Das Kapitel Thomas Greiss und die Eishockey-Nationalmannschaft ist offiziell beendet - und es ist ein Ende im Unfrieden.
DEB weist Vorwürfe von Greiss zurück
"Ich wünsche dem deutschen Eishockey auch alles Gute, aber das Thema DEB hat sich für mich erledigt", sagte Greiss den Eishockey News - nachdem der Verband zu Beginn des Monats verkündet hatte, dass der wegen seiner politischen Äußerungen umstrittene NHL-Goalie nicht mehr nominiert werden soll (Alles Wichtige zur WM 2021).
Über die Art und Weise, wie die Ausbootung erfolgt ist, zeigte sich Greiss verärgert und übte Kritik - die der DEB zurückwies (Eishockey-WM: Deutschland - Finnland, Samstag ab 19 Uhr LIVE im TV und Stream).
Thomas Greiss: "Vom DEB gar nichts gehört"
"An dem Tag, an dem es öffentlich wurde, hat es mir meine Mutter erzählt", schilderte Greiss den Lauf der Dinge: "In den Sozialen Medien war es dann schnell überall zu lesen. Ich habe es also erfahren wie jeder andere auch. Ich habe vom DEB gar nichts gehört."
Greiss' Agent hätte den Verband dann kontaktiert: "Der DEB hat ihm dann seine Meinung mitgeteilt und auch, dass man mit mir vorher nicht reden wollte. Ich hatte dann kein großes Interesse mehr, noch mit dem DEB zu reden, da ihr Statement für mich Aussage genug war. Als dann das Statement in der Presse war, war von meiner Seite nicht mehr viel dazu zu sagen."
Vor der endgültigen Entscheidung allerdings gab es Kontakt, wie auch Greiss bestätigte: "Als ich den Beitrag im Februar über Rush Limbaugh gepostet hatte, habe ich zunächst mit Toni Söderholm gesprochen. Wir hatten ein gutes, offenes Gespräch - auch über den Post. Wir haben damals aber auch über die WM geredet. Deshalb hat es mich dann verwundert, wie schnell später im Mai alles ging."
Der Torhüter der Detroit Red Wings hatte im Februar ein "RIP"-Bild zu Limbaugh gepostet, nachdem der als Ikone der politischen Rechten in den USA geltende Talkmaster verstorben war.
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Post über Rush Limbaugh leitete Ausbootung ein
Der in Füssen geborene, aber seit langem in den USA lebende Greiss ist bekennender Anhänger des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump - in einem Maße, das während der WM 2017 zum Politikum geworden war.
Damals war bekannt geworden, dass Greiss im Zuge des Präsidentschafts-Wahlkampfs 2016 Instagram-Likes für indiskutable Beiträge verteilt hatte: Ihm "gefiel" etwa eine stilisierte Grafik Trumps, in der er der als böse Sagengestalt Medusa dargestellten Gegenkandidatin Hillary Clinton den Kopf abschlug - und auch ein Bild Adolf Hitlers, in dem dieser mit Clinton verglichen wurde ("Nie verhaftet, nie verurteilt. Genauso unschuldig wie Hillary"). Greiss bat damals letztlich um Entschuldigung, auch sein damaliger NHL-Klub, die New York Islanders, waren auf Distanz gegangen.
Der DEB reagierte auf den Limbaugh-Post zunächst nicht öffentlich, wenige Wochen vor dem Start der Eishockey-WM zog er dann aber einen Schlussstrich.
"Solange die aktuelle sportliche Leitung dafür verantwortlich ist, wird keine Einladung von Thomas Greiss erfolgen", sagte Sportdirektor Christian Künast den Eishockey News: Der DEB könne sich Greiss' Einstellung "zu unseren Werten, die in der Satzung stehen, nicht zu 100 Prozent sicher sein".
Greiss' Kritik beantwortete Künast in einer Presserunde nun auch betont zurückhaltend: "Ja, es gibt immer zwei Seiten. Wir haben ihn informiert. Von meiner Seite ist dazu alles gesagt."