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Klaus Fischer im Interview über Schalke 04, die EM 2021 und das DFB-Team

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Klaus Fischer im Interview über Schalke 04, die EM 2021 und das DFB-Team

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Fischer: "Sané muss konzentriert sein"

Klaus Fischer hofft, dass auf Schalke wieder Ruhe einkehrt. Der ehemalige Stürmer blickt zuversichtlich auf die Chancen des DFB-Teams bei der EM und spricht über die Offensive.
Klaus Fischer rechnet nicht mit einem einfachen Wiederaufstieg von Schalke 04
Klaus Fischer rechnet nicht mit einem einfachen Wiederaufstieg von Schalke 04
© Imago
Robin Wigger
Robin Wigger

Klaus Fischer blickt nach der Horror-Saison von Schalke 04 hoffnungsvoll in die Zukunft.

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Im Interview mit SPORT1 in Kooperation mit NetBet spricht der ehemalige Schalke-Profi über die wichtige Jahreshauptversammlung des Klubs am Sonntag und die Zukunft von Königsblau. Auch zu den Chancen der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft bezieht der 71-Jährige Stellung und äußert sich speziell zur Offensive des DFB-Teams. (Alle News & Infos zur EM 2021)

Fischer hofft, dass auf Schalke wieder Ruhe einkehrt

SPORT1: Seit der letzten Schalke-Mitgliederversammlung in 2019 ist bekanntlich einiges passiert. Vor allem in negativer Hinsicht. Man kann schon davon sprechen, dass diese Mitgliederversammlung die wichtigste seit Jahrzehnten ist, oder wie beurteilen Sie das?

Klaus Fischer: Ja, wir haben eine schwierige Phase, das muss man so sagen. Wir sind abgestiegen und viele wichtige Leute haben den Verein verlassen die im Aufsichtsrat waren und jetzt ist kein klares Konzept da und es wird eine ganz schwierige Versammlung werden. Sonst waren immer im Stadion zwischen zehn- und zwanzigtausend Mitglieder, die dann abgestimmt haben. Das wird jetzt ein Problem geben. Einige werden da wahrscheinlich gar nicht mitmachen können, deswegen hoffe ich natürlich, dass wir vernünftige Leute in den Aufsichtsrat bekommen und wieder Ruhe einkehrt im Verein.

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SPORT1: Am Donnerstag ist bekannt geworden, dass Dr. Jens Buchta den Verein nach der Mitgliederversammlung verlässt. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung? Wer wäre ein geeigneter Nachfolger?

Fischer: Tja, Buchta war immer ein wichtiger Mann. Dadurch, dass er jetzt den Verein verlässt, kommt das noch hinzu. Es war schon mit Peter Peters und Tönnies so, dass Leute den Verein und den Vorstand verlassen haben. Es wird ganz schwierig. Wer ist der richtige Mann? Da kann ich Ihnen nicht so ohne weiteres helfen. Der richtige Mann ist derjenige, der den Verein zusammenhält in einer ganz schwierigen Situation. Es sind ja auch die Finanzen nicht in Ordnung, wir haben fast 200 Millionen Schulden und jetzt das richtige Konzept zu finden, um aus dieser Misere rauszukommen, wird ganz schwer.

SPORT1: Der neue Aufsichtsrat wird gewählt, es gibt stattliche zehn Kandidaten für den Posten. Wie positiv sehen Sie das, dass sich so viele zur Wahl stellen, trotz der jüngsten Entwicklung?

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Fischer: Es waren ja 30 Leute, die sich eigentlich zur Wahl stellen wollten, aber zehn wurden nur zugelassen und es sind einige dabei die schon mal im Aufsichtsrat waren. Es ist die Frage, ob das die richtigen Leute sind. Einige sind dabei, die kenne ich persönlich. Ich glaube, wenn die in den Aufsichtsrat kommen würden, das wäre schon eine coole Sache. Aber ich muss ehrlich sagen, einen ganz wichtiger Mann der die Richtung bestimmt, den sehe ich nicht. Da bin ich selbst persönlich gespannt, wie das abläuft in der nächsten Zeit.

