Angesprochen auf Pep Guardiola machte Bastian Schweinsteiger aus seinem Wunsch keinen Hehl.
Das Kopfkino des Pep Guardiola
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"Natürlich würde es mich freuen, wenn er verlängern würde", sagte der Vize-Kapitän des FC Bayern im SPORT1-Interview (ab 18.30 Uhr in Bundesliga aktuell) und hob zu einer Lobeshymne auf den Trainer an: "So einen Trainer gibt es nicht so oft auf der Welt."
Schweinsteiger dürfte nahezu allen Fans der Münchner aus der Seele gesprochen haben.
Den Verantwortlichen des deutschen Rekordmeisters ebenso.
"Es gibt nur einen Plan A und der heißt Guardiola", stellte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge auf SPORT1-Nachfrage unmissverständlich fest.
Was die Bayern wollen, ist klar. Doch was will Guardiola?
Eine Ode im Rückblick
Seine durchaus glaubwürdige Wertschätzung brachte er erst am Samstag in einer Ode an den Verein zum Ausdruck.
Dass er einmal mehr erklärte, Gespräche über seine Zukunft in München erst nach der Saison im Sommer führen zu wollen, dürfte dabei weniger zu Verunsicherung geführt haben als die Tatsache, dass er seine Respektsbekundungen in eine Vergangenheitsform kleidete.
Dies klang dann so: "Für mich war es eine große Herausforderung, auch für meine Frau und die Kinder. Egal, was passiert, ich hatte eine super Zeit, ich war sehr glücklich, Trainer bei Bayern zu sein. Es war ein Traum für mich."
Ob Guardiolas Zeitenwahl dem Umstand seiner limitierten Deutschkenntnisse zuzuschreiben ist, oder der Spanier womöglich innerlich mit den Bayern abgeschlossen hat, ist nicht klar.
Bayern lässt Video sperren
Der FC Bayern ließ das Video-Material inzwischen sperren und verwies auf ein grammatikalisches Missverständnis seines Trainers.
Weiter Raum für Spekulationen lassen Guardiolas Zaudern wie Formulierungen aber allemal.
SPORT1 beleuchtet die verschiedenen Szenarien. Wird Guardiola beim FC Bayern bleiben? Seinen bis 2016 laufenden Vertrag sogar verlängern? Kehrt er zum FC Barcelona zurück? Oder sucht er eine neue Herausforderung, zum Beispiel in der englischen Premier League?
Das spricht für den FC Bayern:
Guardiola ist ein Mann, der zu seinem Wort und seinen Verträgen steht.
Und er weiß, was er am FC Bayern hat. Eine Weltklasse-Mannschaft. Dazu Entscheidungsträger, die Guardiola schätzen. Ein Umfeld auf und neben dem Platz, in dem er seine Vorstellung vom modernen Fußball verwirklichen kann.
Wie sehr Guardiola den Münchnern seinen Stempel aufgedrückt hat, zeigt seine Bilanz in der Bundesliga: Mit einem Schnitt von 2,64 Punkten in 51 Spielen ist er der erfolgreichste Liga-Trainer aller Zeiten.
Allein das Aus im Halbfinale der vergangenen Saison in der Champions League gegen Real Madrid ist ein schwarzer Fleck auf Guardiolas Weste. Sie schmerzt. Und treibt ihn zugleich an. Diese Schmach will Guardiola ausmerzen. Der Gewinn der europäischen Königsklasse mit den Bayern ist das große Ziel des so ehrgeizigen und nach Perfektion strebenden 44-Jährigen.
Der Titel in der Champions League wiederum könnte aber auch ein Bremsklotz für Guardiolas Antrieb sein.
Sollte ihm der Triumph in dieser Saison am 6. Juni im Endspiel in Berlin gelingen, ist ein vorzeitiger Abschied 2015 dennoch kaum vorstellbar. Denn auch Guardiola weiß, dass die Suche nach einem Nachfolger für die Bayern viel zu knapp wäre.
Das spricht für den FC Barcelona:
Nicht nur die Kochkünste seiner Mutter Dolors Sala, die ihn erst am Heiligabend mit einer schmackhaften Suppe verwöhnt hat, locken Guardiola zurück in die Heimat.
Guardiolas Bande mit dem FC Barcelona, für den er über zehn Jahre lang als Fußballer auflief und den er als Trainer unter anderem 2009 und 2011 zu zwei Champions-League-Titeln geführt hat, sind weiterhin eng.
Zwar hat er erklärt, nie mehr als Trainer für die Katalanen tätig sein zu wollen. Er hat ja auch alles gewonnen dort, der Reiz wäre gering.
Doch ein Engagement als Sportdirektor mit allen Vollmachten ist durchaus nicht unrealistisch. Angeblich bereitet sein alter Weggefährte Joan Laporta eine erneute Kandidatur als Präsident vor und möchte Guardiola an seiner Seite haben.
Das spricht für England:
Dem Alltag und der Erschöpfung setzt Guardiola gerne die neue Herausforderung entgegen.
2012 verließ er Barcelona nach vier Jahren als Trainer, "ausgezehrt" wie er selbst sagte, und legte ein Sabbatjahr ein. Den größten Teil verbrachte er mit seiner Familie in New York. Segelte mit seiner Frau Cristina Serra auf dem Hudson River, las Bücher, perfektionierte sein Englisch.
Gut möglich, dass er seine gewonnenen Sprachkenntnisse bald in der Premier League anwendet. Insbesondere Meister Manchester City soll sich schon intensiv um ihn bemüht haben.
Ein Wechsel nach England könnte für Guardiola aber auch aus einem anderen Grund sinnvoll erscheinen.
Dass seine Kinder Maria, Marius und Valentina die bestmögliche Ausbildung bekommen, liegt Guardiola am Herzen. Und Englisch ist Weltsprache Nummer eins, in London gibt es die besten Privatschulen.
Auch Rummenigge brachte schon den privaten Aspekt bei einer Entscheidung Guardiolas zur Sprache.
"Wenn er und seine Familie sich wohlfühlen, bleibt er", wurde Rummenigge im "kicker" zitiert: "Wenn nicht, müssten wir damit entspannt umgehen."