Im klassischen eSports steht, wie bei jeder physischen Sportart, insbesondere der Wettstreit zweier Parteien im Mittelpunkt. Neben der klassischen Auseinandersetzung existiert Abseits des großen eSports-Rampenlicht eine Disziplin, die zwar in der Szene bekannt ist und über eine große Community verfügt, aber (noch) nicht mit einem Event der Marke ESL One oder einer Weltmeisterschaft bedacht wurde. Die Rede ist von Speedruns.
Zocken für Ärzte ohne Grenzen
© Games Done Quick
Grundsätzlich werden hier Spiele in den meisten Fällen von einer einzelnen Person gespielt. Der einzige echte Gegner, mit dem es die Spielenden zu tun bekommen, ist die Zeit selbst. Wie der Name verrät, geht es bei einem Speedrun ausschließlich darum, ein Videospiel so schnell wie möglich zu beenden.
Dabei können die "Runner" verschiedene Kategorien bewältigen, bei denen es unter anderem nur darum geht, in kürzester Zeit vom Start zum Ende zu kommen oder auf dem Weg dahin alle sammelbaren Gegenstände einzusammeln.
Zocken für den guten Zweck - so schnell wie möglich!
Eines, wenn nicht gar das größte Event in diesem Bereich, ist Games Done Quick aus den USA. Hier geht es geht es jedoch weniger darum, Weltrekorde oder neue Bestmarken aufzustellen, sondern den Zuschauern das Thema Speedrun näher zu bringen und dabei Spenden für den guten Zweck – in diesem Jahr für Ärzte ohne Grenzen – zu sammeln. Bei dem Event im Januar kam insgesamt ein Beitrag von über 2,4 Millionen US-Dollar zusammen.
Die Veranstaltung selbst wird in zwei Zeiträume bzw. eigene Events unterteilt: Awesome Games Done Quick im Winter sowie Summer Games Done Quick im Sommer.
Im Endeffekt ist GDQ, so die Kurzform der Veranstaltung, jedoch mehr als eine Art Schaufenster für die Szene, als großangelegter Wettbewerb anzusehen. Die Teilnehmer legend zwar stets ein hohes Maß an Ehrgeiz an den Tag, was nicht selten in einem neuen Weltrekord mündete, dennoch steht bei dem Event die Unterhaltung für den guten Zweck im Vordergrund.
Auch SPORT1-Experte und Moderator Konni Winkler ist großer Fan der Szene und sieht das Sub-Genre als eigene eSports-Disziplin.
"Die beiden Großevents bei "Games Done Quick" zeigen wie emotional und freundschaftlich, fast schon familiär, die Speedrun-Community ist. Und auf der anderen Seite steht da das intensive Training, teilweise auf den Pixel genau Befehle auszuführen, immer und immer wieder. Bestzeiten verbessern, Eingaben optimieren. Darüber hinaus ist es charmant, die meist älteren Spiele zu sehen, die man selbst früher gezockt hat. Wir haben dafür Ewigkeiten gebraucht, die Speedrunner schaffen die Games je nach Kategorie binnen weniger Minuten."
Alles in allem bieten Speedruns genau das, was eine größere Aufmerksamkeit in der Welt des eSports rechtfertigen würde. Dennoch müssten zunächst größere Eventveranstalter wie die ESL oder StarLadder den Markt der Speedruns für sich entdecken und entsprechend Turniere veranstalten. Die Community wäre dazu mehr als bereit.