Schalke hat bei Huntelaar und Kolasinac "richtig entschieden"

SPORT1: Schalke hat sich gegen eine Weiterbeschäftigung von Klaas-Jan Huntelaar und Sead Kolasinac entschieden. Ihre Meinung dazu?

Fischer: Man muss einfach sagen, Klaas-Jan Huntelaar wird jetzt im August 38 Jahre. Ich persönlich habe auch mit 38 Jahren aufgehört, Fußball zu spielen, weil da kamen die Verletzungen, Muskelfaserrisse und so weiter. Ich glaube nicht, dass er uns dann weitergeholfen hätte. Kolasinac ist ja in England bei Arsenal unter Vertrag und finanziell kann sich Schalke 04 einen Kolasinac nicht leisten. Von daher hat der Verein richtig entschieden, diese beiden Spieler in der neuen Saison nicht in den Kader aufzunehmen.

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SPORT1: Wie sehen sie den Wiederaufbau von Schalke jetzt nach dem Abstieg?

Fischer: Es ist ganz schwer, wenn man abgestiegen ist, wieder in die erste Liga zu kommen. Wir haben in Deutschland große Beispiele, wie etwa der Hamburger SV, der jetzt drei Jahre versucht hat, aufzusteigen und es nicht geschafft hat. Es ist eine schwierige Situation, weil die Gegner, die in der zweiten Liga sind, wissen, sie spielen gegen Schalke 04. Das ist ein anderes Spiel, als wenn Frankenhausen gegen Regensburg spielt. Alle werden ihr Bestes geben, vielleicht sogar über ihre Grenzen gehen, um Schalke 04 zu schlagen. Deswegen wird es nicht einfach werden.

Hier können Sie sich den PDF-Spielplan der Fußball-EM 2021 herunterladen und im Anschluss ausdrucken

Deutschland unter den "besten Sechs in Europa"

SPORT1: Blicken wir auf die deutsche Nationalmannschaft. Wie denken Sie, dass es Deutschland bei der EM ergehen wird?

Fischer: Wie Sie selber wissen, haben wir eine schwere Gruppe erwischt, mit Frankreich und Portugal. Wir spielen gegen den Weltmeister und gegen den amtierenden Europameister. Das wird eine Vorrunde werden, die sehr schwer wird. Überstehen sie diese Vorrunde, dann ist die Möglichkeit da, dass wir ziemlich weit kommen. Ich glaube schon, dass wir eine Mannschaft haben, die vielleicht zu den besten sechs in Europa gehört. Da sind natürlich auch die ersten Spiele gegen Frankreich und Portugal enorm wichtig. Wenn man da gut spielt, wenn man weiterkommt, das beflügelt eine Mannschaft und dann können sie weit kommen. Aber, da sind auch noch andere Konkurrenten da, zum Beispiel Belgien, England, Spanien und Italien. Ich bin gespannt und freue mich auf diese Europameisterschaft. Leider können wir nicht in vollen Stadien spielen, sondern Zuschauer werden nur teilweise zugelassen, aber das ist auch schon was anderes, als in leeren Stadien zu spielen. (Spielplan & Ergebnisse der EM 2021).

SPORT1: Joachim Löw hat Thomas Müller zur EM zurückgeholt. Sie hatten in einem Interview mit der AZ bereits die Rückkehr gefordert, allerdings auch gesagt, an Müllers Stelle würden sie nicht mehr für Deutschland spielen. Was sagen Sie nun darüber, dass Müller doch wieder dabei ist? Kann er die Offensive wiederbeleben?

Fischer: Zuerst einmal fiel die Entscheidung so, wie ich das vielleicht gemacht hätte. Zweitens war es meiner Meinung nach ein Fehler, Müller und Hummels nicht einmal zu nominieren, weil die Spieler, die in Form sind, muss man für eine Nationalmannschaft berufen. Wenn sie gut sind, dann spielt es keine Rolle, ob sie 20 Jahre oder 30 Jahre alt sind. Deswegen habe ich gesagt, es war ein Fehler, Hummels und Müller nicht mehr zu nominieren. Und ich persönlich muss ja sagen, als ich 1982 in Spanien dabei war, da war ich schon 32 und da hätte ich unter Jogi Löw gar nicht gespielt. Das finde ich nicht gut, weil eine deutsche Nationalmannschaft kann man nicht von neu aufbauen. Einen Verein vielleicht, aber bei der Nationalmannschaft müssen die besten Spieler spielen. Mich freut es, dass Müller und Hummels wieder dabei sind. Müller ist einer, der kann Tore machen, der kann Tore vorbereiten, der ist ein Spieler der nach vorne geht und aggressiv ist und solche Spieler brauchen wir gegen solche guten Gegner, die wir jetzt am Anfang haben. Auch später, braucht man solche Spieler. Das sind Führungsspieler, die den Ton angeben und die Jungspieler mitreißen. (Tabelle & Gruppen der EM 2021

