Es war ruhig geworden um Christian Lell.
Lells Neuanfang in der neunten Liga
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Nach eineinhalb Jahren Pause kehrt der ehemalige Bundesliga-Profi aber nun auf die Fußball-Bühne zurück. Auf die ganz kleine Fußballbühne. Lell setzt seine Karriere fort - in der Kreisklasse.
Wie der TSV Weyarn auf seiner Facebook-Seite bekannt gab, hat der gebürtige Münchner einen Passantrag unterschrieben und wird demnächst für den TSV auflaufen.
Das kam überraschend, hat aber seine Gründe. Gründe, die wenig mit dem Sportlichen zu tun haben.
Auszeit nach dem Schicksalsschlag
"Nach dem Tod meiner Schwester brauchte ich eine Auszeit", erklärt Lell bei SPORT1. Sie war 2014 an der Stoffwechselstörung Mukoviszidose gestorben.
Lells Rückkehr auf den Platz hat nun Karl-Heinz Wiesner in die Wege geleitet, langjähriger Gönner des TSV. "Vor einigen Wochen lernte ich ihn kennen", so Lell.
"Karl-Heinz war viele Jahre beim TSV tätig und fragte mich, ob dies etwas für mich wäre. So hat alles begonnen."
Lell im Urlaub kennengelernt
Wiesner meinte: "Wir haben uns im Urlaub kennengelernt, und es hat sich eine freundschaftliche Verbindung entwickelt. Daraus hat sich ergeben, dass Christian Lell diese Saison bei uns spielen wird. Was danach passiert, muss man abwarten."
Lell hat den privaten Schicksalsschlag mit seiner Schwester inzwischen gut verarbeitet und kann wieder lachen. Neben dem Fußball arbeitet er als Geschäftsmann. "Ich bin zufrieden, so wie es ist. Meine Firmen laufen gut", berichtete er.
Bis 2014 war Lell für den FC Bayern, den 1. FC Köln, Hertha BSC und zuletzt UD Levante in der Primera Divison tätig. Nach der Vertragsauflösung in Levante im Januar 2014, die von den Negativ-Schlagzeilen begleitet wurde, konzentrierte er sich auf seine Firmengruppe, die im Immobilien- und Yacht-Bereich tätig ist.
Darüber hinaus betreibt er eine Stiftung zur Bekämpfung von Mukoviszidose. "Wir bauen unser Team gerade aus und werden zukünftig, wie auch in der Vergangenheit, einiges für Kinder tun, die diese Krankheit haben", sagt Lell.
Kreisklasse: Eine bewusste Entscheidung
Die Entscheidung, in der neunthöchsten Fußball-Klasse wieder mit dem Fußballspielen anzufangen, hat er ganz bewusst getroffen.
"Ich hatte diverse Angebote aus den Top-Ligen", berichtet der 31-Jährige. Doch vorerst will der gelernte Abwehrspieler in der Münchner Region bleiben und keinen Profivertrag unterschreiben. "Nach dem tragischen Vorfall des vergangenen Jahres war für mich klar, dass ich immer in der Nähe meiner Mutter und meiner Tochter bleiben werde. Kicken kann ich auch hier, das Geld ist mir nicht wichtig."
Zustimmung des DFB
Bis das Spielrecht für seinen neuen Klub erteilt wird, könnte es allerdings noch einige Tage dauern. Grund: Der Pass liegt derzeit noch beim DFB-Kontrollausschuss, der dem Wechsel zustimmen muss. Im Anschluss kann eine Re-Amateurisierung durchgeführt werden.
Das Thema Profifußball ist dennoch nicht komplett abgehakt für ihn. Er schließe grundsätzlich nichts aus.
Hat er noch Träume? "Ich träume nicht. Ich habe Ziele und Leidenschaften. Fußball war immer meine Leidenschaft."