Hallo Eishockey-Freunde,
Diese WM-Überraschung ist Wahnsinn
vor dem Turnier habe ich von einer Wundertüten-WM geschrieben. Dazu ist es auch gekommen. Und was verdeutlicht das besser als ein Brite, der nach der Vorrunde mit sieben Spielen die Torjägerliste mit sieben Treffern anführt?!
Hätte ich es so verrückt erwartet? Sicher nicht Alles. Aber die Ergebnisse haben die Aussage Wundertüten-WM immer wieder bestätigt. Schweden ist erstmals seit 1937 nicht im Viertelfinale. Schweden - nicht unter den Top 8 Nationen der Welt! Wahnsinn!
Und Kanada? Auf Schützenhilfe von Deutschland angewiesen, um überhaupt ins Viertelfinale einzuziehen. Das ist eine Konstellation, die es noch nie gab, seit ich Weltmeisterschaften als Spieler, Experte oder Zuschauer verfolge. (Eishockey-WM: Spielplan und Ergebnisse)
Deutschland hat die Nerven bewahrt
Doch so schön diese Wundertüten-WM ist, so schade finde ich, dass die Kasachen sich für ihre beherzten und mutigen Auftritte leider nicht belohnt haben. Im Entscheidungsspiel gegen Norwegen waren ihre Nerven nicht stark genug.
Dafür hat die deutsche Mannschaft in diesem emotionalen Spiel - wieder gegen Lettland – die Nerven bewahrt. Nach den knappen Niederlagen zuvor hat sie Herz gezeigt, dazu Charakter - und sich den Lohn mit der Viertelfinalteilnahme verdient.
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Ich möchte bei dieser deutschen Mannschaft ein paar einzelne Spieler herausheben: Als da wäre Korbinian Holzer in der Verteidigung. Der führt die Mannschaft hinten an. Mit seinen Zweikämpfen und geblockten Schüssen ist er eine echte Führungsfigur.
Aber auch junge Spieler wir J.J. Peterka, der unheimlich viel Geschwindigkeit ins deutsche Spiel bringt, und Lukas Reichel haben in ihren jungen Jahren bereits einen wahnsinnigen Impact auf das Team.
Deutschland vs. Schweiz: Auf dem Eis Rivalität pur
Der Gegner der Deutschen im Viertelfinale ist kein Unbekannter: die Schweiz (Do., ab 14 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im SPORT1-Livestream). Und das ist nicht irgendein Spiel: Es ist DAS Spiel. Deutschland und Schweiz, das bedeutet im Eishockey großer Respekt voreinander - auf dem Eis aber Rivalität pur! Es ist das Spiel, das wirklich restlos alles an Emotionen aus dir als Spieler rausholt.
Aber während viele an 2010 denken, an diesen historischen Kampf bei der Heim WM im Viertelfinale, das 1:0 von Philip Gogulla, an Dennis Endras mit der riesigen Fahne... seitdem hat sich viel getan. Die Schweizer sind inzwischen im Welteishockey eine ganz andere Nummer.
Schlittschuhläuferisch gehören die Schweizer zu den zwei, drei besten Nationen in der Weltgruppe. Sie haben eine Qualität im Kader, die wirklich überzeugt.
Die Offensive ist wahnsinnig stark besetzt. Angeführt von den NHLern Nico Hischier, Philipp Kurashev und Timo Meier, dazu erfahrene Akteure wie Gregory Hofmann, Enzo Corvi oder Christoph Bertschy: Die Schweiz steht inzwischen im Welteishockey für offensives Power-Eishockey.
Viertelfinale erfordert das perfekte Spiel
Deutschland braucht mehr als intakten Teamspirit. Sie braucht das perfekte Spiel über konstante 60 Minuten.
Wie sich so ein perfektes Spiel anfühlt, wissen sechs deutsche Spieler, die 2018 bei Olympia in der Zwischenrunde die Eidgenossen besiegt haben. Und vielleicht gibt so ein knapper Sieg gegen Lettland nach vielen Niederlagen der Mannschaft noch einmal zusätzliche Energie und einen Push, um nun gegen die Schweiz zu bestehen.
Auch die weiteren Viertelfinals haben es in sich: Nichts gegen Finnland gegen Tschechien und USA gegen Slowakei, aber Kanada gegen Russland schon im Viertelfinale? Ich sage nur: Wundertüte.
Die Russen sind wie erwartet unheimlich stark und mit den Zusatzverpflichtungen aus der NHL inzwischen der absolute Topfavorit. Und das gegen Kanadier, die für mich nicht wie Kanadier spielen.
Russland spielt härter noch als Kanada
Die russische Mannschaft spielt nach meinem Empfinden viel härter als die Kanadier - und außer der Reihe um Adam Henrique, Connor Brown und Andrew Mangiapane kann keine spielerisch gegen diese russische Mannschaft mithalten.
Ganz so extrem sehe ich das bei der deutschen Mannschaft gegen die Schweiz nicht, aber auch das ist natürlich eine gewaltig schwere Aufgabe. Hhoffen wir, dass Bundestrainer Toni Söderholm und seine Jungs einen Weg finden, als Sieger vom Eis zu gehen.
Damit es auch weiter heißt: Deutschland ist stabil, Junge!
Euer Rick
Rick Goldmann, 45, stand 126 Mal für die deutsche Nationalmannschaft auf dem Eis. Der Verteidiger, der beim NHL-Draft 1996 an 212. Position von den Ottawa Senators gezogen wurde, bestritt ein Spiel in der NHL. Nach einer schweren Sprunggelenksverletzung beendete er 2008 beim EHC München seine Laufbahn. In seiner Karriere bestritt er für den EV Landshut, Adler Mannheim, Kaufbeurer Adler, Moskitos Essen, ERC Ingolstadt und Iserlohn Roosters 500 DEL-Spiele. Für SPORT1 kommentiert Goldmann seit 2008 die Spiele der Nationalmannschaft und der DEL.