SPORT1: Der Ex-Schalker Leroy Sané steht aktuell in der Kritik für seine jüngsten Auftritte in der Nationalmannschaft. Womöglich bleibt ihm bei der EM nur die Rolle als Joker. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation von Sané im DFB-Team?

Fischer: Ich kann mich noch gut erinnern an Leroy Sané in der Jugend, es war ein Traum, ihm zuzuschauen. Wie er gespielt hat, von seinem Tempo her. Er ist ein Tempo-Fußballer, aber ich frage mich, ob Leroy Sané nicht vielleicht alles zu leicht nimmt. Er muss voll konzentriert sein. Wenn er das ist, ist er ein ganz wichtiger Spieler für die Nationalmannschaft. Er muss aber auch nach hinten arbeiten, wie andere Spieler auch und da hat er noch ein bisschen Probleme. Aber ich glaube schon, dass sie ihn in der Nationalmannschaft und auch beim Verein dahin bringen, dass er ein ganz wichtiger Spieler für Deutschland wird. Sein Spiel gefällt mir, das sehe ich gerne, aber es ist mit ungeschicklichen Schwankungen in der Leistung.

"Klose war der letzte klassische deutsche Mittelstürmer"

SPORT1: Ein weiterer Ex-Schalker, Julian Draxler, hat es nicht einmal ins Aufgebot geschafft. Wie bewerten sie seine Entwicklung und Situation?

Fischer:  Eigentlich schade, weil Julian Draxler ist ein sehr guter Fußballer, aber ihm fehlt der richtige Biss. Ich habe ihn auch ab und zu bei Paris Saint-Germain in der Champions League gesehen, da kommt zu wenig. Und deswegen ist er ausgebootet worden von Jogi Löw, weil da andere Spieler auf dieser Position eben andere Leistungen zeigen. Er ist ja ein relativ junger Spieler und damit er sich in Zukunft für die Weltmeisterschaft wieder anbietet, dafür muss Leistung kommen. Das geht nur über den Verein, bei Paris Saint-Germain. Wenn er in die Nationalmannschaft kommen will, muss er alles daran setzen, weil der Konkurrenzkampf ist sehr groß bei uns, gerade was das Mittelfeld angeht. Ich hoffe es aber für ihn, denn er ist ein sehr guter Spieler.

SPORT1: Sie haben auch schon mal gesagt, dass Deutschland ein echter Mittelstürmer fehlt. Wer soll Ihrer Meinung nach ganz vorne bei der EM in der Spitze stürmen? Kann der überraschend nominierte Kevin Volland diese Rolle ausfüllen?

Fischer: Kevin Volland ist nicht der Mittelstürmer, wie ich mir ihn vorstelle. Harry Kane von den Tottenham Hotspur, das ist so ein Spieler, oder Lewandowski. So stelle ich mir den vor. Ein Mittelstürmer, der Tore machen kann mit Kopf und allem was möglich ist, der fehlt uns ja total. Miroslav Klose war 2014 der letzte klassische deutsche Mittelstürmer. Deutschland hatte immer gute Mittelstürmer, die Tore gemacht haben, auch da, wo keine große Chance da war, und das fehlt uns. Deshalb haben wir auch Probleme, wenn wir spielen. Das hat man in der Vergangenheit gesehen beim Spiel gegen Dänemark und Nordmazedonien, das wir nicht gewonnen haben. Ich habe immer schon gesagt, dass es an den Vereinen liegt, solche Spieler aufzubauen und weiterzubilden, um sie wieder zu haben. 

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