"Transfer-Flop", "Erwartungen nicht erfüllt", "Vorzeitiger Abschied" – Schlagworte, die Spaniens Boulevardblätter in den vergangenen 18 Monaten vor allem mit einem Namen in Verbindung brachten: Antoine Griezmann.
Die Auferstehung eines Weltmeisters
Und selbst sein Verein, der FC Barcelona, dachte im Sommer 2020 laut darüber nach, den mit großen Vorschusslorbeeren in die Hauptstadt Kataloniens gewechselten Griezmann nach nur einem Jahr wieder zu verkaufen.
"Haben noch nicht den besten Griezmann gesehen"
Zu wenig präsentierte der französische Weltmeister den Barca-Verantwortlichen um den damaligen Präsidenten Josep Maria Bartomeu in seiner Debüt-Saison.
15 Tore aus 48 Pflichtspielen lasen sich auf den ersten Blick zwar nicht derart schlecht. Angesichts seines Prestiges und der Ablösesumme von 120 Millionen Euro, die der FC Barcelona für ihn 2019 an Atletico Madrid überwiesen hatte, machte sich aber nicht nur beim fünfmaligen Champions League-Sieger grundlegende Unzufriedenheit breit.
Auch Griezmann selbst war mit seiner Ausbeute nicht zufrieden. "Ich nehme die Kritiken hin, denn ich weiß, dass wir alle noch nicht den besten Griezmann gesehen haben", gab der 29 Jahre alte Franzose Ende vergangenen Jahres selbstkritisch zu Protokoll. Doch er wolle sich durchbeißen in Barcelona – so wie er es schon immer getan hat.
Schwieriger Start in die Karriere
"Ich habe es bei zehn Klubs der ersten französischen Liga versucht. Keiner hat mich genommen", erinnerte sich Griezmann an seinen beschwerlichen Karriere-Anfang in Jugendjahren und ergänzte: "Entweder war ich zu klein oder ich hatte nicht das geforderte Niveau." Das sei für ihn eine enorm harte Zeit gewesen. Mehrere Tage habe er heulend in seinem Zimmer verbracht, erzählte Griezmann.
Doch die Tage voller Frust und Enttäuschung sind längst Geschichte. Spätestens während seiner Zeit bei Atletico Madrid unter Trainer Diego Simeone wuchs der mit 1,75 Meter auffällig kleine Stürmer zum Weltstar.
Durch seinen Instinkt und den eiskalten Torabschluss verbreitete "Grizou", wie Griezmann in Anlehnung an Frankreich-Legende Zinedine Zidane liebevoll genannt wird, nicht nur in spanischen Abwehrreihen Angst und Schrecken.
Gerüchte über Probleme mit Messi
Mit den Rojiblancos sorgte Griezmann auch international für Furore. 2016 erreichten sie sogar das Champions Legaue-Finale, zogen gegen Stadtrivale Real Madrid erst nach dem Elfmeterschießen den Kürzeren. Zwei Jahre später holte Griezmann mit der französischen Nationalmannschaft den Weltmeister-Titel in Russland. Zum großen Triumph steuerte er vier WM-Tore bei.
Letztlich schnappte der FC Barcelona zu. Ein Klub, für den fehlende Körpergröße bei Offensiv-Spielern noch nie ein Problem darstellte. Und trotzdem ging es für Griezmann hier zum ersten Mal seit vielen Jahren nicht mehr nur bergauf. Neben persönlichen Problemen mit Superstar Lionel Messi wurden ihm auch immer wieder Konflikte und Meinungsverschiedenheiten mit den verschiedenen Trainern nachgesagt.
Doch mit dem vor der Saison gekommenen Ronald Koeman scheint nun derjenige gefunden zu sein, der den kriselnden Griezmann wieder in die Spur bringt. Zwar sorgt der FC Barcelona wirtschaftlich gegenwärtig fast ausschließlich für Negativ-Schlagzeilen. Griezmanns persönlicher Leistung auf dem Spielfeld tun diese aber offensichtlich keinen Abbruch.
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Außergewöhnliches Geschenk für Mitspieler
Im Pokalspiel am vergangenen Mittwoch beim FC Granada (5:3-Sieg nach Verlängerung) bejubelte Griezmann mit zwei Toren und zwei Torvorlagen seinen erfolgreichsten Abend im Barca-Trikot. "Ich spüre das Vertrauen des Trainers. Das macht alles leichter", freute sich der 85-malige Nationalspieler unmittelbar nach dem Spiel und schob nach: "Jetzt muss ich nur konstanter werden und so bis zum letzten Spiel weitermachen." (Service: Tabelle von La Liga)
Freuen dürfte Griezmann auch, dass sein niederländischer Coach ihn nicht mehr nur starr auf dem rechten Flügel einsetzt, sondern ihm zuletzt auch die geforderten Freiheiten im Zentrum als hängende Spitze gewährte. Mit 13 Torbeteiligungen aus den vergangenen neun Partien zahlt Griezmann das in ihn gesetzte Vertrauen verlässlich zurück.
Und auch an den Gerüchten um den Zwist mit einigen seiner Mannschaftskollegen scheint nichts dran zu sein. Zu Weihnachten schenkte Griezmann allen Teamkameraden einen Rucksack mit den Initialen des jeweiligen Spielers. Nicht nur, weil es sich dabei um französische Luxusprodukte handelte, scheint diese Geste sinnbildlich zu stehen für die derzeitige Entwicklung des Antoine Griezmann beim FC Barcelona.