Wenn Pep Guardiola Auskünfte zu verletzten Spielern geben muss, dauert es derzeit meistens länger. So wie am Montag. Der Coach des FC Bayern sprach über sein Personal für das Spiel gegen den FC Porto (ab 20.15 im LIVETICKER und in unserem Sportradio SPORT1.fm).
FC Bayern hat die dickste Krankenakte
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Es ging um Franck Ribery: "Mein Gefühl ist, dass er nicht spielen kann". Es ging um Arjen Robben: "Wir vermissen seine Qualität im Eins-gegen-Eins. Wir sind auch wegen ihm so weit gekommen." Und es ging um Bastian Schweinsteiger: "Er hat zum ersten Mal trainiert. Wenn er spielt, sind wir besser."
Guardiola hätte auch noch über die ebenfalls verletzten David Alaba, Javi Martinez und Medhi Benatia reden können. Doch es fehlte ihm die Zeit. Er wollte schließlich auch noch über das Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale und dessen Bedeutung sprechen.
Klopp mit Galgenhumor
Auch Jürgen Klopp fehlt oft die Zeit. Deshalb rattert der Trainer von Borussia Dortmund die Namen der Ausfälle meistens im Eiltempo herunter. Die jüngsten Rückschläge, Verletzungen von Sebastian Kehl und Neven Subotic, nahm Klopp mit Galgenhumor.
Er blickte vor einer Pressekonferenz auf sein Handy und erklärte dann: "Ich schaue nur auf die Verletztenliste, weil die so lang ist, dass ich mir nicht alle merken kann."
Wer Guardiola und Klopp in dieser Saison hört, könnte meinen, ihre Vereine hätten das Verletzungspech gepachtet. Der Schein trügt nicht.
Bayern liegt auf Platz eins
Der Blogger Marco Mingablog machte sich die Mühe und verglich sämtliche Ausfälle aufgrund von Verletzungen bei europäischen Topklubs.
Das Ergebnis: Der FC Bayern hat unter 20 ausgewählten Mannschaften die dickste Krankenakte. Jeder Spieler hat in dieser Saison durchschnittlich 23,71 Prozent der Ligaspiele verpasst.
Besonders die Langzeitverletzten treiben die Zahl nach oben: Javi Martinez hat nach seinem Kreuzbandriss im Ligapokal noch kein Spiel absolviert, bei Thiago stehen nach langer Leidenszeit erst drei Partien in der Statistik.
Auch andere Schlüsselspieler mussten lange Pausen einlegen: Franck Ribery und Bastian Schweinsteiger standen jeweils 14 Mal auf der Verletzenliste, bei Philipp Lahm waren es 13 Partien.
Fehlzeiten bei Robben sinken
In der Vergangenheit lag oft Arjen Robben vorne. Doch der Niederländer hat immer weniger Fehlzeiten - auch wenn er aktuell mit einem Bauchmuskelriss ausfällt.
Vor zwei Jahren war Robben noch der Dauerpatient beim Rekordmeister, damals gab es aber weniger Verletzungsprobleme im ganzen Kader. 14,08 Prozent verpasste Spiele standen im Schnitt in der Statistik.
Nicht nur bei den Bayern sind die Zahlen in dieser Saison auf einem Fünfjahres-Hoch. Auch der BVB hat die größten Probleme der jüngeren Vergangenheit. Bei den Dortmundern ist Pierre-Emerick Aubameyang der einzige Schlüsselspieler, der ohne Beschwerden durch die Saison geht.
Ansonsten gibt es beim BVB in dieser Saison die komplette Liste an Verletzungen: Marco Reus laborierte zwei mal an einem Außenbandriss, aktuell fehlt er mit Adduktorenproblemen. Mats Hummels verpasste jeweils drei Spiele wegen eines Beckenschiefstandes und einer Bänderdehnung, Kevin Großkreutz bremste ein Muskelbündelriss wochenlang aus.
Weniger Probleme bei Real und Barca
Die Ausfälle als Folgen der WM-Strapazen zu begreifen, ist jedoch Trugschluss. Das beweisen Zahlen aus Spanien. Auch der FC Barcelona und Real Madrid mussten den Großteil ihrer Spieler abstellen. Die Verletzungssorgen halten sich jedoch in Grenzen. Bei Real liegt die Ausfallquote bei 10,10 Prozent, bei Barca sogar nur bei 6,33 Prozent.
Besonders die Superstars blieben verschont: Karim Benzema, Toni Kroos und Cristiano Ronaldo standen Real immer zu Verfügung, wenn sie denn nicht gesperrt waren.
Das gilt auch für die Barca-Stars Lionel Messi, Javier Mascherano und Luis Suarez, Neymar musste nur in einem einzigen Spiel wegen einer Knöchelverletzung pausieren.
Beste Elf für Mourinho
Eine Ausfallquote, von der jeder Trainer träumt, hat der FC Chelsea. Hier verpassen die Spieler gerade einmal 2,45 Prozent der Partien. Jose Mourinho kann eigentlich immer seine beste Elf bringen. Nur Diego Costa macht dem Coach derzeit Sorgen, alle anderen Stammspieler sind bislang ohne Verletzung durch die Saison gekommen.
Nun könnte Mourinho bei Champions-League-Pressekonferenzen mehr über Psychologie und Taktik referieren, statt über Verletzungen. Das Problem: Nach Chelseas Champions-Leauge-Aus gibt er vorerst keine mehr. Fitness ist also keine Garantie für Erfolg.