Politik ist ein Thema, bei dem sich die meisten prominenten Sportler lieber Zurückhaltung auferlegen: Zu groß ist die Gefahr anzuecken, zu wenig verlockend die Aussicht sich unbeliebt zu machen bei denen, die anders denken.
Kroos schlägt im Shitstorm zurück
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Toni Kroos schert sich offensichtlich nicht darum: Am Sonntagabend, nach dem TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Martin Schulz (SPD), sorgte der Weltmeister für Aufsehen, indem er sich bei Twitter klar positionierte.
"Es lebe Angie!!!", twitterte der Mittelfeldstratege von Real Madrid kurz nach dem Ende des Wahlkampf-Schlagabtauschs, tatsächlich mit drei Ausrufezeichen.
Ein Bekenntnis, für das er - wie zu erwarten - einen Shitstorm bezog. Was Kroos allerdings weder zu überraschen noch zu schrecken schien.
Kroos antwortet auf Kritik - und bekommt auch Zuspruch
"Warum Fußballer nicht vor Kameras treten sollten", kam unter anderem zurück: "Als Millionär wäre mir das natürlich auch sch…egal" - "Klar, Auslandsfussballmillionär. Den interessiert natürlich nicht wie es dem normalen Volk hier geht." Und: "Könnt ich kotzen, wenn Sportler so ein Bekenntnis twittern."
Auf letzteren Hinweis meldete sich Kroos dann noch einmal zu Wort - und antwortete kurz und knapp: "Mach doch."
Warum genau er Merkel überzeugender fand als ihren Rivalen, führte Kroos nicht aus. Trotzdem bekam er auch viel Zuspruch dafür, dass er sich überhaupt äußerte.
"Es gibt zu wenige Prominente / Sportler, die öffentlich ihre Meinung sagen", befand ein User.
CDU warb schon um Kroos
Bislang hatte Kroos das nicht getan, seine Sympathie für Merkel - auf die er bei ihren berühmten Kabinenbesuchen und bei Ehrungen öfters traf - bislang nicht öffentlich geäußert (anders als zum Beispiel seine Sympathie für die Band PUR).
Verbürgt war nur eine umgekehrte Zuneigung: Nach dem WM-Gewinn 2014 schlug ein CDU-Landtagsabgeordneter aus Kroos' (und Merkels) Heimat Mecklenburg-Vorpommern vor, den Landesverdienstorden an den früheren FC-Bayern-Spieler zu verleihen.
Kroos sei "ein sympathischer Botschafter für Mecklenburg-Vorpommern und Greifswald", meinte Egbert Liskow - der damit gewiss auch im Sinn hatte, dass der sportliche Weltmeister-Glanz etwas auf seine Partei abstrahlt.
Ansonsten gab es da noch einen Lobgesang des langjährigen Sport-Bild-Reporters Raimund Hinko: Kroos sei "in sich ruhend, besonnen regierend und reagierend". Er sei "ein männlicher Angela Merkel".