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Leipzigs Kennzeichen gibt den Weg vor

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Leipzigs Kennzeichen gibt den Weg vor

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Leipzigs Kennzeichen gibt den Weg vor

Auf dem ersehnten Weg Richtung Bundesliga protzt RB Leipzig nicht mit den Sponsoren-Millionen, sondern setzt auf Toptalente.

Von Christoph Gailer

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München - Das Sprichwort, wonach ein Auto viel über den Besitzer sagt, wird bei Zweitliga-Aufsteiger RB Leipzig nicht wörtlich genommen. Das Nummernschild des Mannschaftsbuses aber schon. Es ist quasi der Wegweiser. Vor zwei Jahren startete das Gefährt mit dem Kennzeichen "L-RB 4321", mittlerweile ist nur noch "L-RB 21" zu lesen.

Die Sachsen haben es in zwei Jahren von der Regionalliga in die 2. Bundesliga geschafft. Beim 5:1 im entscheidenden Spiel gegen Saarbrücken sorgten 42.713 Zuschauer im Leipziger WM-Stadion für eine Rekord-Kulisse. Bereits in Liga 3 boomte die Fußballstadt Leipzig. Und das soll noch lange nicht das Ende sein, wie das "RB" für "Richtung Bundesliga" und die Eins im Kennzeichen beweist.

"Unser Weg ist ein spezieller, ein ganz eigener", sagte Sportdirektor Ralf Rangnick. Er soll zwangsläufig in die Bundesliga führen.

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Lob von Ibrahimovic

Selbst Zlatan Ibrahimovic sparte zuletzt nicht mit Lob.

"Das ist eine feine Sache. Mit diesem Projekt schafft man mehr Konkurrenz für andere Klubs", sagte der Superstar von Paris St. Germain am Freitagabend.

Kurz zuvor hatte Leipzig den französischen Meister in einem Testspiel mit 4:2 besiegt - und damit zwei Wochen vor dem Zweitliga-Saisonstart die Erwartungen weiter nach oben geschraubt.

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Am Mittwoch gab es dann ein 2:3 gegen den spanischen Erstligisten FC Getafe.

Zittern um die Lizenz

Doch bevor sich Leipzig wieder über einen Profiklub freuen durfte, musste erst ein Hindernis überwunden werden. Die Deutsche Fußball-Liga war vom Marketing-Konstrukt RasenBallsport Leipzig, hinter dem der österreichische Brausehersteller Red Bull steckt, nur äußerst mäßig begeistert. Der Ligaverband verweigerte den Sachsen in erster Instanz die Lizenz für die Zweite Liga.

Am Ende einigten sich die Verantwortlichen hinter den Kulissen aber doch auf einen Kompromiss ? auch um einen Rechtstreit zu verhindern. RB Leipzig passte das Logo an die UEFA-Richtlinien an und erleichterte den Zugang für Mitglieder - bislang forderte der Klub einen Jahresbeitrag von 900 Euro.

Im Gegenzug dürfen die Leipziger mit der Lizenz in der Tasche wieder im Profifußball mitmischen.

Dass sich die DFL überhaupt so schnell mit diesem Thema befassen musste, lässt sich relativ leicht auf eine Person herunterbrechen.

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Mit Rangnick und Zorniger begann der Aufschwung

Rangnick ist jener Mann, mit dem in Leipzig der Aufschwung seinen Lauf nahm.

"Ab heute beginnt eine neue Zeitrechnung", sagte der ehemalige Trainer beim Amtsantritt seines ersten Sportdirektor-Postens beim damaligen Viertligisten im Sommer 2012.

Was wie eine Drohung klang, fühlte sich für einige Mitarbeiter von RB Leipzig und Salzburg auch so an.

In Leipzig musste der damalige Coach Peter Pacult seinen Hut nehmen, weil er "den Weg nicht mitgehen wollte."

In Salzburg wurde der langjährigen niederländischen Vorherrschaft ein schnelles Ende gesetzt. Stattdessen setzte Rangnick auf Jugend und deutsche Wertarbeit ? bei Trainern und Spielern. Von Sonnenhof Großaspach holte er Alexander Zorniger als Coach in die sächsische Metropole, in Salzburg installierte er Roger Schmidt. Zwei Glücksgriffe an zwei Standorten.

Toptalente statt Altstars

Der Personalwechsel beim Funktionsteam setzte sich nahtlos beim Spielerkader fort.

Der Altersschnitt von über 28 Jahren im Leipziger Kader war Rangnick ein Dorn im Auge. Statt auf Altstars setzte er von Beginn an voll auf die Jugend.

"Wir wollen ausschließlich im Segment der Toptalente Spieler verpflichten", erklärte Rangnick. Zu seiner Hoffenheimer Zeit entdeckte und formte er unter anderem heutige Stars wie Demba Ba (Besiktas Istanbul) oder Luiz Gustavo (VfL Wolfsburg).

