Der deutsche Fußball hat für noch mindestens neun Monate keine Stimme in der "Regierung des Weltfußballs": Das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) berief am Mittwoch in Baku den Franzosen Noel Le Graet als Ersatzmann für den früheren DFB-Präsidenten Reinhard Grindel ins Council des Weltverbands FIFA.
Deutschland ohne FIFA-Stimme
Die Entscheidung gilt zunächst bis zum UEFA-Kongress am 3. März 2020 in Amsterdam.
Erst dann könnte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wieder einen Kandidaten zur Wahl aufstellen.
La Graet ersetzt Grindel
Dieser ist allerdings noch nicht in Sicht - eine (Personal-)Entscheidung wird wohl erst nach der Kür des neuen DFB-Chefs im September fallen.
Eine "Zwischenlösung" beispielsweise mit einem der beiden Interimspräsidenten Rainer Koch oder Reinhard Rauball wurde offenbar nicht angestrebt.
Der 77-jährige Le Graet, der nicht im UEFA-Exekutivkomitee sitzt, ist seit 2011 Präsident seines Heimatverbandes und gilt als gut vernetzt.
Ob er in Amsterdam eine Kandidatur gegen einen DFB-Kandidaten anstreben würde, ist offen. Eine Altersgrenze gibt es nicht.
Grindel war Infantino-Gegner
Die "Auszeit" im FIFA-Council dürfte der DFB dennoch nutzen, um die Beziehungen zur FIFA wieder zu normalisieren.
Grindel galt als einer der ärgsten Widersacher von FIFA-Präsident Gianni Infantino, der beim FIFA-Kongress in der kommenden Woche in Paris im Amt bestätigt werden wird.
Zuletzt war der Schweizer zu Gast beim DFB-Pokalfinale in Berlin, er traf sich dort auch mit der aktuellen DFB-Spitze.
Grindel hatte alle seine Ämter im Zuge der "Uhren-Affäre" niedergelegt, in der UEFA war der 57-Jährige sogar Vizepräsident.
Diesen Posten übernimmt der Spanier Luis Rubiales, verkündete UEFA-Boss Aleksander Ceferin im luxuriösen Hilton Hotel der aserbaidschanischen Hauptstadt. Grindels Nachfolger im UEFA-Exekutivkomitee wird erst in Amsterdam gewählt.
Die Entscheidung für den FIFA-Posten war am Tag des Europa-League-Finales zunächst dringlicher.
Europapokal-Reform: UEFA-Elefantenrunde geplant
Im Weltverband nimmt die UEFA fast schon traditionell die Rolle der Opposition ein. Im Council, das in der kommenden Woche in Paris zusammenkommt, stehen dem Europa-Verband insgesamt neun Sitze zu, die nun alle wieder besetzt sind.
Innerhalb der UEFA soll in absehbarer Zeit eine "Elefantenrunde" einberufen werden, um für mehr Klarheit in der hitzig geführten Diskussion über die Reform der Europapokal-Wettbewerbe zu sorgen.
"Wir planen eine mögliche Sitzung des Exekutivkomitees zusammen mit Vertretern der Ligen, Klubs und der Klubvereinigung ECA", sagte Ceferin: "Ich weiß aber nicht, ob es noch im Juni passiert oder später."
Der Vorschlag der ECA, der mehr oder weniger eine geschlossene Champions League für die Top-Klubs vorsieht, war in den vergangenen Wochen auf massive Kritik gestoßen.
Auch die Bundesliga-Klubs lehnen diese Pläne ab. "Im Moment passiert gar nichts", sagte Ceferin: "Die Dinge werden sich ändern, oder nicht, oder anders, als der bisherige Vorschlag vorsieht. Es gibt auch noch andere Ideen."