Aus Gelsenkirchen berichtet Andreas Reiners
Die Schalker Lebensversicherung
Klaas-Jan Huntelaar hörte interessiert zu. Dachte kurz nach. Dann grinste er breit.
Der Niederländer hatte natürlich mit der Frage gerechnet. Denn sie wird auf Schalke nun heiß diskutiert: Verlängert der 31-Jährige seinen im Sommer auslaufenden Vertrag?
Huntelaar ließ sich zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in die Karten schauen.
"Mein Berater hat das erste Gespräch geführt, als ich gegen Sporting Lissabon auf dem Platz stand. Das war jetzt das erste Gespräch. Mal schauen, was dann passiert", sagte der Torjäger. Und ließ die Aussage erst einmal so stehen.
Ein typisches Tor vom Hunter
Denn die Argumente hat er ganz klar auf seiner Seite: Tore. Gegen den FC Augsburg war er beim mühsamen 1:0-Sieg einmal mehr der Mann des Tages. Matchwinner und Türöffner. Wie so oft. (SPIELBERICHT)
Sein siebtes Pflichtspieltor in dieser Saison war ein typischer Huntelaar: Nach einem unwiderstehlichen Flankenlauf von Atsuto Uchida lief der Niederländer zunächst Richtung kurzen Pfosten, täuschte an und ging schließlich an den zweiten Pfosten. Von dort musste er den Ball nur noch über die Linie drücken.
Torinstinkt nennt man so etwas wohl.
Seit 2010 erzielte er in 151 Pflichtspielen 97 Tore und bereitete 28 weitere vor. Eine beeindruckende Bilanz. Eine Bilanz, die natürlich auch Begehrlichkeiten weckt. Nicht nur auf Schalke.
Schalker Initiative
Das erste Gespräch ging dann auch von den Königsblauen aus.
"Es war ein gutes Gespräch", sagte Manager Horst Heldt SPORT1. "Wir haben uns einen Plan gesetzt, dass wir jetzt ins Detail gehen", sagte Heldt, kündigte "demnächst weitere Gespräche" an und erklärte: "Wir machen das in aller Ruhe, wie wir das in der Vergangenheit auch gemacht haben."
2012 hatte der Klub den Vertrag mit dem niederländischen Nationalspieler, der seit 2010 auf Schalke spielt, zuletzt verlängert.
Damals hatten sich die Verhandlungen allerdings über Monate hingezogen, ehe Huntelaar seine Unterschrift unter ein neues Arbeitspapier setzte.
Zwei Jahre und mehr Geld
"Wichtig ist jetzt, dass wir einen Fahrplan mit dem Berater abgestimmt haben. Und dann tauschen wir Ideen aus", so Heldt.
Zu den Ideen gehören Dinge wie die Vertragslaufzeit. Und natürlich das Gehalt. Angeblich will Schalke Huntelaar für zwei weitere Jahre an den Verein binden und sein Salär nochmals aufstocken.
Dem Vernehmen nach hatte Schalke das Gehalt des 31-Jährigen bei der letzten Vertragsverlängerung von fünf auf 6,5 Millionen Euro erhöht. Offenbar steht nun die nächste Gehaltserhöhung ins Haus, von knapp 14 Millionen Euro für zwei weitere Jahre ist die Rede. Dann wäre Huntelaar 33. Es wäre eine Art Rentenvertrag.
Auch sportliche Aspekte
Will Huntelaar selbst denn bleiben? "Wenn wir uns einigen, dann geht das...", sagte er nur.
Heißt umgekehrt also, dass Schalke zunächst einmal erster Ansprechpartner ist, Huntelaar sich einen weiteren Vertrag bei den Königsblauen vorstellen kann und bei einem entsprechenden Angebot dann auch unterschreibt.
Neben den Vertragsmodalitäten spielen aber auch sportliche Gründe eine Rolle.
Die Champions-League-Teilnahme ist für Huntelaar das Minimum. Der eine oder andere Titel könnte es natürlich auch mal wieder sein. 2011 holte er mit den Knappen immerhin den DFB-Pokal. Was eigentlich zu wenig ist für seine Ansprüche.
Mit Huntelaar zur besten Rückrunde
Für sportlichen Erfolg auf Schalke ist Huntelaar aber auch selbst verantwortlich. Wie in der vergangenen Saison.
Nachdem er in der Hinrunde wegen einer Knieverletzung lange gefehlt hatte, kehrte er zur Rückrunde zurück.
Und mit ihm der Erfolg. Denn dass Schalke die beste Rückrunde der Vereinsgeschichte spielte und sich mal wieder für die Champions League qualifizierte, lag zu einem Großteil auch an den zehn Treffern des Niederländers.
Und an seiner Präsenz. Auf, aber auch abseits des Platzes.
Führungsspieler und Vorbild
Huntelaar ist nicht nur Torjäger, sondern auch Führungsspieler. Vorbild. Sowohl fußballerisch, als auch verbal. Der 31-Jährige nimmt selten ein Blatt vor den Mund. Spricht deutlich das an, was schief läuft.
Wie auch gegen Augsburg. Trotz seines Treffers blieben die Schalker gegen den FCA spielerisch erneut vieles schuldig. Das Offensivspiel? Harmlos und vor allem ideenlos, immer noch mit viel Luft nach oben.
"Es ist nicht alles so rund gelaufen, wie wir uns das vorgenommen haben", stellte er klar. Momentan hängt der Erfolg oft auch von Einzelaktionen ab. Und da häufig von Huntelaar.
Unter dem Strich steht jedoch der Erfolg. Denn der hat sich unter dem neuen Trainer Roberto Di Matteo letztlich eingestellt. Wie, war an diesem Abend dann auch zweitrangig.
"Drei Siege in vier Spielen. Der Anfang ist nicht schlecht", sagte Huntelaar. Und grinste wieder.