Gewisse Parallelen zu seiner Arbeit bei der TSG will Rangnick deshalb gar nicht leugnen:"Auch in Hoffenheim haben wir stark auf junge Leute gesetzt. In Leipzig und Salzburg wollen wir nur auf Spieler zurückgreifen, für die der Wechsel zu uns der richtige und nächste Karriereschritt ist."

Zwischen 17 und 23 Jahren müssen die Spieler sein, um überhaupt für RB infrage zu kommen. Rangnick nennt auch gleich den Grund für diese Philosophie: "Wir streben an, dass die Entwicklung des Vereins und der Spieler simultan verläuft."

Verzicht auf Top-Stürmer

Dabei gäbe es auch Alternativen, wie der Sportdirektor bestätigt.

"Mir wurde vor kurzem von einem Spielerberater ein 30 Jahre alter Topstürmer ablösefrei angeboten, doch das kommt für uns nicht infrage. Das ist nicht unser Weg", erklärte Rangnick.

Somit zerstreuten sich auch die Befürchtungen einiger Kritiker, wonach RB Leipzig sich mit Stars nach oben "kaufen" will.

Khedira wechselt nach Leipzig

Doch so läuft es eben nicht.

Stattdessen wird weiter an der Verjüngung des Kaders gearbeitet.

Vom Stammpersonal in Leipzig ist mittlerweile nur noch Keeper Fabio Coltorti deutlich älter als 30 Jahre. Mit durchschnittlich 24,4 Jahren hat RB derzeit den viertjüngsten Kader der Zweiten Liga. Im Sommer 2014 kamen mit Terence Boyd (23 Jahre, Rapid Wien), Stefan Hierländer (23 Jahre, RB Salzburg), Thomas Dähne (20 Jahre, RB Salzburg) und Rani Khedira (20 Jahre, VfB Stuttgart), jüngerer Bruder von Weltmeister Sami Khedira, erneut nur Spieler im festgelegten Alterssegment.

Pressing als oberste Prämisse

Die Trainer tragen diese Entscheidung für die Jugend mit und ernten den Lohn. Zorniger stieg mit Leipzig zwei Mal in Folge auf, wodurch sich sein Vertrag um zwei Jahre bis zum Sommer 2016 verlängerte.

"Warum sollen wir jetzt etwas ändern?", fragte Rangnick.

In Salzburg empfahl sich Trainer Roger Schmidt für Bayer Leverkusen.

Die taktische Ausrichtung und das System für beide Standorte wurde von Rangnick und den Trainern zusammen erarbeitet. Pressing und Umschaltbewegung sind die Schlagworte. Um die erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten, wird schon bei der Spielerbeobachtung auf Details geachtet. "Unseren Scouts geben wir auch immer einen Auftrag mit auf den Weg: Schaut, was ein Spieler macht, wenn der Gegner den Ball hat", erklärt Rangnick: "Sagt der dann: Ich bin mal weg. Oder sagt er sich: Hurra, wo kann ich Bälle erobern?"

Einzigartige Möglichkeiten

Die Philosophie soll bis hinunter in den Leipziger und Salzburger Nachwuchsbereich umgesetzt werden.

An der Infrastruktur der Zukunft wird bereits gearbeitet. Im Mai 2015 soll das ungefähr 35 Millionen Euro teure RB-Trainingszentrum in Leipzig bezugsfertig sein. Bereits seit mehreren Jahren in Betrieb sind Nachwuchsakademien in Sogakope/Ghana und Sao Paulo/Brasilien. Somit soll der Spielerzufluss in den kommenden Jahren vermehrt aus dem "eigenen Haus" erfolgen.

Mit den Frieder Schrof und Thomas Albeck hat Rangnick zwei Nachwuchsexperten vom VfB Stuttgart nach Leipzig geholt. Trotzdem dämpft der Boss die Erwartungen: "In Leipzig wird das noch zwei, drei Jahre dauern, bis wir die Früchte unserer Nachwuchsarbeit ernten können."

Jugend forsch Richtung Bundesliga

Bis es soweit ist, fahndet der gut vernetzte Rangnick vornehmlich im Ausland nach Talenten. Einer seiner Transfers von hochbegabten Jungspunden ist jener von Yussuf Poulsen.

Der 19-jährige Däne kam vor der vergangenen Saison von Lyngby BK und avancierte mit zehn Treffern und sieben Vorlagen zur festen Größe, gilt als Vorzeige-Beispiel des Leipziger Weges.

"Wir machen es gerade nicht nur mit monetären Mitteln, sondern wollen Spieler entwickeln. Wir wollen Akteure holen, die in Leipzig ihren ersten oder zweiten Profi-Vertrag unterschreiben", erklärte Rangnick.

Der Weg der Leipziger ist auch ohne Routiniers erfolgreich, wie das Nummernschild beweist. Im besten Fall könnte bereits in einem Jahr "L-RB 1" den Mannschaftsbus zieren.