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Sportchef Gerhard Poschner spricht über die Situation bei 1860 München

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Sportchef Gerhard Poschner spricht über die Situation bei 1860 München

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"Ich habe auch Fehler gemacht"

Vor den Relegationsspielen gegen Holstein Kiel spricht 1860-Sportchef Gerhard Poschner bei SPORT1 über die prekäre Lage bei den Münchnern und verrät Interessantes über seine Zukunft.
Gerhard Poschner ist seit 2014 Sportdirektor bei 1860 München
Gerhard Poschner ist seit 2014 Sportdirektor bei 1860 München
© Getty Images
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Die Kritik an 1860-Sportchef Gerhard Poschner ist vor den beiden Relegationsspielen gegen Holstein Kiel (Freitag und Dienstag ab 20 Uhr im LIVETICKER) größer geworden.

Vor allem die fehlerhafte Zusammenstellung des Kaders wird ihm vorgeworfen.

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Auch sollen inzwischen Teile der Mannschaft gegen ihn sein. Jetzt spricht er im exklusiven SPORT1-Interview. 

Poschner und Franke
Poschner und Franke

SPORT1: Herr Poschner, wie steht es um Ihr Nervenkostüm?

Gerhard Poschner: Mein Nervenkostüm steht nicht zur Debatte. Viel wichtiger ist, wie das der Spieler aussieht. Und da bemerke ich, dass sie natürlich angespannt sind, aber auch motiviert. Die Jungs werden gegen Kiel alles ins Zeug legen, was sie haben.

SPORT1: Zuletzt gab es die Trainingsprügelei zwischen Stefan Ortega und Rodri. Es ist von einem zerstrittenen Team die Rede.

Poschner: Solche Dinge kann man nie gutheißen, das ist doch klar. Wobei ich auch sagen muss, dass solche Szenen inzwischen in jedem Klub passieren, selbst beim FC Bayern zuletzt, als Robert Lewandowski und Jerome Boateng aneinander gerieten. Solche Dinge gehören sich nicht, aber sie passieren nun mal im Fußball im Laufe einer Saison. Das heißt aber nicht, dass wir das gut finden.  

SPORT1: Wie ist das Klima in der Mannschaft? Es sollen inzwischen Machtkämpfe stattfinden.

Poschner: In dieser Situation ist eine Angespanntheit da und die ist auch ganz normal. Es geht schließlich um viel. Du wirst in einem Team nie 25 Freunde haben. Die Geschichte von den 11 Freunden ist aus meiner Zeit. Das spielt aber keine Rolle. Was zählt, ist, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, unabhängig von Sympathie oder Antipathie. Die Spieler sind jetzt seit zehn Monaten zusammen in einer sehr schweren Saison und dass das bei jedem Spuren hinterlässt, ist nachvollziehbar. Und deswegen haben wir gesagt, dass die Mannschaft mal raus soll aus München, um in Ruhe die Vorbereitung auf das Spiel in Kiel anzugehen. Die Angespanntheit kann hoffentlich in positive Energie umgewandelt werden für diese zwei Spiele.

SPORT1: Ist es eine Flucht aus München?

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Poschner: Natürlich nicht. Es ist keine Flucht, aber wir haben das schon mit Absicht getan. Wir glauben, dass gerade in der Situation eine etwas intimere Atmosphäre für die Truppe wichtig ist, um in Ruhe arbeiten zu können ohne irgendwelche Störfeuer.

SPORT1: Der Abstieg in die 3. Liga wäre der Super-Gau. Welche Fehler haben Sie gemacht?

Poschner: Es gibt auch bei mir Dinge, die ich mir ankreide, aber es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um das detailliert aufzuführen. Wir haben nämlich noch zwei unglaublich wichtige Spiele vor der Brust. Aber nochmal: Ich habe sicher auch Fehler gemacht. Ich bin sehr kritikfähig und kritikoffen. Und ich glaube weiter an das Projekt im Wissen, dass Fehler gemacht wurden und ich wünsche mir die Chance gewisse Korrekturen vorzunehmen, dass es besser wird.

SPORT1: Ihnen wird neben der falschen Zusammenstellung des Kaders auch vorgeworfen, dass Sie vor allem die spanischen Spieler in Schutz nehmen, die von Ihnen verpflichtet wurden und die sich in der Mannschaft angeblich völlig isolieren.

Poschner: Das ist Propaganda, die gemacht wird. Diese drei Spieler haben in diesem Jahr am meisten Druck von mir bekommen. Ich halte die Hand über alle Spieler. Da gibt es keine Unterschiede. Das ist ein bewusst gestreutes Gerücht und das ist so nicht zu akzeptieren. Mein Verhältnis zur Mannschaft ist mehr als gut.

SPORT1: Was sagen Sie zum Vorwurf der falschen Zusammenstellung des Kaders?

Poschner: Der Tabellenplatz belegt es. Auch da habe ich sicherlich Fehler gemacht. Da hat das eine oder andere Puzzleteil nicht ineinandergegriffen. Das kann man nicht wegdiskutieren.

SPORT1: Hatten Sie in den letzten Wochen daran gedacht, hinzuschmeißen?

Poschner: Also: Wir sind alles nur Menschen und dass es immer Momente gibt, die nicht spurlos an einem vorbeigehen, ist normal. Ich bin definitiv keiner, der hinschmeißt, wegläuft, wenn es eklig, ungemütlich und schwierig wird. Ich  verspreche, dass ich das nicht tun werde.

SPORT1: Auch nicht im Abstiegsfall?

Poschner: Wenn es so kommen sollte und ich die Chance zum Weitermachen bekommen sollte, dann würde ich das auch gerne machen. Wer die Verantwortung an einem Misserfolg mitträgt, der sollte auch alles dafür tun, dass sich alles wieder ins Positive dreht. Von meiner Seite aus. Und dieses Signal habe ich intern ganz klar dokumentiert. Ich möchte hier bleiben. Ich will nicht davon laufen. 

SPORT1: Präsident Gerhard Mayrhofer soll Ihnen bereits nahegelegt haben zu gehen.

Poschner: Das will ich nicht dementieren und auch nicht bestätigen. Ich stelle mich zum gegebenen Zeitpunkt der Kritik, wenn sie sachlich und berechtigt ist. Aber Vereinspolitik ist jetzt genau das, was wir nicht gebrauchen können. Ich werde mich daran nicht beteiligen.

SPORT1: Hand aufs Herz, sind die letzten Monate die schwersten in Ihrer Karriere?

Poschner: Sie gehören mit Sicherheit nicht zu den angenehmsten Momenten in meinem Leben.

SPORT1: Was macht Ihnen Hoffnung nach dem jüngsten Vorfall im Training, dass der Klassenerhalt gelingt?

Poschner: Wenn wir es schaffen, dieselbe Leidenschaft wie gegen Frankfurt oder in der zweiten Halbzeit gegen Nürnberg auf den Platz zu bringen, dann werden wir die zwei Spiele gegen Kiel positiv überstehen. Wenn wir so spielen wie in Karlsruhe, dann werden wir scheitern.