Von Rainer Nacthwey
Endlich Tore und Werben um NHL-Star
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"Du schuldest mir ein Bier." Als Pat Cortina das hörte, musste er kurz auflachen. Sein französischer Trainerkollege forderte nach dem 3:0-Sieg im WM-Vorbereitungsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich seinen Wetteinsatz ein.
Aber nicht nur der Spaß seines Kollegen ließ Cortina schmunzeln, seine Laune war vorher schon gut. Endlich hatte seine Truppe ein Spiel so bestritten, wie er sich das vorgestellt hatte. Nicht nur phasenweise seine Vorgaben umgesetzt, sondern über die kompletten Spielzeit.
"Wir haben uns für 60 Minuten oder ungefähr 60 Minuten an unseren Spielplan gehalten. Das war ganz, ganz wichtig", sagte der Bundestrainer. Dasselbe will er nun noch einmal im zweiten Vergleich beider Mannschaften am Samstag (ab 20 Uhr und im LIVESTREAM) sehen.
Sieg für Cortina nicht im Vordergrund
Der Sieg selbst war ihm nicht so wichtig. Schließlich ist es noch Vorbereitung. Nicht WM. Noch nicht. Viel mehr stellte er die Art und Weise heraus. "Ein Sieg mit schlechtem Eishockey hätte uns für den 2. Mai nicht geholfen", sagte Cortina.
Da war er wieder. Der 2. Mai, wenn es im WM-Auftakt (Die Eishockey-WM, ab 1. Mai LIVE im TV auf SPORT1 ) erneut gegen Frankreich geht, dann wenn es zählt. Dieses Spiel gegen einen Konkurrenten auf Augenhöhe wird den Weg bei der WM vorgeben, welchen seine Mannschaft einschlagen wird. Darauf arbeitet Cortina hin.
Bis dahin gilt es noch viele Fragen zu klären. Immerhin konnten ein paar schon beantwortet werden. Ja, seine Mannschaft kann noch gewinnen. Und ja, sie kann noch Tore schießen. Und im Gegensatz zu Cortina waren seine Spieler richtig froh über den Sieg.
"Wir haben in den letzten vier Spielen viel richtig gemacht, aber wurden dafür nicht belohnt. Deshalb ist so ein Erfolg schon schön", sagte Kapitän Michael Wolf. Und Yannic Seidenberg war "sehr froh, dass wir wieder mal ein paar Tore geschossen haben".
Seidenberg bleibt Hauptthema
Seidenberg - das ist die Frage, die beim DEB allerdings alles andere überlagert. Dabei geht es allerdings nicht um Yannic, sondern um dessen Bruder Dennis. Der NHL-Star-Verteidiger der Boston Bruins ist der große Hoffnungsträger für die Titelkämpfe in Prag. Der Stanley-Cup-Champion von 2011 lässt sich noch Zeit mit seiner Entscheidung.
"Hoffentlich kommt er. Ich würde gerne mit ihm eine WM spielen", sagte Yannic, der mit seinem Bruder in Kontakt steht und sein Bestes an Überredungskunst aufbringt. "Er hat immer Lust zu spielen, aber er hatte nach seiner Kreuzbandverletzung kaum Pausen. Er hat kein Spiel verpasst, da zwickt es schon mal hier und da."
Der DEB wartet in der Causa Seidenberg ab, ist aber auf alles vorbereitet. Selbst die Nummer steht schon fest. Die 22. "Wir müssen geduldig bleiben", sagte Cortina. "Ich werde so lange warten, wie ich muss. Ihm jetzt Druck zu machen, ist der falsche Weg."
"Es gibt kein Ultimatum"
Der Bundestrainer weiß: "Wenn er kommt, will er auch bereit dafür sein. Das muss er auch im Kopf. Er weiß selbst am besten, wie viel Zeit er braucht, um auf den Punkt fit zu sein." Und Cortina wird warten. "Es gibt kein Ultimatum, bis wann er sich entscheiden muss."
Aber Seidenberg ist nicht der einzige, der Cortina im Moment noch abgeht, auch bis zu 15 Mann aus der DEL-Finale-Serie zwischen Titelverteidiger ERC Ingolstadt und den Adler Mannheim. Verlassen will er sich auf die Vielzahl der Teilnehmer nicht. Verletzungen und mentale Müdigkeit sind Faktoren, die Cortina fürchtet. "Ich wünschte, ich wüsste wie viele Spieler aus der Finalserie kommen werden", sagte der Italo-Kanadier.
Deshalb gilt all seine Konzentration den Spielern, die im Moment verfügbar sind. "Die WM rückt immer näher und die Jungs, die hier sind, machen das, was ich von ihnen verlange", gab sich Cortina zufrieden.
Zumal sie jetzt endlich auch Tore schießen und - auch wenn er noch nicht drauf aus ist - gewinnen. Und das ist dann am 2. Mai alles, was zählt. Auch am Abend des 2. Mais würde Cortina Henderson liebend gerne ein Bier ausgeben.