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Dietmar Beiersdorfer stellt Josef Zinnbauer als neuen HSV-Trainer vor

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Dietmar Beiersdorfer stellt Josef Zinnbauer als neuen HSV-Trainer vor

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Animateur als Trumpf im Machtpoker

Der Hamburger SV steckt mal wieder in Turbulenzen. Dietmar Beiersdorfer überrascht mit seiner Trainerwahl in unruhigen Zeiten.

Vom Hamburger SV berichtet Clemens Gerlach

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Hamburg - Da sitzt der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer auf dem Podium und muss das tun, was er so gar nicht schätzt: öffentlich reden.

In seiner Zeit als Sportdirektor von Zenit St. Petersburg habe er sich "im Hintergrund" halten können. Beim Hamburger SV hingegen muss Beiersdorfer an vorderster Front agieren.

Gerade haben sie einen Trainer und dessen gesamten Stab beurlaubt, dieses Mal hieß der Mirko Slomka (Bericht). Vorher war es Bert van Marwijk, davor Thorsten Fink. Nur Fans kriegen alle Namen zusammen, es waren einfach zu viele.

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Punkte hingegen hat der HSV wenige. Derzeit ist der Fast-Absteiger der vergangenen Saison Tabellenletzter. Das gefällt dem seit Anfang Juli amtierenden Beiersdorfer natürlich nicht. Darum wirkt der 50 Jahre alte Rückkehrer dieser Tage auch so angestrengt.

Acht Spiele, acht Siege

Immerhin hat Beiersdorfer einen Mann gefunden, der den wenig inspiriert agierenden HSV-Spielern auf die Sprünge helfen soll. Neuer Cheftrainer ist Josef "Joe" Zinnbauer. Der ist eigentlich für die U-23-Mannschaft des Klubs verantwortlich, die in der Regionalliga Nord bislang alle acht Saisonspiele gewinnen konnte.

Beiersdorfer hält den Slomka-Nachfolger für einen "offenen und nach außen gerichteten" Zeitgenossen. Klingt nach Animateur. Vielleicht passt so ein Ablenkungskünstler ganz gut zum HSV, bei dem wieder alles so trist ist. "Zinnbauer soll die Mannschaft emotionalisieren", sagt Beiersdorfer.

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Beiersdorfer geht volles Risiko

Mit der Inthronisierung des 44-Jährigen geht Beiersdorfer volles Risiko. Denn Zinnbauer, geholt noch vom ehemaligen Sportdirektor Oliver Kreuzer, ist in der Bundesliga ein unbeschriebenes Blatt. "Er hat die Gier, die Mannschaft zu trainieren", sagt Beiersdorfer.

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Die Spielerkarriere von Zinnbauer war 1996 bereits im Alter von 25 Jahren wegen eines Knorpelschadens im Knie beendet. Als Profi absolvierte der gebürtige Oberpfälzer 17 Zweitligaspiele für Mainz 05. Seine einstigen Mitspieler: Jürgen Klopp und Torsten Lieberknecht.

"Ich glaube er war im Aktuellen Sportstudio, weil er damals der jüngste Immobilienmakler im deutschen Profi-Fußball war. Das war der erste Mensch, den ich kennengelernt habe, der drei Handys hatte. Da hatte ich noch gar keins", erinnerte sich Klopp nach dem Champions-League-Erfolg von Borussia Dortmund gegen den FC Arsenal an die gemeinsame Zeit:

"Wir haben lange keinen Kontakt mehr gehabt, aber er sieht gut aus. Es freut mich für ihn, dass er die Chance gekriegt hat."

Zinnbauer Cheftrainer "bis auf Weiteres"

Als Trainer arbeitete sich Zinnbauer über kleinere Klubs und den VfB Oldenburg zum Karlsruher SC nach oben, wo er die zweite Mannschaft betreute. Diesen Job übernahm er erst vor dieser Saison auch in Hamburg.

Wie lange Zinnbauer Cheftrainer bleiben darf, ist offen. "Bis auf weiteres", sagt Beiersdorfer, "wir hoffen, dass es sich gut entwickelt."

Was soll er vor den schweren Partien gegen den FC Bayern und bei Borussia Mönchengladbach auch anderes sagen, der HSV-Boss, der so gar nicht wie ein typischer Boss auftreten will.

HSV als Kühnes Marionette?

Dafür gibt es einen, der soviel Chef ist, dass man glauben könnte, der Mann sei der Urvater aller Führungskräfte. Der hemdsärmelige Mann redet über den HSV, wie und wann es ihm passt. Vor allem öffentlich. Ein offizielles Amt hat der muntere 77-Jährige im HSV nicht, aber sehr viel Geld.

Und vermutlich deshalb kann Klaus-Michael Kühne sich so viel herausnehmen, ohne einen Rüffel vom De-iure-Chef Beiersdorfer zu kassieren. Die Tagezeitung "Die Welt" wähnt Kühne schon als De-facto-Chef. Der Club sei die "Marionette" des Milliardärs, der dem klammen HSV 25 Millionen Euro geliehen hat, um neue Spieler holen zu können.

Böse Erinnerungen für Beiersdorfer

Beiersdorfer weiß, dass solche Schlagzeilen schlecht für ihn sind. Er weiß, dass er der Öffentlichkeit beweisen muss, der Leader zu sein. Am Ende seiner ersten Phase beim HSV (2002 bis 2009) musste er sich als Sportdirektor dem damaligen HSV-Oberen Bernd Hoffmann geschlagen geben.

Beiersdorfer ging, er hatte sich unterkriegen lassen. Solch ein Eindruck soll nun nicht wieder entstehen. Darum stellt Beiersdorfer auch heraus: "Geredet wird viel in der Stadt, aber alle Entscheidungen der HSV Fußball AG wurden vom Vorstand getroffen."

Daher habe Kühne auch "null Prozent" Anteil an den Trennungen von Kreuzer und Slomka. Nun gut, so mag es sein. Auffällig ist aber, dass der HSV immer dann sein vermeintliches Spitzenpersonal vor die Tür setzte, nachdem Kühne öffentlich über dieses hergezogen war.

Beim HSV bleibt vieles öffentlich

"Manche Leute schießen über das Ziel hinaus, passen nicht auf", sagt Beiersdorfer ganz allgemein, "es ist schwer im Tagesgeschäft, immer alle Aussagen von Personen aus und um den Verein zu bewerten." Da hat er gewiss Recht. In anderen Klubs ist das aber auch gar nicht nötig, weil sich dort an die Spielregeln gehalten wird. Kritik ja, aber intern.

Beim HSV wird vieles öffentlich erledigt. Das sollte eigentlich anders werden unter Beiersdorfer. Doch was will man machen, wenn der Aufsichtsratsvorsitzende der Adlatus des bislang einzigen relevanten Geldgebers ist?

Diskussionen um Gernandt

Karl Gernandt steht dem Kontrollgremium des HSV vor. Er steht aber auch auf Kühnes Payroll. Man könnte das einen Interessenkonflikt nennen.

Beiersdorfer kommentiert es zurückhaltend: "Ich habe Karl Gernandt in keiner anderen Funktion als der des Aufsichtsratschefs wahrgenommen."

Im Übrigen, so Beiersdorfer, sei es üblich, dass sich Aufsichtsrat und Vorstandsvorsitzender regelmäßig austauschen. Da würden auch "Perspektiven erörtert". Hoffentlich sind es gemeinsame. Wäre gut für den HSV.