Vom Hamburger SV berichtet Clemens Gerlach
Wackelkandidat Jansen gibt Gas
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Der Countdown läuft. Noch bis Ende März haben die Spieler des Hamburger SV mit auslaufenden Verträgen Zeit, sich für eine Weiterbeschäftigung zu empfehlen. In der Länderspielpause will der Klub dann die entscheidenden Gespräche führen. Unter den Wackelkandidaten sind einige prominente Namen: Heiko Westermann, Rafael van der Vaart und Marcell Jansen.
Letzteren hätte der HSV gerne in der Winterpause verkauft, um wenigstens noch etwas Ablöse zu kassieren. Doch daraus wurde zum Leidwesen des seit 1. Oktober 2014 amtierenden HSV-Sportchefs Peter Knäbel nichts.
Interesse aus Lissabon
"Benfica Lissabon und andere Vereine hatten Interesse", bestätigt Jansens Berater Gerd vom Bruch auf Anfrage von SPORT1, "aber für uns kam ein Wechsel nicht in Frage. Ein Wintertransfer bringt immer Probleme für den Spieler mit sich."
So ist Jansen also erst einmal weiter im Kader des Dusel-Dinos, der zuletzt überaus glücklich 2:1 gegen Hannover gewinnen konnte. In diesem Spiel war Jansen einer der Aktivposten. Der dienstälteste HSV-Profi ackerte auf der linken offensiven Außenbahn und erzielte einen Treffer.
Beim 3:0-Sieg beim SC Paderborn war Jansen sogar zum besten Hamburger avanciert. Mit einer beherzten Aktion hatte der 29-Jährige bereits nach 8,5 Sekunden den schnellsten Elfmeter der Bundesligageschichte erzwungen und das zweite Tor selbst geschossen.
Zwei Millionen Euro pro Saison
Einen derart dynamischen Spieler lässt der HSV zappeln? Wenn es denn so einfach wäre. Dass sich die Norddeutschen mit einer Vertragsverlängerung schwertun, liegt nicht nur daran, dass sie Geld einsparen wollen und Jansen mit geschätzten zwei Millionen Euro Gehalt großzügig bedacht wird.
Die Verantwortlichen haben große Zweifel, dass Jansen auf Dauer so engagiert spielt wie derzeit. "Konstant gute Leistungen", verlangt Knäbel. HSV-Cheftrainer Joe Zinnbauer nimmt Jansen ebenfalls in die Pflicht: "Zu oft hat Marcell nach guten Spielen nachgelassen."
Berater vom Bruch sieht es naturgemäß anders. Jansen sei keineswegs ein Spieler, der Gas gebe, um nach Erreichen des persönlichen Ziels wieder einen Gang zurückzuschalten. "Marcell war in der Hinrunde verletzt und häufig angeschlagen, jetzt ist er wieder fit und bringt deshalb Topleistungen."
Kein Abnehmer im Jahr 2012
Schon die vorige Vertragsverlängerung um zwei Jahre im Sommer 2012 war für Jansen kein Selbstläufer. Der HSV hatte versucht, seinen Linksfuß abzugeben. Es fand sich damals aber kein Klub, der genug für Jansen zahlen wollte.
Immerhin acht Millionen Euro hatte der HSV 2008 an den FC Bayern überwiesen. Am Ende blieb Jansen, der 2007 für 14 Millionen Euro von Mönchengladbach nach München gewechselt war, in Hamburg. Der damalige Sportchef Frank Arnesen verband den neuen Zwei-Jahres-Vertrag mit einer Forderung: "Wir erwarten viel von Marcell Jansen."
Was folgte, war aber eher durchwachsen. Der 45-malige Nationalspieler hatte große Leistungsschwankungen, auch deshalb steckte der HSV permanent im Abstiegskampf.
Vom Bruch akzeptiert Deadline
In welche Richtung die Hamburger nun tendieren, darüber will vom Bruch nicht spekulieren. "Wir haben von Peter Knäbel keine Hinweise erhalten. Es ist das Recht des HSV, eine Deadline zu setzen. Wir akzeptieren das", so der 73-Jährige.
Auch wenn Jansen sich in Hamburg wohlfühlt und sehr gerne bleiben würde, habe er auch noch andere Optionen, betont vom Bruch. "Nichts ist in Stein gemeißelt. Wir müssen schauen, ob die HSV-Planung mit Marcells Planung konform ist."
Unter Druck lassen will sich vom Bruch nicht. "Marcell ist kein Frischling mehr. Er war schon mit 20 bei einer WM und hat hinlänglich bewiesen, dass er Fußball spielen kann."
Nun muss er davon auch noch die HSV-Verantwortlichen überzeugen.