor schlug und im Finale dann über seinen Landsmann van Gerwen triumphierte.
Doch solche Glanzleistungen sind außer Reichweite geraten. Das zeigte sich auch in der Premier League deutlich, in der Barney gegen Berlin-Nachrücker Max Hopp nur einen einzigen Sieg feiern konnte.