Klaus Allofs lächelte die ungeliebten Fragen spitzbübisch weg, Dieter Hecking reagierte deutlich gereizter.
Effizienzmeister ohne neue Zielsetzung
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"Bayern-Jäger sind wir nicht. Das muss ich jetzt nicht jede Woche aufs Neue betonen", sagte der Trainer des VfL Wolfsburg bei "Sky" nach dem 3:1 (1:1)-Sieg im Niedersachsenduell bei Hannover 96.
Angesichts des Vereinsrekords von 29 Punkten aus 14 Bundesligaspielen und des erneut "brutal effizienten" Auftritts (O-Ton Hecking) dürfte jede Gegenwehr jedoch zwecklos sein.
Wolfsburg rutscht immer mehr in die Rolle des Hoffnungsträgers, den sich viele Bundesliga-Fans aufgrund des drohenden Alleingangs des Rekordmeisters wünschen. "Die Bayern sind die überragende Mannschaft. Die müssten mit sieben Mann spielen, dann hätten wir eine Chance sie einzuholen", wehrte Hecking konsequent ab.
Bayerns Herbstmeisterschaft verschoben
Mit dem hart erkämpften Sieg beim Lokalrivalen aus Hannover verschoben die Wölfe aber immerhin schon einmal die Herbstmeisterschaft des FC Bayern um mindestens eine Woche.
Doch es war auch zu erkennen, warum Allofs und Hecking vor überzogenen Erwartungen warnen.
Lange taten sich die Gäste schwer. Die frühe Führung von Kevin de Bruyne (4.) hatte ihnen kaum Stabilität verliehen, der Ausgleich durch Joselu (45.+1) war folgerichtig.
Naldo von Jokern überzeugt
Doch im Gegensatz zu den Hausherren nutzten die Wölfe ihre wenigen Chancen in der zweiten Hälfte gnadenlos. Dass der bislang kaum berücksichtigte Stürmer Bas Dost kurz nach seiner Einwechslung mit dem 2:1 (69.) die Weichen auf Sieg stellte, ist bezeichnend für die Stärke des Wolfsburger Kaders.
"Wenn ein Spieler ein Problem hat, kommt ein anderer und sorgt für die Entscheidung", sagte der frisch eingebürgerte Innenverteidiger Naldo. Letzte Zweifel am VfL-Sieg beseitigte Maximilian Arnold (85.).
"Wir sind gefestigter"
"Bis zum zweiten Gegentor habe ich nicht viel auszusetzen. Nach dem 2:1 hat sich das Spiel aber in Richtung Wolfsburg gedreht", sagte Hannover-Coach Tayfun Korkut schwer enttäuscht, der den Gegner als "absolute Top-Mannschaft" lobte.
"Wir sind gefestigter und haben eine höhere Qualität als in den vergangenen Jahren", äußerte Allofs zufrieden, mahnte aber zur Bodenhaftung. Der VfL hat im Endspurt des erfolgreichen Jahres 2014 die Scheuklappen aufgesetzt, Ablenkung könnte den erfolgreichen Kurs gefährden.
Nachfragen zum Financial Fair Play
Und so wischen die Verantwortlichen auch die kritischen Nachfragen der Europäischen Fußball-Union (UEFA) bezüglich des Financial Fair Play beiseite.
"Es ist klar, dass man sich unser Modell anschaut, es muss erklärt werden", sagte Allofs, der von der UEFA zur Offenlegung der Bilanzen aufgefordert wurde.
"Wenn du europäisch spielst und eine Mutter wie VW hast, ist es klar, dass Nachfragen kommen", betonte Hecking.
Doch der Coach interessiert sich viel mehr für die nächste Aufgabe. Am Donnerstag wollen die Wölfe beim OSC Lille den Einzug in die Zwischenrunde der Europa League klarmachen.