Die Sportwelt kommt zum Stillstand.
Was Teams nun in Quarantäne machen
Die Auswirkungen des Coronavirus legen inzwischen nahezu alle Sportarten lahm, auch der europäische Fußball ist maßgeblich von den Auswirkungen betroffen. La Liga und Serie A setzen mit dem Spielbetrieb aus. Und auch die Bundesliga sowie 2. Bundesliga pausiert nun doch komplett nach der Absage der DFL am Freitagnachmittag, nachdem am Morgen noch die Austragung von Geisterspielen geplant war.
Womöglich war es am Ende Zweitligist Hannover 96 als erster Klub hierzulande, der das Hü und Hott über Geisterspiele und Spielabsagen am Freitag endlich sein Ende nehmen ließ.
Spieler von Hannover 96 in Quarantäne
Nachdem mit Jannes Horn am Donnerstag bereits der zweite Spieler der Niedersachsen positiv auf den Virus getestet wurde, beschloss das Gesundheitsamt Hannover, das gesamte Team für 14 Tage unter häusliche Quarantäne zu stellen - im Ausland ereilte unter anderem Real Madrid und der FC Arsenal das gleiche Schicksal.
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Für die Mannschaft ist der auferlegte Hausarrest eine große Herausforderung. Schließlich müssen die Spieler zusehen, fit zu bleiben.
Doch Joggen oder Fahrradfahren im Freien ist untersagt. Überhaupt dürfen die Profis die eigenen vier Wände nicht einmal zum Einkaufen verlassen. Falls diese strengen Richtlinien nicht eingehalten werden, kann im schlimmsten Fall sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren drohen.
"Im Fall der 96-Profis wird eine umfassende Unterstützung während der Quarantäne organisiert", schreibt der Klub auf seiner Homepage. Das dürfte unter anderem die Lieferung von Einkäufen beinhalten, die vor der Haustür abgestellt werden müssen, da direkter Kontakt zwingend zu vermeiden ist.
Lagerkoller muss vermieden werden
"Die Hauptaufgabe ist, dass kein Lagerkoller entsteht. Sie dürfen nicht nur die normalen Routinen ausführen, sondern brauchen mehr Abwechslung, damit nicht das passiert, was wir momentan von Schiffen kennen, wo die Menschen nicht mehr aus ihren engen Kabinen dürfen", erklärt Markus Raab, Leiter der Abteilung Leistungspsychologie der deutschen Sporthochschule Köln im Gespräch mit SPORT1.
Wichtig für die Spieler sei nun vor allem ein geregelter Tagesablauf.
"Sie brauchen einen Tagesplan, der den normalen Trainingsplänen entspricht, bestehend aus Training, Erholung, Ernährung und Rehabilitation. Ich glaube, dass das dann funktionieren würde", erklärt Raab. Im erkrankten Zustand dürfe natürlich kein Hochleistungssport betrieben werden.
Auch die Profis von Real Madrid befinden sich in Quarantäne, nachdem ein Basketballer der Königlichen positiv auf den Coronavirus getestet worden war. Wie die Marca berichtet, haben sie von ihrem Klub einen persönlichen Trainingsplan bekommen, den sie auf ihren Hometrainern befolgen sollen.
Zudem seien die Real-Profis dauerhaft in Kontakt mit Trainern und dem Teamarzt. So werde haargenau überprüft, dass die Pläne befolgt werden.
Taktik-Schulungen via Smartphone?
Neben dem körperlichen Training gibt es für die Profis natürlich noch die Möglichkeit von taktischen Schulungen. Diese nimmt in der täglichen Trainingsarbeit ohnehin einen immer wichtigeren Wert ein und kann theoretisch auch unter Quarantäne durchgeführt werden.
In der digitalen Welt stellt es kein Problem dar, sich über Smartphone, Tablet oder Notebook zu vernetzen und so taktische Lerneinheiten zu bestreiten. Auch Videokonferenzen als Team sind so möglichen. Bei Hannover betrifft die Quarantäne lediglich Spieler und Physiotherapeuten, das Trainerteam ist von dieser Maßnahme nicht betroffen, kann also die Mannschaft aus der Ferne betreuen.
Mindestens genauso wichtig wie die körperliche Verfassung, in der Profis so eine schwierige Zeit überstehen, ist die mentale. In der Regel stelle eine zweiwöchige Quarantäne für Raab keine große mentale Herausforderung für die Spieler dar.
"Wenn Sie in einem Fahrstuhl eingesperrt sind, dann können Sie sich ohne Probleme zwei Stunden dort aufhalten. Wenn Sie aber nicht wissen, wann sie rauskommen, dann führt das bei Personen üblicherweise zu mehr Impulsivität, zu einer reduzierten Emotionsregulation und potenziell auch zu mehr Aggression und das will man natürlich bei einer Fußballmannschaft verhindern", erklärte Raab.