Bei den vergangenen Duellen zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach fieberte Timo Horn noch im Fanblock mit.
Kölns Rekordstart mit Hindernissen
Der Torwart drückt den "Geißböcken" seit seinen Grundschulzeiten die Daumen, schließlich kam er in der Domstadt zur Welt.
Deshalb stand für Horn am Sonntag ein besonderes Spiel auf dem Programm. Erstmals hütete er in einem großen Rheinderby den Kasten.
Im Vorfeld hatten die Gladbacher gestichelt und das erste Kölner Gegentor prophezeit. "Es wird Zeit, dass der Horn mal die Bälle aus dem Netz holt", sagte Borussias Mittelfeldspieler Granit Xhaka unter der Woche.
Daraus wurde nichts. In einem intensiven Spiel ohne viele Höhepunkte trennten sich die Rivalen vom Rhein 0:0.
Vier Spiele, null Gegentore
Horn stellte dabei einen neuen Bundesliga-Rekord auf. Er hat seine ersten vier Partien im Oberhaus ohne Gegentreffer überstanden - das war bislang noch keinem Schlussmann gelungen.
Allerdings musste sich der 21-Jährige kaum anstrengen, um die Bestmarke zu knacken. Die Gäste diktierten zwar die Partie, doch Köln ließ nur eine gute Möglichkeit zu: Bei Max Kruses Chance musste Horn nicht eingreifen, der Kopfball ging um Zentimeter am Pfosten vorbei (48.) (DIASHOW: Die Bilder des 4. Spieltags).
So klang Max Kruses Chance bei SPORT1.fm
"Das ist eine Bestätigung unserer Leistungen. Wir lassen defensiv kaum etwas zu und machen es somit auch Topmannschaften wie Gladbach schwer", sagte der FC-Torwart über seinen Rekord bei "Sky".
Horns Teamkollege Dominic Maroh gab die Marschroute für die kommenden Spiele vor. "Am besten soll die Null bis zum 34. Spieltag stehen", sagte der Abwehrspieler schmunzelnd und fügte ernst an: "Wir sind schwer zu knacken und verteidigen mit Mann und Maus. Diese Geilheit, Tore zu verhindern, müssen wir so lange wie möglich mitnehmen."
Ujah permanent im Abseits
Während die Kölner Defensivkräfte gute Laune hatten, wirkten die Angreifer zeitweise frustriert. Angreifer Anthony Ujah tappte den Borussen permanent in die Abseitsfalle, Yuya Osako fand keine Bindung zum Spiel.
Somit kamen auch die Gastgeber nur zu einer guten Chance. Pavel Olkowski hatte nach 17 Minuten freie Bahn, zauderte jedoch und traf nur das Außennetz. Die Kölner blieben bei erst zwei Saisontoren. Eine Zahl, die dem Trainer missfällt.
"Wir sind alle Fußballer und wollen Tore schießen. Sechs Punkte sind in Ordnung, zwei Tore sind zu wenig", erklärte Peter Stöger nach dem Spiel.
Der Österreicher weiß aber auch, dass sein Team als Aufsteiger zumeist als Außenseiter in die Spiele geht. Deshalb ist für ihn eine kompakte Grundordnung wichtig.
Probleme mit dem Kölner Bollwerk
Die stimmte auch gegen Gladbach. Der hochgelobten Offensive um Andre Hahn, Max Kruse und Raffael gelang es nicht, das Kölner Bollwerk zu knacken.
Somit mussten sich die beiden FC-Fans Lukas Podolski und Kevin Großkreutz auf der Tribüne mit wenigen Höhepunkten zufrieden geben.
Bei einem stand ihr Mitspieler aus der Weltmeistermannschaft im Fokus. Christoph Kramer war mit Gelb vorbelastet, als er gegen Kevin Vogt nachstocherte (73.). Schiedsrichter Felix Zwayer ermahnte den Hitzkopf nur. Kurz darauf nahm Coach Lucien Favre seinen Spieler runter - vermutlich aus Sorge vor einem Platzverweis.
Kramer gratulierte hinterher dem Schiedsrichter zu einer "guten Leistung". Dieses Urteil konnte Favre über seine Mannschaft nicht unbedingt fällen.
Favre: "Tempo hat gefehlt"
"Wir wollten unbedingt gewinnen. Wir haben es probiert und hatten mehr Ballbesitz, aber uns haben das Tempo und die Durchschlagskraft gefehlt. Dennoch kann ich mit dem Punkt leben", sagte der Schweizer.
Ein Sieg mit zwei Toren Unterschied hätte seinen Team sogar die Tabellenführung beschert. Nun rangiert die Borussia vor dem FC auf Rang sieben (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle).
Für diese Fakten schienen sich einige Zuschauer weniger zu interessieren. Anhänger beider Lager nutzten das Derby wieder zu Krawallen.
Die Polizei nahm 70 Personen in Gewahrsam, drei Beamte wurden leicht verletzt.
Kölns Präsident Werner Spinner war dementsprechend frustriert. "Es ärgert mich", sagte er: "Wir haben uns die ganze Woche Mühe gegeben, für Ruhe zu sorgen und dann kommen 70 bekloppte Heinis guerillamäßig durch den Wald. Das ist die pure Provokation."