Bei einem Bier und einer Partie Golf räumten Antonin Panenka und Sepp Maier das große Missverständnis aus. "Es hieß immer, dass er sauer war, weil ich ihn vor aller Welt lächerlich gemacht hätte", sagte Panenka, der am 2. Dezember seinen 70. Geburtstag feierte, der Süddeutschen Zeitung.
Ein Elfmeter für die Ewigkeit
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Inzwischen aber, Jahrzehnte nach seinem legendären Kunststück im EM-Finale 1976, sei "alles in Ordnung, glaube ich".
Der "Panenka", der Schuss, der einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat und seitdem etliche Male wiederholt oder zumindest versucht worden ist, hatte die Bundesrepublik in der "Nacht von Belgrad" aus allen Träumen gerissen. Nach dem ebenso legendären Fehlversuch von Uli Hoeneß im Elfmeterschießen trat Panenka gegen Maier an - und er lupfte den Ball frech über den schon abtauchenden deutschen Nationaltorwart ins Tor.
Panenkas Elfmeter hat viele Nachahmer
"Ich wusste, dass das klappt", sagte der frühere Mittelfeldspieler in der Reihe "Legenden und Idole" des Fachmagazins kicker: "Ich war nicht zu hundert Prozent sicher, aber zu tausend Prozent. Sepp Maier wusste ja nicht, dass ich das übte. Für alle musste es unerwartet sein, weil noch niemand das so gemacht hatte."
Panenkas Treffer machte die damalige Tschechoslowakei überraschend zum Europameister und den damals 27-Jährigen weltberühmt. "Obwohl es schon über 40 Jahre her ist, lebt dieser Elfer noch immer, selbst kleine Kinder kennen ihn. Das ist die größte Ehre", sagte Panenka, der den Großteil seiner Karriere als Spieler, Co-Trainer und Funktionär bei Bohemians Prag verbracht hat.
Zu den Nachahmern gehören Dutzende Superstars. "Außer Cristiano Ronaldo haben es wohl die meisten guten Spieler schon mal auf diese Art versucht", sagte Panenka: "Zinedine Zidane (im WM-Finale 2006, d. Red.), Lionel Messi, Zlatan Ibrahimovic. Freut mich, dass das so im Gedächtnis geblieben ist."
Aussprache bei Golf und Bier
Maier, der 1972 erst Europa- und zwei Jahre später Weltmeister geworden war, schien der Kunstschuss noch Jahre zu verfolgen. "Sepp war immer sympathisch und fröhlich, bis der Name Panenka gefallen ist", sagte der Tscheche: "Da hat sich seine Laune verschlechtert und man hat gesehen, dass er noch immer daran zu knabbern hatte."
Beim 35. Jubiläum des Endspiels halfen dann Golf und Bier. "Da hatte er es endlich verdaut", sagte Panenka, der in den 1980er Jahren mit Rapid Wien zweimal Meister in Österreich geworden war, aber 1985 das Finale im Europacup der Pokalsieger gegen den FC Everton verloren hatte. Auch Meier äußert sich längst positiv über seinen einstigen Widersacher.
Eine Sache hätte für Panenka allerdings doch noch besser laufen können. "Meine Frau hat auf dem Patentamt gearbeitet, da haben wir aus Spaß mal den Chef gefragt, ob man den Elfmeter registrieren lassen könne. Es ging nicht, weil es sich nicht um einen konkreten Gegenstand handelt", sagte der Kunstschütze: "Heute ist die Lage bei geistigem Eigentum offenbar anders. Aber wenn zig Spieler das auf der ganzen Welt nachmachen, könnten sie eigentlich einen Obolus zur Aufbesserung der Rente springen lassen..."